DINER DES GRAUENS

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Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
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1 Stern = übel
Wertung: 2 1/2 von 5
1 Rezension
-Die Realität ist wie ein Obstkuchen. Hübsch anzusehen, aber unter der Oberfläche lauern allerhand scheußliche Dinge. … Es sind die dunklen Dinge: vergessene Schatten dessen, was einmal war, aber nicht mehr ist, unheilvolle Träume davon, was gewesen sein könnte, aber nie sein sollte. Und außerdem verdrehte Trugbilder von Wesen, die nie wirklich lebten, aber trotzdem nicht sterben können.-
Dreiundzwanzig
Zyklus/Band -
Autor A. Lee Martinez
Original Gil's All Fright Diner
Erscheinungsjahr 2005, dt. 2006
Verlag Piper
ISBN 3-492-26615-0
978-3-492-26615-4
Subgenre Funtasy/Dark Fantasy
Seitenzahl 344
Probekapitel -
Worum's geht:
Willkommen in "Gil's All Fright Diner", einem schäbigen Imbiss irgendwo in der Wüste. Hierher verschlägt es die texanischen Kumpel Earl und Duke mit ihrem uralten Pickup. Eigentlich wollten sie hier nur einen Happen essen und dann weiterfahren. Die schwer-gewichtige Restaurantbesitzerin Loretta bietet jedoch hundert Dollar, wenn sie sich ihres Zombie-Problems annehmen. Und weil Duke ein Werwolf, Earl ein Vampir und beide knapp bei Kasse sind, schlagen sie ein. Doch die Zombies, die das Diner heimsuchen und Zombie-Kühe, mit denen sie es zu tun bekommen, sind erst der Anfang. Ein monströser Kult setzt offenbar alles daran, ein uraltes Übel unterhalb des Gebäudes zum Leben zu erwecken… (Klappentext)

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Diese Parodie von Newcomer Lee A. Martinez fängt genau dort an wo eine, dem Horrorgenre gewidmete, ordentliche Parodie klassisch beginnen sollte: In einem schäbigen Imbiss in einem verschlafenen Kaff irgendwo in der tiefsten texanischen Wüste.
Die beiden Freunde Earl und Duke, ihres Zeichens die wichtigsten Personen in diesem grausig-blutigen Roman zum Totlachen, erfüllen auf den ersten Blick zunächst einmal alle Erwartungen, die man an einen durchschnittlichen Werwolf und einen durchschnittlichen Vampir hat: Duke, der Werwolf spürt seine Kräfte am deutlichsten bei Vollmond, und Earl, der Vampir reagiert äußerst empfindlich auf Knoblauch… Martinez hat sich allerdings bei der Gestaltung und Ausarbeitung der beiden etwas mehr einfallen lassen, als nur diverse Erwartungen des Genres zu erfüllen: Duke, mit beachtlichem Leibesumfang, entspricht zwar weitestgehend den Klischees, hat aber noch einige interessante Nuancen im Charakterbild. Der Vampir erfüllt zunächst einmal auch alles, was man sich unter einem waschechten Untoten vorstellt, doch auch hier sorgt der Autor für ein paar kleine, amüsante Überraschungen. Darüber hinaus lernt man die feiste Bardame Loretta kennen, die sich von den Zombies, die regelmäßig ihr Diner heimsuchen, keineswegs schrecken lässt, sondern - im Gegenteil - den Kampf gegen diese Unholde mit Mut und Todesverachtung aufnimmt. Sie schießt lässig die wandelnden Leichen, in den verschiedensten Stadien der Verwesung, mit einem flotten Spruch auf den Lippen über den Haufen und auch der wieder zu Bösem erwachte Leichnam des Vorbesitzers bringt sie kaum aus der Fassung. Zwei Halbwüchsige spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle, doch der Bursche scheint sich außer für die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse für nicht allzu viel mehr zu interessieren: Dass seine hübsche Freundin damit beschäftigt ist, dem uralten Unheil unter dem Diner zu neuem Leben zu verhelfen, stört ihn nicht im geringsten - wenn er die Aussicht hat, dass sein Bedürfnis befriedigt wird, gräbt er schon ein paar Leichen aus, wenn sie es von ihm verlangt - selbst wenn er vor Angst fast verrückt wird. Die übrigen Figuren sind nicht weiter beschrieben und deren Auftritt beschränkt sich meist auf die Erwähnung ihres Namens und der Beschäftigung, der sie entweder als Präparator von Tierkadavern, als Sheriff oder als Farmer nachgehen. Die Umgebung, in der der Roman spielt, sieht auch erst einmal so aus, wie man es erwartet: eine staubige Landstraße die nach Nirgendwo führt, ein wenig Vertrauen erweckendes Gebäude, das eine Neonreklame als "Diner" ausweist, und das auf hungrige Passanten nicht gerade einen einladenden Eindruck macht. Ein verschlafenes Nest, bestehend aus ein paar Häusern und noch mehr Hütten, und ein abseits gelegener Friedhof mit einigen rostigen Grabkreuzen und schiefen Grabsteinen, gelegen in der texanischen Wüste kurz vor dem Ende der Welt - das ist das Setting, in dem die gar grausliche Geschichte um den coolsten Vampir, den fettesten Werwolf der Welt und die Wiedererweckung der ganz furchtbar bösen, alten Mächte spielt.
Martinez spart nicht mit Klischees, und so ziemlich alles aus der Grusel- bzw. Horrorecke bekannte wird hier verwurstet: schwankende Leichen, Unheil verkündende krächzende Raben, schwarze Magie, Hexerei, Geister, Monster und natürlich: gaaanz viel Bluuut…
...auf möglichst drastische Weise vergossen.
Das Diner des Grauens ist zunächst einmal "gewöhnliche Hausmannskost": bekannte Zutaten werden zusammengerührt und das Buch liest sich "herzhaft-deftig" mit häufigem Gebrauch von Gossensprache als alles übertünchende "Würzmischung". Kenner des Genres werden kaum Überraschungen erleben und auf Intelligenz und überraschende Wendungen hofft man ebenfalls vergeblich. Die ganze Geschichte zielt einzig darauf ab, nahezu sämtliche Genreklischees auf den Arm zu nehmen. Das, dem ersten Eindruck nach, langweilige und vorhersehbare Geschehen, ist allerdings genau das, was Martinez beabsichtigt hat, und die ganze Stärke dieser Horrorparodie: Beinahe jede Situation kommt zunächst wie eine hinlänglich bekannte Szene daher, die aber dann vom Autor stark überzeichnet wird. A. Lee Martinez hat hier munter aus dem Vollen der ganzen Welt des Horrors geschöpft und es so geschafft mit den grotesk-blutig-komischen Situationen eine amüsante Abrechnung mit einem Genre, das seinen zweifelhaften Tiefgang aus dem möglichst grausamen Töten von Menschen und Tieren bezieht, zu Papier zu bringen. Diner des Grauens kämpft allerdings mit denselben Problemen, mit denen die meisten zu Papier gebrachten Parodien zu kämpfen haben: es fehlt an eigenen Ideen und es wirkt zunächst einmal albern und lächerlich. Ein Übriges zur Enttäuschung während der Lektüre steuert das niedrige Sprachniveau bei, und die Vorhersehbarkeit lässt das Diner des Grauens erst einmal vollends durchfallen. Lässt man das Gelesene jedoch noch einmal vor dem geistigen Auge Revue passieren, stellt man fest, dass Martinez ein nettes Debüt gelungen ist, dass zwar kein Knüller ist, über das man aber eigentlich ganz gut und herzhaft lachen kann - wenn man es beim einmaligen Lesen belässt…
(rezensiert von: Katerchen)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Kann man mal lesen, aber - einmal genügt.


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