BRONZEVOGEL
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Wertung: 3 von 5
1 Rezension
-"Komm hervor aus deiner Enge, Kindchen, aus dem tiefen Sumpfe!" Zischelnd murmelte die Schwiegermutter den Geburtszauber.-
1.Kapitel 1020
Zyklus/Band Sturmfalke (Prequel)
Autor Kaari Utrio
Original Vaskilintu
Erscheinungsjahr 1992, dt. 1998
Verlag Piper
ISBN 3-492-26044-6
Subgenre Pseudo-historisch
Seitenzahl 719
Probekapitel -
Worum's geht:
Finnland 1020: Suvivilja, die ungeliebte Ehefrau des Händlers Ari Fernfuß, bringt eine Tochter zur Welt, der der Wahrsager den Namen Terhen, "Nebelmädchen", gibt. Ari wollte einen Sohn haben, deshalb wird das Kind bald zu seinen Großeltern mütterlicherseits gebracht. Der Christenglauben hat sich in Finnland noch nicht durchgesetzt und so lernt Terhen auf dem Hof ihrer Großeltern den Zauberer Talpia kennen, eine Art Schamane, der mit den Toten, den Geistern der Vorfahren, reden kann. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen und so lernt auch Terhen die Toten zu besuchen. Außerdem stellt sich heraus, daß die Kleine blutende Wunden zum Stillstand bringen kann und immer wenn sie sich fürchtet, zieht ein ätzender gelber Nebel auf. Als Ari stirbt, nimmt Suvivilja sich einen neuen Mann und holt Terhen zu sich auf den Hof. Aber auch die Mutter stirbt bald und Terhen soll als Sklavin verkauft werden. Von nun an wird das Schicksal sie an die unterschiedlichsten Orte tragen: Nach Rußland, Konstantinopel, Ungarn, Frankreich, England und Norwegen, stets begleitet von ihrem Totemtier, dem Bronzevogel.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Piper hat dieses Buch in der Rubrik "Boulevard" veröffentlicht und dort ist es auch sehr gut aufgehoben, denn Bronzevogel ist ein Roman, der Unterhaltung auf nicht sehr hohem Niveau bietet. Zwar schickt Utrio ihre Heldin an wechselnde Schauplätze, aber Terhens Erlebnisse werden ständig nach dem gleichen Strickmuster erzählt: Aufgrund äußerer Umstände, weil jemand, der Macht über sie hat, sie in die Sklaverei verkaufen will, sie verheiratet oder sie als Begleitung für eine Prinzessin bestimmt, gelangt Terhen in ein anderes Land. Dort kommt es zu Überfällen, Gewaltausbrüchen oder Intrigen, Terhen schwebt in Gefahr, aber der Leser begreift schon sehr früh -zu früh für einen Roman mit über siebenhundert Seiten- daß Terhen stets einigermaßen unbeschadet alle gefährlichen Situationen übersteht, denn im Augenblick der Gefahr ziehen mit Sicherheit entweder gelbe Nebelschwaden auf, in denen die Angreifer ein jähes Ende finden oder Eirik, ein Freund aus Terhens Kindertagen kommt heldenhaft angeprescht, um sie zu retten. Nur ein einziges Mal ergreift sie selbst die Initiative und ermordet jemanden, der ihr gefährlich werden kann.
Dies ist ein weiteres Manko des Buches. Terhen, die ja eigentlich die "Heldin" des Romans sein müßte, ist höchst passiv. Sie hat keine eigenen Ziele und Pläne, die sie aktiv und listenreich verfolgt. Terhen bestimmt ihr Schicksal nicht selbst, sondern ist der Spielball der Mächtigen, die entscheiden, wen sie heiratet und wohin sie zu gehen hat. Das mag nah an der Wirklichkeit sein, im Mittelalter hatten Frauen tatsächlich nur wenig zu sagen und konnten nur selten ein selbstbestimmtes Leben führen, aber eine derart inaktive Heldin ist für die Spannung jedes Romans tödlich. Selbst ihre besonderen Gaben kann sie nicht mit Berechnung einsetzen. Die Nebelschwaden ziehen stets auf, wenn Terhen Angst hat, ob sie will oder nicht. Auch die Entscheidung wessen Blut sie stillt, unterliegt nicht ihrem Willen. Sieht sie eine blutende Wunde, überwältigt sie das Bild eines Blutstroms in ihrem Kopf und das Blut des Verwundeten hört auf zu strömen.
Manchmal hat man sogar den Eindruck, die Autorin versucht mit aller Macht, sämtliche Elemente auszuschalten, die etwas Spannung aufkommen lassen könnten. So schildert sie Terhens Freund Eirik als großen, starken Mann, der aber geistig ein wenig zurückgeblieben ist. Doch kaum hält der Leser Eirik für einen gutmütigen tumben Toren, schon enthüllt Utrio, daß er den Einfältigen nur spielt. Es ist auch von Anfang an klar, mit wem Terhen am Ende als glückliches Paar vereint sein wird. Utrios Erzählweise ist so durchschaubar, daß es für den Leser kein Geheimnis gibt. Als ein Mann seiner zweiten Ehefrau mitteilt, die erste hätte ihn schnöde verlassen, nimmt ihm der Leser das nicht ab. Es ist ganz offensichtlich, daß er die erste umgebracht hat, um die zweite heiraten zu können. Während der Leser stets sofort wittert, woher der Wind weht, bleiben die handelnden Personen zu lange ahnungslos. Terhen benötigt ziemlich lange, um zu durchschauen, daß Eirik gar nicht so dumm ist und die zweite Ehefrau muß erst von einer anderen Person gesagt bekommen, was mit ihrer Vorgängerin geschehen ist, bis sie merkt, was gespielt wird.
Das hat zur Folge, daß der Leser, der die Lage der Dinge lange vor den Protagonisten durchschaut, sich ständig wünscht, Kaari Utrio möge in ihrem Roman doch endlich einmal ein schnelleres Erzähltempo vorlegen und man wünscht sich inständig irgendwann doch noch einmal von völlig unvorhergesehenen und aufregenden Entwicklungen überrascht zu werden, aber dies findet nicht statt. Das Einzige, was den Leser an diesem Roman ein wenig überrascht ist, an welchen Ort Terhen nun wieder verschlagen wird und ob sie erneut ihren Namen wechselt, was mehrmals im Roman geschieht.
Trotz all dieser Mängel ist Bronzevogel aber auch nicht so schlecht, daß man sich das Sprachgefühl oder den guten Geschmack völlig ruiniert, wenn man das Buch liest. Leser die historische Romane mögen und wechselnde Schauplätze schätzen, werden sich von Bronzevogel gut unterhalten fühlen.
(rezensiert von: Top Dollar)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Chloe und Cheftu

Fazit: Spannungsarmes Unterhaltungs-Fastfood.


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