Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Da weniger als 10% der Geschichte auf dem Mars der Zukunft spielen, lohnt
es sich nicht, darauf weiter einzugehen. Der Mars der Vergangenheit wird
ebenfalls nur sehr knapp beschrieben. Im Mittelpunkt liegt das Marsmeer,
darum grüne Ebenen und sanfte Hügel, nur Khondor ist eingebettet
in hohe Klippen, Riffs und gefährlichen Untiefen. Eine Reihe von
Stadtstaaten oder Stammesverbänden sitzen an den Küsten. Die
Sarker, ein böses und brutales auf Sklavenhaltung basierendes Königtum,
erstrebt die Hegemonie über das Meer. Eine Zahl von Städten,
wie Jekkara und Valkis, sind ihnen schon tributpflichtig, nur Khondor
mit seinen mächtigen Seekönigen leistet noch Widerstand. So
ist eine Patt-Situation eingetreten: Sark kann Khondor nicht erobern,
da die Waffen der mit ihnen verbündeten Dhuvianer dort nicht eingesetzt
werden können, während die Khonden bei einem Angriff auf Sark
deren Waffen hoffnungslos unterlegen wären.
Die phantastischen Elemente sind einerseits das Erbe Rhiannons und andererseits
die Halblinge. Die Halblinge gehen aus 'den' drei Elementen hervor: Die
Schwimmer aus dem Wasser, sie sind eine Mischung aus Seehunden und Menschen;
die Geflügelten aus der Luft, ihr Äußeres erinnert an
Engel, und die Dhuvianer, die Kinder der Schlange aus der Erde. Sie alle
verfügen über starke Geisteskräfte, mit denen sie Gedanken
lesen oder den Geist zerrütten können etc. All dieses erklärt
Carse sich (und dem Leser) knapp mittels wissenschaftlicher Erzeugnisse
- die Erklärungen sind jedoch teilweise so schwach, daß sie
sich eher nach Ausreden anhören.
Matthew Carse ist die Hauptfigur. Er ist ein ehemaliger Angehöriger
der Interplanetarischen archäologischen Gesellschaft, doch nun ist
er ein Dieb und Hehler. Als Kind kam der Erdenmensch auf den Mars, wo
er unter den kleinen, dunklen Marsianern durch seine Größe
und blonden Haare deutlich auffällt. Er ist durchaus habgierig und
gewinnorientiert, auch ist er stolz und freiheitsliebend. Im Laufe der
Geschichte wandelt er sich allerdings. Neben ihn treten noch einige weitere
Figuren auf. Da ist Boghaz, ein dicker Dieb aus Valkis, Prinzessin Ywain,
die stolz das Schwert von Sark schwingt, Rold, ein Seekönig von Khondor
und seine mit Geisteskräften gesegnete Schwester Emer, neben weiteren.
Über weite Teile der Geschichte sind es flache, exzentrische Charaktere
(i.e. Carse ist der zum Gutmenschen gezwungene Held, Boghaz der schurkische
Sidekick, Ywain die schöne, stolze und grausame Feindin etc.), aber
überraschend weichen die Figuren hin und wieder vom Schema ab, was
sie etwas interessanter macht.
Die Geschichte ist eine typische Abenteuergeschichte: Es gibt ein böses
Reich, das aufgehalten werden muß, eine schöne Feindin, eine
schöne Freundin, der Protagonist ist ein Held, es wird mit Schwertern
gefochten, geschlichen, gerudert und geblufft. Aber auch wenn viele Plotpunkte
physischer Natur sind, gibt es einige, die mittels Geisteskräften
oder Verhandlungen erreicht werden. Listen, die auf überlegenen wissenschaftlichen
Erkenntnissen beruhen, gibt es allerdings nicht. Die Geschichte hat nur
einen Erzählstrang, es wird aus der personalen Perspektive Carses
geblickt. Auch wenn es immer wieder zu interessanten und überraschenden
Wendungen in der Geschichte kommt, so ist sie doch leider zu häufig
vorhersehbar und zu gemächlich erzählt um echte Spannung aufkommen
zu lassen.
Da die phantastischen Elemente als wissenschaftlich erklärbar daher
kommen, ist es, von dieser Warte aus betrachtet, eine Science Fiction-Geschichte.
Aber die Science ist lachhaft, schon in den 50er war sie nicht ernst zu
nehmen und die Fiction deckt sich mit einer typischen Sword & Sorcery-Geschichte.
Daher ist Das Erbe der Marsgötter als Hybrid zwischen diesen
zwei Genres anzusehen: Science Fantasy, genauer gesagt, eine Planetary
Romance.
Die Sätze sind zwar kurz, aber dennoch ist die Geschichte irgendwie
nicht besonders flüssig zu lesen. Die Wortwahl fällt nirgends
negativ auf, aber es gelingt der Autorin auch nicht die Furcht, den Haß
oder andere emotionale Zustände des Protagonisten eindringlich zu
schildern.
(rezensiert von: Theophagos)
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