EX TENEBRIS

Anderer Meinung?

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Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: ø 3 von 5
2 Rezensionen
"Mist", fluchte sie, "ich hatte so gehofft, dass es ihn umbringt."
Ben sah sie fragend an. "Warum sollte jemand an ein paar Tropfen Blut sterben?"
Kapitel 14, Ein Opfer für die Bestie
Zyklus/Band -
Autor Sabine Damerow
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Asaro
ISBN 3-934625-46-0
Subgenre Dark Fantasy
Seitenzahl 476
Probekapitel -
Worum's geht:
Reva, ein bösartiges mythisches Wesen, ermordete um das Jahr 1600 Benedikts Familie. Um den Tod seiner Familie zu rächen, ließ Benedikt sich absichtlich in einen Vampir verwandeln. Schon seit vierhundert Jahren jagt er vergeblich hinter dem Mörder her. Vier Sterbliche, die durch Reva ebenfalls Angehörige verloren haben, schließen sich Benedikt an. In einem alten Herrenhaus in Deutschland treffen die Verbündeten auf das Mädchen Johanna, das ungewöhnliche Fähigkeiten besitzt und im Kampf zwischen Gut und Böse eine zentrale Rolle spielt. Außerdem finden sie Schriftrollen, die von einer Legende erzählen. Bald wird ihnen klar: Benedikt ist der Auserwählte, der das Böse besiegen wird.

Warum's so gut ist:
Liest man die ersten Seiten dieses Romans, dann gewinnt man durchaus den Eindruck, daß man eine Geschichte in der Hand hält, die Spannung und gute Unterhaltung verspricht. Leider muß der Leser nur allzu rasch feststellen, daß der erste Eindruck getrogen hat. Ex Tenebris weist in jeder Hinsicht schwere Mängel auf. Zum einen ist es handwerklich schlecht gemacht. Dieses Buch ist voller Druck- und Rechtschreibfehler, aber am schlimmsten sind die schweren grammatikalischen Fehler, die häufig vorkommen. Wie können einem Lektor derart augenfällige Fehler entgehen? Man fragt sich, ob überhaupt jemand das Manuskript gegengelesen hat. So kann man ein Buch nicht veröffentlichen.
Inhaltlich und stilistisch ist der Roman ebenfalls nicht gelungen. Die Dialoge sind voller Platitüden, sie klingen mal pathetisch, pseudophilosophisch, albern oder schlicht und einfach dümmlich, aber niemals authentisch. Man hat das Gefühl, einer schlechten Soap Opera zu folgen.
Der Inhalt ist hanebüchen. Klar ist, daß Benedikt sich an Reva rächen will, aber alles andere an der Geschichte ist zu wenig ausgeführt. Das liegt vor allen Dingen daran, daß die Protagonisten oft nicht wissen, was sie warum tun und wozu sie fähig sind. Zu häufig hat der Leser den Eindruck, daß die Autorin das selbst nicht weiß, oder daß sie glaubt, es trüge zur Spannung bei, wenn man den Leser möglichst oft im Dunkeln tappen läßt. Leider liegt sie mit der Vermutung falsch. Benedikt wirkt zu keiner Zeit wie ein Auserwählter und so verwundert es nicht, daß ihm lange nicht klar ist, daß er derjenige ist, von dem die Legende erzählt. Johanna hat magische Kräfte, sie weiß aber nicht, warum, wozu und wie sie sie gezielt einsetzen kann. Natürlich funktionieren sie immer dann richtig, wenn sie dringend gebraucht werden. Übrigens weiß Johanna lange Zeit nicht, wer sie eigentlich ist. Wer Reva wirklich ist, darf der Leser auch raten. Im Klappentext steht, er sei ein Dämon. Gut, so führt er sich auch auf, gewalttätig, mordend und zerstörerisch. Allerdings wird dem Leser auch die Theorie angeboten, Reva sei ein Gott. Oder vielleicht gehört er doch eher zu den Allerersten. Er könnte aber auch der Teufel sein. Warum er so bösartig ist und was er damit bezwecken will, bleibt ebenfalls weitgehend im Dunkeln, egal, hauptsache bösartig, irgendwoher muß die Spannung ja kommen. Leider wird es nicht spannend, obwohl sich die Autorin alle Mühe gibt, z.B. indem die Schloßbewohner plötzlich von Monstern angegriffen werden, die aus Michael Jacksons Thriller-Video entsprungen zu sein scheinen, nur war das weitaus gruseliger. Die Autorin eröffnet ständig Nebenschauplätze, aus denen man spannende Handlungsstränge hätte entwickeln können. Diese kurzen Episoden sind wieder der Versuch, Spannung zu erzeugen, aber da sie nicht wirklich in die Handlung integriert sind, ist diese Taktik zum Scheitern verurteilt. Der Leser erfährt, daß Berlin brennt und daß sich Unruhen in ganz Europa ausbreiten. Die Politiker glauben zunächst an Studentenunruhen, aber natürlich ist Reva am Werk, der den Weltuntergang heraufbeschwören will. Es gibt kurze Episoden, die in der Vergangenheit und im Totenreich spielen, auch sie werden nicht entwickelt und wirken hauptsächlich abstrus. Gegen Ende erfährt der Leser noch, daß es gar nicht so einfach ist, zu beurteilen, was gut und was böse ist, daß die Bösartigkeit Revas relativ ist und im Auge des Betrachters liegt. Am Schluß gibt es ein schönes Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End, das allerdings völlig absurd ist.
Nun könnte man Ex Tenebris ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren als nicht gelungen abhaken, wenn es dort nicht Episoden gäbe, die höchst ärgerlich sind und über die man nicht einfach großzügig hinwegsehen kann. Es ist schon geschmacklos, mal eben so am Rande das Warschauer Ghetto und den 11. September zu erwähnen um…ja wozu eigentlich? War das wieder ein vergeblicher Versuch Spannung zu erzeugen, wollte man einen Realitätsbezug herstellen? Was auch immer die Absicht war, diese Ereignisse gehören so nicht in dieses Buch. Aber am schlimmsten ist die Darstellung einer Vergewaltigung.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Fantasyromane leben davon, daß die Guten gegen die Bösen kämpfen und natürlich ist in Büchern für Erwachsene nichts dagegen einzuwenden, wenn die Bösewichte morden, foltern, brandschatzen und vergewaltigen. Es gibt aber eine Grenze, die nicht überschritten werden darf. Ein Autor darf niemals den Eindruck erwecken, das Opfer fände seine Mißhandlungen eigentlich gar nicht so schlimm oder hätte gar Spaß an dem, was ihm angetan wird. Genau dies passiert in diesem Buch. Ein Mädchen, das bisher mit keinem Mann geschlafen hat, wird von einem Freund vergewaltigt. Sie sagt ihm, daß sie nicht mit ihm schlafen will, weiß aber nicht recht, wie sie sich gegen ihn wehren soll. Er hat sie auf das Bett geworfen: Sie spürte, daß ihr Körper reagierte, aber sie war auch wütend auf ihn. … Panik stieg in ihr auf…Sie versucht sich zu wehren. "Au!", rief er…Jetzt war sie erst recht entsetzt. Sie hatte ihn verletzt…Ihren Freund. Beinahe hätte sie ihn getötet. …"Ich will dir nicht wehtun", erklärte sie und suchte seinen Blick…Er dringt in sie ein. Der Schmerz war nicht gerade unerträglich, und trotzdem schrie sie ihn hinaus. Es erschien ihr einfach passend. Dies war ein wichtiger Tag in ihrem Leben. Hier endete ihre wohl behütete Jungfräulichkeit. Der Moment war erhebend…Beinahe hätte sie ihn geküßt. Es dauerte nicht lange…"Oh,…", flüsterte er, "mein Liebling. Meine wunderschöne, kleine Prinzessin." Gerührt von seinem liebevollen Ton, strich sie ihm nun doch verträumt über das Haar. Etwas später treffen die beiden gemeinsame Freunde, einer fragt den Jungen, ob er das Mädchen vergewaltigt hätte. Der Junge antwortet darauf: "Na ja, sie …sie hat nicht gestrampelt und geschrieen oder so. Aber direkt einverstanden war sie wohl nicht." Und als er gefragt wird, warum er es getan hat, sagt er: "Ich konnte nicht anders"… Einige Seiten später kommt die Sprache noch einmal auf die Vergewaltigung und das Mädchen sagt über den Jungen: "Aber er ist doch mein Freund. Er ist noch so jung. Er hat einen Fehler gemacht. Das ist alles."…Und über die Vergewaltigung sagt sie: "Es bedeutete Schmerz…aber ich bin fähig zu verzeihen. Was wirfst du mir vor? Mein Mitleid mit diesem Jungen, der auch nur ein Opfer ist?"
Es ist unglaublich. Mit dieser Episode hat sich die Autorin endgültig disqualifiziert. Er vergewaltigt sie und sie hat Angst ihm weh zu tun? Na prima. Schön, daß man als Leser erfährt, daß eine Vergewaltigung gar nicht so schmerzhaft ist und wenn Frauen dabei ein bißchen schreien, dann nur um ihren Protest auszudrücken, aber das heißt nicht, daß sie ernsthaft verstimmt wären oder gar psychische Schäden davontrügen. Ach iwo, wenn sie das Glück haben, vorher noch Jungfrau gewesen zu sein, dann empfinden sie den Moment sogar noch als erhebend und sind ihrem Vergewaltiger so dankbar, daß sie sich zurückhalten müssen, um ihn nicht zu küssen. Wenn er ihr noch ein paar Nettigkeiten ins Ohr flüstert, dann ist sie zutiefst gerührt und er bekommt von ihr zusätzlich ein paar Streicheleinheiten. Und natürlich hat sie Mitleid mit diesem armen Jungen, der einen kleinen Fehler gemacht hat, weil er ein Opfer seiner Natur ist (wir sind in einem Vampirroman, der Vergewaltiger ist ein Vampir) Klasse, es gibt eine Menge Männer, die das schon immer gewußt haben und die sich wundern, daß sie jetzt im Gefängnis sitzen, weil bei ihrem Richter die tausendfach bewährte Masche "Die-wollte-es-doch-auch-hat-sich-gar-nicht-richtig-gewehrt-ich-bin-selbst-Opfer-der-Umstände-und-konnte-nicht-anders", nicht gezogen hat.
So nicht!
(rezensiert von: Top Dollar)


Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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The Black Jewels

Fazit: Niveaulos.



weitere Rezensionen:

Ex tenebris (Besucherrezension):
Warum's so gut ist:
Selten hat ein Buch mich so nachhaltig beschäftigt wie dieses. Es wurde mir von einer Bekannten empfohlen, als spannende Vampirgeschichte. So fing es auch an: wir lernen die sterblichen Gefährten von Ben kennen, einem interessanten, überaus menschlichen Vampir. Langsam wird der Leser in die atmosphärisch dichte und originelle Geschichte hineingezogen.
Gemeinsam mit Johanna und Ben, die ihr eigenes Schicksal kennen und annehmen lernen müssen, erfährt man die ganze Wahrheit über die Allerersten, den göttlichen Plan und die Rolle jedes Einzelnen in diesem großen Spiel. Es ist weit mehr als eine einfache "Blut und Tod"-Story. Eine feinsinnige Mythologie wird in die reale Welt eingewoben, actionreiche Kämpfe gegen Revas Gesandte wechseln mit philosophischen Dialogen, dem Aufleben einer unmöglichen, verletztlichen Liebe. Die
Charaktere sind sehr tiefgehend gezeichnet, man lebt mit ihnen, sieht durch ihre Augen. Gerade das macht es so schwer, sich von dem Buch zu lösen, die Seiten wenden sich von allein. Gegen Ende gibt es eine aufwühlende Szene, wo man glaubt - alles ist vorbei. Sehr brutal und blutig geschildert, ist dieses Kapitel nun wirklich nichts für schwache Nerven. Geschockt liest man weiter, gegen jede Vernunft hoffend und wird belohnt: es gibt tatsächlich ein gutes Ende. Die einzige Schwäche dieses gelungenen Erstlings, wie ich finde. Auf den letzten Seiten erlaubt sich die Autorin eine heitere Leichtigkeit, die nicht zu dem düsteren Geschehen vorher passen will.
Ich werde es auf jeden Fall noch einmal lesen und freue mich schon auf die unzählige kleinen Details, die diese Geschichte so lesenswert macht, auf die Menschlichkeit, die alle Figuren ausstrahlen.
Eine Geschichte, der ich jederzeit volle Punktzahl gebe.
(rezensiert von: Pera)


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