Worum's geht:
Elantris war einst eine Stadt,
in der die mächtigen Magier lebten - normale Menschen aller Schichten,
die über Nacht vom sogenannten Shaod in nahezu allmächtige,
unsterbliche Wesen verwandelt wurden und den restlichen Menschen Hilfe
und Leitung gaben.
Doch eines Tages war die Macht von Elantris gebrochen, die Bewohner verfielen
zu lebenden Toten und die Magie wirkte nicht mehr. Seit zehn Jahren ist
Elantris eine Geisterstadt, in der die jämmerlichen Überbleibsel
der Elantrier dahinvegitieren, als eines Morgens Prinz Raoden von Arelon
erwacht und entdeckt, daß auch er über Nacht vom Shaod verdammt
wurde. Er wird nach Elantris verbannt, offiziell für tot erklärt
und versucht in der verdammten Stadt, das Beste aus seiner Situation zu
machen.
Derweil reist seine Verlobte Sarene aus dem Nachbarreich an - sie hatte
einer Zweckheirat mit Raoden zugestimmt, um ihrem kleinen Reich einen
Verbündeten gegen das Reich Fjorden zu schaffen, das mit seiner hierarchischen
und fanatisch ausgeübten Religion die ganze Wel bis auf Arelon und
Sarenes Heimat erobert hat. Und tatsächlich hat bereits ein hoher
Priester aus Fjorden in Arelon Fuß gefaßt - Sarene bleibt
nicht übrig, als die Politik ihre angeblich verstorbenen Gatten aufzunehmen
und zu kämpfen...
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Mit seinem Debut-Roman Elantris hat Brandon Sanderson ganz schön
auf den Putz gehauen - Hardcover-Veröffentlichung, anerkennende Besprechungen
allerorten und auf dem Fuß folgend auch Lizenzverkäufe in eine
ganze Reihe von Ländern. Liest man das gefeierte Werk dann, weiß
man nicht recht, ob man lachen oder weinen soll, weil ein weiteres Mal
ein simpel nach Schema F gestrickter Fantasy-Roman die Gunst der Leser
erworben hat...
Mit hohem Tempo beschreibt Sanderson abwechselnd Handlungstränge
um den durch das Shaod verdammten Prinzen Raoden, der sich im elenden
Elantris durchschlägt, seine Verlobte Sarene, ein emanzipiertes,
kluges, politikbegeistertes Mädchen, das sofort die Zügel in
Arelon an sich reißt und in der Folge die Politik des kleinen Landes
komplett auf den Kopf stellt, und den Priester Hrathen, der mit logischer
Überzeugung ein ganzes Volk bekehren will und dabei eine fanatische
Natter an seinem Busen heranzüchtet. All diese Handlungsstränge
laufen ab und berühren sich wie ein gut geöltes Uhrwerk, man
steigt schnell ein, aber die Spannung bleibt etwas auf der Strecke, weil
alles in so glatten und vorhersehbaren Bahnen läuft.
Der Held Raoden ist ein Super-Optimist, dem trotz widrigster Umstände
in den ersten 250 Seiten gerade einmal drei Zeilen Selbstzweifel zugestanden
wurden (und dann schlägt der Blitz ein und Raoden darf sich einige
Seiten lang im Elend aalen, als hätte der Autor einen Schalter umgelegt);
die Heldin ist ein ähnliches Kaliber. Einfache, sich ständig
wiederholende Charakterzüge werden verwendet, um den Figuren Eigenständigkeit
zu verleihen, bis man es nicht mehr lesen kann, daß Sarene mit ihrem
Finger an die Wange tippt, wenn sie kurz vor einer weiteren genialen Idee
steht, denn gute Einfälle gibt es am laufenden Meter in Elantris,
so daß den Helden zwar von der Handlung das Leben schwer gemacht
wird, sie aber niemals auch nur einen Augenblick lang um eine Lösung
verlegen sind.
Dabei hat die Handlung durchaus Potential für Spannung - eine Stadt
voller Zombies sucht nach Erlösung, während außenherum
das Land in den Ruin stolpert. Wenn fieberhaft an einer Lösung für
das Hauptproblem - dem Fall von Elantris - gearbeitet wird, kann man sich
ein wenig mitreißen lassen. Um so enttäuschender ist dann aber
die hahnebücherne Auflösung. Das Ende ist ohnehin furios, und
zwar im negativen Sinn. Eine bunte, sensationelle und gigantische Explosion
von Magie, und wenn man sich vorab schon in einem Hollywood-Schinken der
platteren Sorte gewähnt hat, kommen hier erst recht die passenden
Szenen für diese These: Ein Totgeblaubter rappelt sich noch einmal
blutend und stöhnend auf, um dem Bösewicht in einer kritischen
Situation noch schnell Eins überzubraten, ein längst vergessener
Charakter stolpert zufällig aus einer Kneipe und löst eine Kettenreaktion
aus. Während ein ganzes Buch lang niemand ins Gras beißen mußte,
werden innerhalb von drei Seiten beinahe alle getötet (aber mit Auferstehungsoption),
und wirklich jede einzelne Figur darf etwas zur Rettung beitragen.
Mit den plakativen Charakteren, der auf reine Dynamik konstruierten Geschichte
und den clever eingebundenen Themen, die ohne in die Tiefe zu gehen angesprochen
werden - von Emanzipation über Herrschaftssysteme hin zu Selbstbewußtsein
und Erfüllung im Leben - kann man Elantris wohl ganz gut weglesen,
aber etwas Besonderes oder gar Subtiles fehlt der Geschichte, und sie
liest sich, als hätte Mr. Sanderson einfach die Erfolgsformel für
Fantasy-Bücher abgearbeitet...
(rezensiert von: mistkaeferl)
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