Worum's geht:
Elsha ist eine Tochter der Quelten, und wird als solche in ihrem fünften
Lebensjahr mit einem Brandmal versehen um den Erwählten zu dienen.
In einer Welt, die erkaltet, sonnelos und unwirtlich ist, müssen
die Quelten das überlebensnotwenige, wärmespendende Feuerit
in harter Arbeit aus den Gruben abbauen und werden von ihren Herrn denkbar
schlecht behandelt - diese halten ihre Sklaven für Tiere, seelenlos
und weder der Sprache noch eigener Gedanken mächtig.
Elsha aber träumt von einer besseren Welt, in der Quelten und Erwählte,
Männer und Frauen gleich sind. Eines Tages erscheint ein Erwählter,
der sie zur neuen Leibdienerin des Feuermeisters macht - eine Stellung,
die eigentlich nur den edelsten Töchtern der Erwählten zusteht.
Der Feuermeister ist der einzige, der Feuerit aufspüren kann, und
an seiner Seite lebt Elsha fortan zwischen zwei Welten - sie will mit
aller Macht die Ungerechtigkeit abschaffen...
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Warum's so gut
ist:
Der hochtrabende Titel läßt auf eine esoterisch angehauchte
Biographie schließen, oder auf feministische Parolen (die auch tatsächlich
ansatzweise auftauchen), aber für einen Jugendroman ist er - vor
allem in Anbetracht des englischen Originaltitels Winter of Fire
- ein wenig unglücklich gewählt. Die Geschichte wird durchweg
aus der Sicht ihrer Heldin erzählt und schafft dadurch in wenigen
Seiten Unmittelbarkeit und Vertrautheit zum Leser, die einen das Buch
sehr flüssig und glatt lesen lassen. Zu glatt, könnte man fast
sagen - denn Elsha trifft auf ihrem Weg zur Rebellion auf keine nennenswerten
Widerstände, und obwohl die meisten Erwählten sie verachten,
läuft nahezu alles wie am Schnürchen. Die schlimmsten Erlebnisse
sind die Trennungen von ihren zahlreichen Freunden, und so gut wie jeder
der Männer, denen sie begegnet, verliebt sich beinahe sofort in sie.
Im großen und ganzen kann man aber über dies hinwegsehen und
auch über die Tatsache, daß weder eine einzige häßliche
Figur auftaucht, noch kaum etwas Häßliches passiert, was man
eigentlich bei dermaßen ausgeprägten Machtstrukturen erwarten
könnte, denn letzendlich handelt es sich um einen Jugendroman, und
als solcher funktioniert er gut: Elsha ist eine sehr positive, und in
gewissen Sinne auch starke Heldin, die auf jeden Fall eher weibliche Leser
ansprechen wird.
Die hinter allem stehende Theorie über die Verbindung von Religion
und Macht ist eigentlich ein clever platzierter Augenöffner, der
der Geschichte eine besondere Brisanz verleiht - was aber leider nur teilweise
gelungen ist, da sich dieser Clou mehr oder weniger schon lange vorher
andeutet.
Daß es trotz dieser Schwächen spannend wird, liegt am mitreißenden
Stil der Autorin. Sie beschreibt ihre düstere Welt und die Figuren
in gut vorstellbaren, einprägsamen Bildern, die niemals die Handlung
bremsen und die der Leser durch Elshas Augen wahrnimmt. Der Roman geht
nur schwer wieder aus der Hand, trotz der relativ einfachen und teilweise
vorhersehbaren Geschichte - ein Verdienst vor allem der schön gezeichneten
Charaktere.
Auch das Szenario einer verdüsterten, staubverhangenen Welt fasziniert
und ist in den paar hundert Seiten bemerkenswert gut umgesetzt. Hätte
man die Heldin ein wenig mehr gefordert und sie ihre Stärken ein
wenig mehr zeigen lassen, wäre der Roman auch für erwachsene
Leser eine wunderbare Sache; so ist es ein spannendes Buch für jugendliche
Leser, das sich für sanfte Rebellion und kritische Hinterfragung
von verkrusteten Strukturen stark macht.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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