DER TALISMAN
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1 Rezension
-"Was ist denn?" rief der Magier ärgerlich, als das Klopfen an der Tür nicht aufhören wollte...-
Das steinerne Gefängnis
Zyklus/Band Earthdawn (5)
Autor Sam Lewis (hg.); Lois J. Prosperi, Tom Dowd, Christopher Kubasik, Scott Jenkins, Jak Koke, Greg Gorden
Original Talisman
Erscheinungsjahr 1994, dt. 1995
Verlag Heyne
ISBN 3-453-08003-3
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 348
Probekapitel -
Worum's geht:
Der Talisman ist eine Kurzgeschichten-Sammlung, die sich um einen magischen Bernsteintalisman und einem Dämon rankend die Geschichte der fünfhundertjährigen Dämonenplage episodenhaft erzählt.
Das steinerne Gefängnis berichtet viele Jahre vor der Plage von der Windlingsfrau Lynthis und dem Magier Noraim Immerschlau, die für einen theranischen Brela einen Talisman erschaffen müssen, der vor Dämonen warnt.
Alles hat seinen Preis erzählt einige Jahre vor der Plage vom Dorf Vissale und den Mühen, die es hat um von den mächtigen Theranern die magischen Formeln für den Bau eines Kaers zu erhalten.
Bevor das Leben endet ist die Geschichte der Bäuerin Miriam, die am Vorabend der Plage ihr mißlungenes Leben betrachtet und die Ankunft des Dämons beobachtet.
Ausweglos handelt vom Versuch des Dämons während der Plage in den Kaer einzudringen und den Anstrengungen der Geisterbeschwörerin Kryn dieses zu verhindern.
In dunklem Bernstein beschreibt den zweiten Versuch des Kaers am Ende der Plage zurück an die Oberfläche zu gehen - und die Begegnung, die Matrina und ihre Gruppe mit dem Dämon haben.
Aus Blut und Zeit: die Erzählungen um den Talisman und die Plage beendend wird der Versuch der Zwergin Pouika und des Geisterbeschwörers Herizim die Stadt Liffick vor dem Dämon zu retten, geschildert.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Earthdawn-Welt unterscheidet sich in vielen Dingen von anderen Fantasy-Welten. Was zunächst wie ein weiterer Tolkien-Epigone aussieht, entpuppt sich als durchaus eigenständige: Es gibt Elfen, Orks, Trolle und Zwerge, deren physische Eigenschaften im Kern dieselben wie die Tolkiens sind (Elfen sind groß, schön, agil und Orks sind häßlich, zäh usw.), doch bei näheren Hinsehen werden auch hier Differenzen sichtbar. Die Elfen, die in der Geschichte auftauchen, sind heimtückische Räuber, die Orks Rowdies oder einfache Bürger, die besorgt darüber sind, einem Dämonen überlassen zu werden. Die Zwerge stellen die höchste soziale Kultur, je nach Lust und Laune kann ein Zwerg einem Menschen befehlen hinter ihm zu gehen, da der Mensch weniger wert ist. Hinzu kommen noch die feenhaften Windlinge und die golemartigen Obsidianmänner neben anderen. Leider handeln vier der sechs Geschichten von rein menschlichen Siedlungen, so daß für nicht-menschliche Kulturen wenig Platz bleibt.
Die Priester - Questor ist ihr Titel - ähneln eher denen der Antike, die ebenfalls einem weiteren Beruf nachgingen und eher den Glauben als Teil ihres Lebens betrachteten, als die Vollzeit-Pfaffen des Mittelalters und der Neuzeit, deren Leben einzig aus ihrem Priestertum besteht. Generell spielt Religion eine recht geringe Rolle und ist eher eine Frage der Form als des Inhalts.
Die Magie dagegen spielt eine sehr große Rolle, ist es doch der hohe Magiegrad der Welt, der den Dämonen es ermöglicht, aus dem Astralraum in die Welt einzudringen. In jeder Geschichte hat wenigstens ein Zaubernder einen großen Stellenwert und auch die besonderen Fähigkeiten der anderen - die Talente - sind nur mittels Magie nutzbar: Fier, der Dieb aus In dunklem Bernstein kann sich lautlos bewegen, da er die Magie mittels Talent so verwenden kann. Ebenso ist die Zahl der magischen Gegenstände groß; niemand benutzt eine Fackel oder Laterne, man hat Lichtkristalle oder -quarze.
Die Charaktere fallen natürlich recht unterschiedlich aus. Am gelungensten ist vielleicht die ihre Midlife-Crisis erlebende Miram, während die Charaktere Kokes am klischeehaftesten sind. Alles in allem werden in den Geschichten durchaus interessante Charaktere präsentiert, die leider sprachlich nicht gut umgesetzt werden, Ausnahmen stellen die oben erwähnten Charaktere von Kubasik und Koke. Zwei Besonderheiten seien noch erwähnt: Der wichtigste Protagonist jeder Geschichte ist eine Frau. Natürlich spielen Männer sowohl als Protagonisten sowie als Antagonisten große Rollen, doch die wichtigste bleibt immer einer Frau überlassen. Weiterhin stellen Geisterbeschwörer in immerhin drei Geschichten einen Hauptcharakter.
Die einzelnen Geschichten sind ebenfalls unterschiedlich gut; für das Glanzstück halte ich die erste Geschichte, sie ist am originellsten. Auch die von Kubasik ist ungewöhnlich, die anderen sind immerhin noch ganz anständig mit Ausnahme der von Koke, sie ist bestenfalls mäßig. Als ganzes genommen scheint mir die Idee des Buches recht unorthodox und gelungen zu sein. Zu erwähnen ist noch, daß alle Geschichten, selbst die von Koke, zumindest über ein gewisses Maß an Spannung verfügen und daher gut lesbar sind. Ferner sind sie allesamt von einer gewissen Bitterkeit geprägt, ein echtes "Happy-End" gibt es nur selten.
Sprachlich ist besonders die Geschichte von Towd herausragend - er schreibt im Präsens, worüber man anfänglich stolpert. Darüber hinaus sind die Geschichten sprachlich nicht übermäßig gelungen, viele gute Ideen (gerade im Bereich der Charakter-Motivationen) können leider nicht überzeugend dargestellt werden.
Auch werden manche Begriffe aus dem Rollenspiel (der Earthdawn-Zyklus wurde für das gleichnamige Rollenspiel geschrieben) nicht weiter erläutert oder als Terminus Technicus verwandt. Man wüßte gerne mehr über die Bedeutung des täglichen Rituals der Kryn und der Gebrauch der Begriffe Zirkel und Talent hätte sprachlich besser verpackt sein können - besonders hervortut sich hier (Überraschung!) Koke. Dagegen gelingt die erzählerische Umsetzung des Webens magischer Fäden (das Wirken der Magie) gut, besonders bei Prosperi. Als Ganzes gesehen sind diese Fehler nicht übermäßig störend.
Die Übersetzung (von Christian Jentzsch) ist gelungen, man wundert sich nur über den Begriff Waffenmann. Ich nehme an, im Original steht dort Man-At-Arms. Vielleicht wäre eine Übersetzung mit Wächter oder Soldat besser, richtiger wäre Bewaffneter gewesen.
(rezensiert von: Theophagos)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
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Fazit: Die episodenhafte Erzählung der Dämonenplage, ein Stück ungewöhnlicher Fantasy-Literatur, das sprachlich leider nur mittelmäßig ist.


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