DRACHENMEER

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: ø 4.25 von 5
2 Rezensionen
-"Mach dir um mich keine Sorgen", sagte der alte Mann barsch. "Ich habe schon mehr als einem Ungeheuer die Haut abgezogen. Und jetzt lass uns Nebel machen."-
Die Schutzrune
Zyklus/Band -
Autor Nancy Farmer
Original Sea of Trolls
Erscheinungsjahr 2004, dt. 2005
Verlag Loewe
ISBN 3-7855-5355-2
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 467
Probekapitel -
Worum's geht:
In einem trostlosen englischen Küstendorf fristet der Schäferssohn Jack ein eintöniges Dasein. Harte Arbeit, die verhätschelte kleine Schwester und der verbitterte Vater bestimmen seinen Alltag. Als der unheimliche Barde des Dorfes den Jungen zu seinem Lehrling erwählt, hält Jack dies zunächst für ein Missverständnis. Doch schon bald beginnt er seine Verbindung zur Magie zu spüren. Bevor er aber seine Ausbildung beenden kann, werden seine Kräfte auch schon aufs Härteste geprüft: Die Berserker kommen und ihre Segel am Horizont verheißen Blut und Feuer. Ausgerechnet um seine Schwester zu schützen, muss Jack nun all seinen Mut zusammen nehmen und sich auf eine Reise begeben, die ihn ins barbarische Nordland - und zu den Quellen der Magie - führen wird.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Drachenmeer ist ein Jugendbuch, mit einem linearen Aufbau, einem junge Helden und einer Entwicklungsgeschichte - aber definitiv eines von der besseren Sorte. Jack mit seinem leicht fanatischen Vater, der verhätschelten kleinen Schwester und der bodenständigen, aber zurückhaltenden Mutter ist eine Figur, mit der man sich schnell identifiziert und die einen leichten Einstieg in die Welt der Angelsachsen im frühen Mittelalter ermöglicht - schließlich kommen einem seine Probleme zumindest vage bekannt vor. Von Anfang an fällt dabei die gute Recherchearbeit der Autorin auf (die auch in einer Bibliographie im Anhang nachvollziehbar gemacht wird): Das Leben der einfachen Menschen wird nicht geschönt oder glorifiziert, und die kleinen Einblicke, die in die damalige Landwirtschaft oder Wohn- und Esskultur gegeben werden, wirken authentisch. Dabei ist Drachenmeer keineswegs ein historischer Roman, denn sobald Jack als Lehrling des alten Barden des Dorfes angenommen wird, taucht er in die Welt von Trollen, Erdmagie und Zauberern ein. Natürlich hat Jack eine Begabung für die Magie, und natürlich fällt sie ihm am Anfang schwer, ist aber dann zur Hand, sobald sie gebraucht wird - gerade zu Beginn der Handlung gibt es einige sehr schnell durchschaubare Handlungsmuster, die ein wenig zu sehr an schon oft Dagewesenes angelehnt sind. Aber im Verlauf des Romans fährt die Autorin noch einige andere Kaliber auf, und Jack löst seine Probleme mit Köpfchen statt mit gerade passend kommender Erdmagie.
Einprägsame Figuren sind das Sahnehäubchen des Buches - sind die Nordmänner anfangs noch furchtbare Feinde, halbe Tiere sogar, stellt sich ihr Anführer Olaf Einbraue als durchaus liebenswerter Charakter dar, und die auf Raubzügen basierende Lebensweise der Wikinger wird als -wenn auch nicht unbedingt erstrebenswerte- Alternative gezeigt, statt das Volk einfach als Bösewichte zu klassifizieren.
Auffallend ist der charmante Umgang mit den drei aufeinanderprallenden Glaubensvorstellungen den Nordens - Christentum, Glauben an nordische Gottheiten und Mythen und keltische Vorstellungen. Alle drei Glaubensrichtungen und auch ihr Zusammenspiel werden mit einem Augenzwinkern beschrieben - wie überhaupt ein schalkhafter Humor durch das ganze Buch hindurch immer wieder aufblitzt - ohne, daß sich über Religionen oder Überzeugungen lustig gemacht wird.
Das vollständige Happy End des Buches wirkt auf erfahrene Leser vielleicht ein bißchen zu rund - da wird möglichst alles gerade gebogen, was jemals krumm war; trotzdem gab es vorher so viel zu entdecken, erleben und auch erleiden, daß man das Buch sicherlich befriedigt aus der Hand legen kann.
Drachenmeer ist ein spannendes und kluges Abenteuervergnügen, das nach anfänglichen Längen tatsächlich an Klassiker wie Der Hobbit erinnert und die nordische Kultur und Mythenwelt zu einem bunten, eingängig geschilderten Leben erweckt.
(rezensiert von: mistkaeferl)
mehr Rezensionen lesen:
1 vorhanden
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Das Bergvolk

Fazit: Ein mitreißendes Abenteuer im Jugendbuchstil, das die nordischen Sagas mit einem Augenzwingern anklingen läßt.



weitere Rezensionen:

Drachenmeer:
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Sehr anschaulich wird der Leser in die nebelverhangene, karge ursprüngliche Heidelandschaft Englands entführt. In der frühchristlichen Gesellschaft genießt das Bardentum noch immer hohes Ansehen - so auch der Barde aus Jacks Gemeinde. Es gilt als ehrbar, ihm Essen dar zu bringen; seine Heilkräfte und sein Rat werden hoch geschätzt.
Dennoch erscheint es Jack nicht ganz geheuer, ihm eines Tages als Lehrling zur Seite zu stehen. Tatsächlich entpuppt sich der ehrbare Alte aber als zupackender und überschwenglich humorvoller Typ ("Ich hatte mir auf der Bardenschule gerade meine Harfe verdient und war bereit für ein Abenteuer."). Anstatt Schafe zu hüten, erfährt Jack von nun an alles über Oger, Trolle, Frostriesen, Nordmänner und die Geschichte von Königin Frith, der Halb-Trollin. Wer könnte ahnen, dass Frith schon längst ihre grausamen Boten ausgeschickt hat, um eine offene Rechnung mit dem Barden zu begleichen?
Jack verschlägt es nach einem Berserker-Angriff auf die weite Reise nach Nordland, weiter entfernt von zu Haus als er es sich je hätte vorstellen können. Trotz ihrer unbändigen Brutalität, ihres Heidentums und ihrer schlechten Manieren, lernt Jack, sich unter den Nordmännern zurecht zu finden und sich Respekt zu verschaffen, wobei ihm seine noch schwächlichen magischen Kräfte und - umso mehr - sein flinker Verstand zu Hilfe kommen. Doch täuschen die friedlicheren Momente nicht darüber hinweg, dass er und seine Schwester sich jederzeit in tödlicher Gefahr befinden. Als sich die Situation dramatisch zuspitzt, bleibt ihnen nur noch ein Ausweg: Jack muss sich direkt ins Herz alles Bösen begeben - ins Reich der Trolle bzw. Jötune, dem Ort, den selbst die Wikinger fürchten...
Jacks Reise beschreibt nicht nur ein Abenteuer, sie ist auch eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Jack lernt auf schmerzliche Weise Abschied zu nehmen, Verantwortung für sich selbst und andere zu tragen, seine tiefsten Ängste zu überwinden und auf seine eigene Kraft zu vertrauen. Es ist spannend zu beobachten, wie sein Charakter sich weiter entwickelt.
Auch die anderen Charaktere sind sehr schön ausgestaltet. Der herrlich unkonventionelle Barde, die (schon fast modern anmutende) verzogene Schwester Lucy und die wilde, unbezähmbar scheinende Schildmaid, die Jack bald begleitet, sind dabei besonders hervor zu heben. Leider erscheinen die blutlüsternen Berserker oft als allzu freundlich-kumpelhaft, was vielleicht damit zusammenhängt, dass viele der klassischen Figuren - der Barde, die Trolle - auch in ironisierter Gestalt auftauchen.
Mythologische Elemente, wie z.B. der Weltenbaum Yggdrasil und Walhalla, werden allernorts in die Geschichte eingewoben. Der hohe Recherche-Aufwand, der für dieses Buch aufgebracht wurde, lässt sich besonders gut in den Passagen nachvollziehen, in denen die Nordmänner tatsächlich Isländisch sprechen, was dem Altnordischen am nächsten kommt. Im umfangreichen Anhang wird sowohl auf diese Besonderheit eingegangen, als auch auf viele andere im Buch angesprochenen Personen und Zusammenhänge.
(rezensiert von: Nungu)
gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Wer sich von einem besonders schönem Cover zum Kauf verleiten lässt, wird hier nicht unbedingt zugreifen - aber die Abenteuerreise und die wunderbaren Charaktere lohnen es ungemein.

©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum