Worum's geht:
In Geistergeschichten
findet der Leser dreizehn gespenstische Geschichten folgender Autoren:
M.R. James, Arthur Schnitzler, Astrid Lindgren, Guy de Maupassant, R.L.Stine,
Heinrich Seidel, Gustav Meyrink, Wilhelm Hauff, Reidar Thomassen, Friedrich
Hebbel, Hermann Löns, Ludwig Bechstein und Paul Jennings. Mehr Informationen
zu einzelnen Geschichten gibt es in der Buchsprechung.
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
M. R. James eröffnet den Gespensterreigen mit Eine Schulgeschichte.
Er erzählt darin von einem Lehrer, der einst Schuld auf sich geladen
hat und nun von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Während des
Unterrichts erhält er auf ungewöhnliche Weise bedrohliche Botschaften,
die nur er richtig zu deuten vermag. Unheimlich und schaurig.
Astrid Lindgrens Geschichte trägt den Titel Rupp Rüpel, das
grausigste Gespenst aus Smaland. Eine Großmutter erzählt
ihren Enkeln von Rupp Rüpel, der vor vielen, vielen Jahren seine
Untaten beging und schließlich, als er in der Kirche frevelte, grausig
dafür bestraft wurde. Schon der Name Rupp Rüpel verhindert,
daß die Geschichte trotz des Themas allzu düster wirkt. Am
Schluß gibt es für die zuhörenden Enkel und die jungen
Leser noch einen kleinen Extraschrecken.
In Guy de Maupassants Wer weiß? schwankt der Protagonist
zwischen Realität und Wahnsinn. Ein vereinsamter Mann, der allein
in seinem Haus lebt, sieht eines Nachts, als er nach einem Opernbesuch
nach Hause zurückkehrt, wie seine sämtlichen Möbel davonspazieren.
Nachdem er sie zufällig bei einem Trödelhändler im Laden
sieht, finden sich die Möbel auf rätselhafte Weise wieder bei
ihm ein. Sind dies alles nur Wahnvorstellungen eines kranken Menschen
oder wurde er Augenzeuge eines übernatürlichen Geschehens? Der
Ich-Erzähler schreibt seine Geschichte in einer Heilanstalt nieder.
Wilhelm Hauffs Klassiker Die Geschichte von dem Gespensterschiff
handelt wieder von Schuld und Sühne. Ein Schiffbrüchiger rettet
sich mit seinem Diener auf ein Schiff. Auf dem Deck liegen zahlreiche
Leichen, der Boden ist voller Blut und der Kapitän ist mit dem Kopf
an den Mast genagelt. In der Nacht wird die grausige Gesellschaft lebendig.
Eine der besten Gespenstergeschichten, die je geschrieben wurde.
Reidar Thomassen erzählt von Lilleviks Rache. Der pazifistische
Lehrer Lillevik wird von einem Teil seiner Schüler, der sogenannten
Todesbande, grausam gequält. Nie macht er den Versuch, sich zu wehren
oder sie wenigstens in ihre Schranken zu weisen. Doch als die Todesbande
es während einer Biologieexkursion auf die Spitze treibt, schlägt
Lillevik zurück.
Alle hier aufgezählten Geschichten sind spannend, unheimlich und
gruselig und bieten beste Unterhaltung, ebenso wie die hier aus Platzmangel
nicht aufgeführten Erzählungen von Heinrich Seidel, Hermann
Löns, Ludwig Bechstein und Paul Jennings.
Es gibt aber auch Geschichten, die in dieser Sammlung fehl am Platze sind.
R.L.Stine gehört mit Sicherheit nicht in diese Anthologie. Zwar ist
er zur Zeit populär, aber zwischen den hier versammelten hochkarätigen
Schriftstellern ist er das Entlein, das niemals die geringste Aussicht
hat, irgendwann zu den Schwänen zu gehören.
Die anderen Geschichten wollen in diese Sammlung nicht so recht passen,
nicht weil sie schlechter wären als die hier vorgestellten, sondern
weil sie für die Zielgruppe nicht angemessen sind.
Das Buch ist für Leser ab 9 Jahren gedacht. Neunjährige werden
sich aber kaum von der tragischen Liebesgeschichte Arthur Schnitzlers
Das Tagebuch der Redegonda angesprochen fühlen und Gustav
Meyrinks Mystik in J.H.Obereits Besuch bei den Zeitegeln ist für
sie nicht verständlich. Da wäre es angebrachter gewesen, noch
zwei Geschichten aufzunehmen, in denen Kinder die Hauptrolle spielen,
wie z.B. Der Spuk der schwarzen Katze von Alexander Dumas oder
Spuk in der Schule von M.W. Wellmann.
Und Friedrich Hebbels Eine Nacht im Jägerhaus ist zwar unheimlich
und spannend, aber der Rezensent sucht immer noch das Gespenst in dieser
der 13 Geistergeschichten..
(rezensiert von: Top
Dollar)
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