Artikel - Sekundärliteratur - Geschichte/Mythologie
HEORIE
Theorie zum Genre - also Sekundärliteratur, und Bücher aus Fantasy-relevanten Bereichen der Geschichte und Mythologie wird hier vorgestellt, ferner einige allgemeinen Fragen und Fakten zu Fantasy behandelt.

Fragen & Antworten und theoretische Artikel

Was ist Fantasy?
Wo soll das nur enden? - Zu Endlosserien, Zyklomanie und dem Überblick
Wer sind die Gewinner? - Zum World Fantasy Award und anderen Auszeichnungen
Englisch oder Deutsch - was liest sich besser?
Warum Fantasy?- Teil 1: Eskapismus & Co. als Erklärung für die Faszination des Genres
Warum Fantasy?- Teil 2: Meinungen, Zitate, Statements
Schwuler Held gewünscht? - Homosexualität in Fantasy-Romanen
Robert E. Howards Conan - Sword & Sorcery zwischen Kunst und Kitsch

Theorie zum Genre Fantasy

Selten wird Fantasy - vor allem hierzulande - als wirkliche Literatur betrachtet, und so wird auch kaum über Fantasy theoretisiert. In den letzten Jahren gab es zwar viele Studenten, die Fantasy zum Thema ihrer Magisterarbeiten machten, aber darüber hinaus wird dem kaum ernsthafte wissenschaftliche Beachtung geschenkt.
So gibt es nur sehr wenige Bücher, die sich der Theorie zur Fantasy verschrieben haben, und oft sind es Genre-Autoren selbst, die hier als Literaturtheoretiker zu Wort kommen...

Einige dieser Bücher seien hier vorgestellt:

John Clute/John Grant: The Encyclopedia of Fantasy
Das mit Abstand beste und umfassendste Werk über Fantasy. Der dicke Wälzer behandelt neben Literatur auch Film, Comic und andere verwandte Themen. Besonders interessant ist, daß man neben den in großer Zahl vertretenen Autoren auch Motive der Fantasy(-Literatur) nachschlagen kann, die dann ausführlich in Verwendung und Funktion beschrieben sind (Beispiele: Hero, Quest, Land, Companions, Secondary World etc.)
Das Genre wird in diesem Lexikon ernst genommen, doch nicht nur aus der einseitigen devoten Fanperspektive betrachtet - für alle, die sich ernsthaft mit Fantasy beschäftigen wollen, also absolut empfehlenswert.
Leider nur auf englisch erhältlich und nicht eben billig. (hier gibt es online-Nachträge zur Ausgabe von 97)
1087 Seiten; ISBN: 1-857-23893-1

Diana Wynne Jones: The Tough Guide to Fantasyland

Hier findet man sie: Alle Klischees, die in der Fantasy halt so auftauchen, durch den Kakao gezogen. Egal, ob es sich dabei um den netten Strauchdieb handelt, der eigentlich der Prinz ist, um den unbesiegbaren Barbaren, der nur im Lendenschurz rumläuft oder um mächtige magische Artefakte, die gegen stinknormale Banditen einfach harmlos sind. Das ist lustig und es geht einem das ein oder andere Licht auf, aber das war's auch schon. Leider ist es der Autorin nicht gelungen, irgendeine Art von Resummé zu ziehen, und deshalb ist dieses prinzipiell gute Buch leider nur eine Aufzählung von Klischees und nichts weiter.
223 Seiten; ISBN: 0-575-60106-x

Marcel Feige, Kuno Liesegang: Fantasy-Lexikon

Ein vor allem auch auf den deutschen Markt gemünztes Lexikon, in dem Bücher, Spiele, Filme, Comics und so fort Eingang gefunden haben, das aber leider den Namen Lexikon nicht verdient. Schlecht aufgemacht werden einfach Autoren und Werke aufgezählt. Die Autoren sparen zum Teil nicht mit Kritik, diese ist aber nicht konstruktiv, sondern teilweise einfach nur einfältig. Auch haben sie nichts zu Theorie zu sagen, sondern beschränken sich wie gesagt auf die Nennung der Dinge. Erklärungen oder auch nur eine Ordung von Fantasy-Phänomenen wird man vergeblich suchen.
379 Seiten; ISBN: 3-896-02267-9

Helmut W. Pesch: Fantasy - Theorie und Geschichte

Diese vom Ersten Deutschen Fantasy Club veröffentlichte Arbeit - eigentlich handelt es sich dabei um eine Dissertation - ist ein hoch wissenschaftliches Buch und sicherlich nur für jemanden geeignet, der sich sehr intesiv mit dem literarischen Phänomen "Fantasy" auseinandersetzen will. Dann aber ist es eine nahezu einzigartige Sache, die sich dem Genre mit Präzision und literaturwissenschaftlichem Fachwissen nähert. In erster Linie wird dabei Fantasy als Genre abgegrenzt und eingeordnet, um dann ansatzweise Strukturen und Entwicklung darzustellen. Ein ausführlicher Bibliographie-Teil gibt Überblick über wichtige Werke des Genres. Keine leichte Lektüre, aber eine sehr gute Grundlage für nähere Betrachtungen; leider fehlt die ganz aktuelle Entwicklung der Fantasy in der Darstellung.
308 Seiten; ISBN: 3-932621-45-x

Susanne Gaschke: Hobbits, Hexen und Piraten
Eigentlich ein Buch über Leseempfehlungen für Kinder, aber da auch viele Werke aus dem phantastischen Bereich Aufnahme gefunden haben, ist es eine Erwähnung wert. Positiv fällt die Meinung der Autorin auf, die deutsche Kinder- und Jugendliteratur sei zu didaktisch. Allerdings werden alle Bücher nach einer sehr subjektiven Meinung bewertet - so findet man zum Beispiel als Tip für die Eltern, daß sich Der Herr der Ringe grundsätzlich nicht als Lektüre für nicht-Erwachsene Leser eignet - was sicherlich nicht so absolut zutrifft. Außerdem kommen einige Bücher nur aufgrund einer persönlichen Abneigung der Autorin gegen sie schlecht weg und alles in allem werden nur die ohnehin schon bekannten Klassiker erwähnt, aber wenig auf neuere Erscheinungen eingegangen. Als Sammlung über klassische Kinderliteratur also eine schöne Sache, aber als Ratschläge für Eltern wohl eher untauglich: Auf Astrid Lindgren wären die meisten wohl auch ohne dieses Buch gekommen.
270 Seiten; ISBN: 3-421-05668-4


Theorie zu Fantasy-Inhalten

Es gibt Massen an Büchern über mittelalterliche (und andere fantasy-relevante) (Kultur)-Geschichte, und extrem viele sind populistisch und laienhaft. Hier werden ein paar ruhmvolle Ausnahmen vorgestellt, die für den vielseitig interessierten Leser von Bedeutung sein könnten:

Ulrich Müller/Werner Wunderlich (Hg.): Mittelalter-Mythen: 7 Bände
Eine wunderbare, mittlerweile in 3 Bänden erschienene Reihe über das Mittelalter. Die Texte zu den einzelnen Themen beleuchten diese von einem fundierten, wissenschaftlichen Standpunkt aus, ohne das übliche Mystik-Gesülze. Es wird viel mit Literaturquellen verschiedenster Sprachen gearbeitet und die weitere Rezeption des jeweiligen Mythos bis in die Moderene geschildert. Bilder und eine ausführliche Biobliographie zu den Punkten runden die Einträge ab, die trotz dieser Wissenschaftlichkeit höchst unterhaltsam zu lesen sind. Das interessanteste, umfassendste und überzeugendste Werk, das zu diesem Thema auf dem Markt ist. Einziger Nachteil: Der Preis. Die guten Stücke sind halt Fachbücher, so daß man sozusagen knapp hundert Euro (!) pro Band hinblättern darf. Lohnt sich aber. Manche Uni-Bibliotheken haben auch Teile davon auf Lager...
Band 1: Herrscher, Helden, Heilige
Interesse am Parzival- oder Artus-Mythos? An der Geschichte Siegfrieds? Hier kann man nachlesen, was wirklich überliefert wurde. Ohne Pathos und nur auf mittelalterliche Quellen gebaut.
786 Seiten; ISBN: 3-908-70103-1
Band 2: Dämonen, Monster, Fabelwesen
Kobolb, Einhorn, Drache, Succubus, Fenriswolf, Werwölfe und Co. werden in diesem Band vorgestellt. Wieder belegen Quellen und Bilddokumente die wirkliche Vorstellung, die die Menschen im Mittelater vielleicht von diesen Wesen hatten.
696 Seiten; ISBN: 3-908-70104-x
Band 3: Verführer, Schurken und Magier
Ob Merlin oder Morgaine oder Loki - hier geht es vielleicht um die interessantesten Figuren der mittelalterlichen Mythen. Von der Herkunft der Namen bis hin zu Verfilmungen oder Verehrung im Internet werden sie beschrieben und belegt.
600 Seiten; ISBN: 3-908-70107-4

Lorraine Daston, Katharine Park: Wunder und die Ordnung der Natur
Die Autorinnen klären über den Wunderglauben vor allem im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit auf, der sich nicht bis unsere heutige Zeit gehalten hat, während früher Monster und Wunder als Erklärung für alle möglichen Phänomene dienten. Das Thema wird vor allem auch in seinen Bezügen zu den Naturwissenschaften behandelt. Viele Nachdrucke und interessante Bilder begleiten den Text, doch ist das Buch keine leichte Lektüre.
480 Seiten; ISBN: 3-821-81633-3

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