DER HEILIGE STEIN

zur Übersicht über den ganzen Zyklus
HIER

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: 5 von 5
1 Rezension
-"Um deine eigene Vorstellung zu benutzen, ich erinnere mich, beobachtet zu haben, wie die Kugel gewachsen ist, und dann habe ich gesehen, wie sie aufgehört hat zu wachsen. Abrupt. Vollkommen." Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht. "Versteht ihr mich, Freunde? Ich habe den Tod Gandalaras gesehen. Es haben sich keine Lebenserinnerungen mehr gebildet, weil kein neues Leben mehr entstanden ist. Alles war zu Ende."-
Kapitel 19
Zyklus/Band Gandalara-Zyklus (7)
Autor Randall Garrett/Vicki Ann Heydron
Original The River Wall
Erscheinungsjahr 1986, dt. 1989
Verlag Heyne
ISBN 3-453-03198-9
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 414
Probekapitel -
Worum's geht:
Der Aufbruch aus Eddarta erfolgt erst, als Rikardon und Tarani die Anfänge einer Gesellschaftsreform eingeleitet haben. Indomel und Zefra fügen sich aber nur zum Schein und verfolgen ihre eigenen Pläne, wobei über Indomel noch ein geistiger Einfluss besonderer Art hängt. Auf dem Weg nach Westen in den Hochgebirgspässen wird Rikardon von einem heftigen Erdbeben überrascht. Der Vulkan im Tal der sha'um bricht aus. Buchstäblich in letzter Minute retten die sharit viele Großkatzen und auch Jungtiere. Der alte Statthalter erwacht plötzlich aus der Agonie und gibt sich als Zanek, erster König von Gandalara, zu erkennen. Mit seiner Hilfe gelingt es letztlich nach schweren Kämpfen den versklavenden geistigen Einfluss von Tinis zu brechen und Raithskar zu befreien - aber der Untergang Gandalaras ist trotzdem besiegelt. Rikardon hatte erkannt, dass die ummauerte Welt Gandalara das ausgetrocknete Mittelmeer ist und der gigantische Wasserfall bei Gibraltar bildet sich, weil sich die Kontinentalplatten auseinanderbewegen: Gandalara wird ertrinken, weil seine Lebewesen auf Meereshöhe in der dünnen Luft nicht atmen können. Rikardon leitet einen Generationenplan zur Rettung ein...

Warum's so gut ist:
Verschiedene Facetten der vorausgegangenen Bände werden jetzt erst endgültig deutlich und in die Gesamtgeschichte einordenbar. Der Erzählstrom wird spannend, obwohl er sich nicht verzweigt, es bleibt bei der Ich-Erzähler-Perspektive.
Die Spannung kommt aus der Geschichte selbst und nicht aus besonderen Effekten der Informationsunterdrückung. Erst spät dämmert Rikardon die Erkenntnis, aus vielen Puzzlesteinen gewonnen (keine Bodenschätze, nur Kupfer, etwas lokales Meteoreisen, hauptsächlich Salz als einziger Rohstoff überall, lokal Marmor, Wasser nur von oben vom Rand der allumfassenden Hochgebirge), dass diese Welt der Tiefseeboden des völlig trockengefallenen Mittelmeers sein muss, 4000 bis 5000m unter dem üblichen Meeresspiegel. Dieses Tiefland, die ummauerte Welt Gandalara, ist eine Extremwüste, wie sie derzeit auf der Erde nicht existiert.
Nach relativ jungen geologischen Erkenntnissen gab es in der Erdgeschichte eine Zeit, in der das heutige Mittelmeer eine ausgetrocknete Salzsenke war. Hier spielt sich das ganze Geschehen ab. Garrett schrieb diesen Zyklus, als die geologischen Zusammenhänge gerade entdeckt waren, aber das Szenario des Bosorus-Durchbruchs ins Schwarze Meer war noch unbekannt. Ebenso die jüngsten Frühmenschenfunde in der Sahara zu Beginn des 21. Jhs., die mit rund 7 Millionen Jahren die derzeit ältesten sind. Diese Entdeckungen machen Garretts Story heute fast aktueller, als zu der Zeit, in der sie geschrieben wurde.
Durch tektonische Verschiebungen öffnet sich die Straße von Gibraltar und die tiefste Senke der Welt beginnt sich zu füllen. Der einzige Ausweg ist dort, wo der Fluss, den wir als Nil kennen, in die riesige Senke mündet. Eine Zivilisation mit Ähnlichkeit zur orientalischen Kultur Nordafrikas und der Sahara steht vor einem riesigen Umbruch, der die neanderthalähnlichen Menschen genauso erfasst, wie die telepatisch veranlagten Großkatzen.
Der All-Geist, ein Gesamtbewusstsein, nimmt alles auf, wenn es ihm durch Menschen mit einer besonderen spirituellen Ausbildung eingeprägt wird - besser kann man die Akasha-Chronik, das Weltgedächtnis, kaum schildern. Im siebten Band wird die Struktur des All-Geistes deutlich herausgearbeitet, aber auch eine andere Region, aus der die Entität Zaneks zum dritten Besuch in Gandalara kommt - einem Ort der Zufriedenheit und des Friedens, der Einheit und der Individualität, ohne Sorgen und doch mit Bewußtssein (S. 224). Es ist dies eine ganz präzise Beschreibung der hierarchisch gegliederten übersinnlichen Welt.
Die psychologisierenden Auseinandersetzungen Rikardons mit Keeshah, dem sha'um, zur Verdeutlichung des Unterschiedes der Verantwortung gegenüber einem Individuum und der Gesellschaft als Abstraktum gehören mit zu den Höhepunkten des Buches. Die telepatische Großkatze erringt eine dritte Bewusstseinsstufe.
Einschränkend muss gesagt werden, wer z.B. die Filme von Emmerich wie The Day After Tomorrow als mit Pathos überfrachtet ablehnt und die übermittelte Botschaft übersieht, wird bei der Beurteilung dieses Buches bzw. des Gesamtzyklus zu einem deutlich anderen Urteil kommen. Die moralische Botschaft an die Verantwortung der Regierenden ist deutlich, die Verpflichtung zur Selbstschulung und Selbsterkenntnis ebenso.
Insgesamt kann man zum Gesamtzyklus sagen: In sieben Bänden entfaltet sich die fremde und doch teilweise vertraute Welt, hervorragend geschildert und naturwissenschaftlich präzise recherchiert und auch beim wiederholten Lesen nicht langweilig. Die Hauptcharaktere machen eine deutliche Veränderung und einen Reifeprozess durch. Moralische Verantwortlichkeit ist keine Verbalhülse, sondern wird errungen und gelebt.
(rezensiert von: wolfcrey)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

James Redfield (The Celestine Prophecy)
Frank Herbert (Dune - Der Wüstenplanet)

Fazit: Überragender Abschluss des Gesamtzyklus, naturwissenschaftlich exakt, spirituell genau, spannend.


©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum