GEWITTERFISCHE

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Wertung: 4 von 5
1 Rezension
-Josh Jolly wurde auf einer Kirmes geboren. Im einen Moment schlummerte er noch im Bauch seiner Mutter, im nächsten stellte er fest, daß er sich auf dem Zeltboden einer Wahrsagerin befand.-
1. Kapitel eine ungewöhnliche Entbindung
Zyklus/Band -
Autor John Halliday
Original "Predicktions"
Erscheinungsjahr 2003, dt. 2005
Verlag cbj
ISBN 3-570-12862-8
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 188
Probekapitel -
Worum's geht:
Westlake ist die langweiligste Stadt der Welt. Es gibt weder ein Einkaufszentrum noch ein Kino und nicht einmal einen Fastfood-Laden. Nichts los in diesem Kaff - außer im August jeden Jahres, wenn die Kirmes in die Stadt kommt. Mr und Mrs Jolly wollen sich auch in diesem Jahr die Attraktionen des Jahrmarktes nicht entgehen lassen, obwohl Mrs Jolly hochschwanger ist. Mort Moody, der neue Sportlehrer, betätigt sich am Hau-den-Lukas und die Zuschauer amüsieren sich, weil er nicht weiß, daß das Gerät kaputt ist. So erreicht er nur die Markierungen Schwächling und Weichei. Das Publikum bricht in Gelächter aus, als Mr Farkas Hund dem Sportlehrer auf den Fuß pinkelt. Daraufhin schlägt Mr Moody so heftig zu, daß er die oberste Markierung erreicht. Als Preis bekommt er einen Goldfisch, den er Mrs Jolly schenkt. Sie beschließt, ihn an ihre Schwester Julie weiterzugeben, die in einem Zelt als Wahrsagerin arbeitet. Kaum sind die Jollys im Zelt angekommen, bricht ein heftiges Gewitter los. Ein Blitz teilt sich. Der Hauptstrang schlägt im Wald in eine alte Eiche ein, in deren Nähe eine Frau ein Mädchen zur Welt bringt, sie nennt es Rainy. Der andere Teil trifft den Stromgenerator des Jahrmarktes, während Mrs Jolly mit einem Jungen niederkommt, den sie Josh nennt. Eines Tages wird Josh Westlake berühmt machen, sagt Julie voraus.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Seit Harry Potter boomen Fantasybücher für Kinder. Es gibt eine Vielzahl kleiner Zauberlehrlinge, die das Böse bekämpfen und dabei von einem gruseligen und unheimlichen Abenteuer in das andere geraten. John Halliday wiederholt dieses Muster nicht, sondern er spielt auf unterhaltsame Weise mit dem Genre.
Der Rezensent ist prompt zunächst einmal in die Falle getappt und hat sich sozusagen auf Vorschuß bei den ersten Sätzen gegruselt, obwohl es objektiv gar nichts zum Fürchten gab. Allein die Tatsache, daß die Geschichte mit einem Jahrmarkt beginnt, der in die Stadt kommt, genügte schon, um ihn Schreckliches ahnen zu lassen, ist die Szenerie doch eine deutliche Anspielung auf Ray Bradburys Das Böse kommt auf leisen Sohlen (Something Wicked this Way Comes), das im englischsprachigen Raum weitaus bekannter ist als in Deutschland und in dem ein Jahrmarkt ein schauerliches Geheimnis birgt. Daß es wahrscheinlich doch nicht sooo unheimlich wird, merkt auch der junge Leser recht schnell, spätestens wenn er die Weissagungen von Julie liest. Als die hochschwangere Mrs Jolly und ihr Mann ihr Zelt betreten orakelt sie: "Madame Julie weissagt euch beiden, daß ihr bald ein Baby bekommen werdet." Und setzt dann hinzu: "…ich bin sicher, es wird ein Mädchen…Wenn es kein Junge wird." Wenn jemand solch treffende Sätze von sich gibt, was soll man dann von dessen Weissagung halten, Josh würde Westlake eines Tages berühmt machen?
Zwölf Jahre später nimmt Julie wieder Einfluß auf Joshs Leben, sie schenkt ihm zum Geburtstag ein Qui-Ja-Brett, das sie selbst gebastelt hat, also ein magisches Brett auf dem die Zahlen von 0 bis 9 stehen, das Alphabet und die Wörter Ja, Nein und Auf Wiedersehen, mit dem man Antworten auf seine Fragen erhalten kann. Julie sagt Josh, daß die Antworten, die man mit Hilfe des Brettes erhält, aus einem selbst kommen. Das könnte der Grund sein, warum Joshs Qui-Ja-Brett so eklatante Schwierigkeiten mit dem Buchstabieren hat, denn auch Josh ist nicht ganz "buchstabierfest". Es ist schon ohnehin ungefähr so schwierig, Antworten eines Qui-Ja-Brettes zu deuten, wie das Orakel von Delphi richtig zu interpretieren, die Rechtschreibschwäche des Brettes macht diese Aufgabe noch komplizierter. Was um Himmels Willen soll Josh mit der Antwort Greig den Gisch anfangen als er danach fragt, wie es an diesem Tag in der Schule sein wird? Überraschenderweise stimmen die Vorhersagen des magischen Brettes, was auch Josh früher oder später klar wird -meistens später.
Das Buch lebt von den handelnden Personen, wenn auch deren Charaktere nicht sehr ausgefeilt sind. Es sind Typen, die aber gut zusammengewürfelt wurden. Josh ist natürlich der jugendliche "Held", nicht unbedingt ein Intelligenzbolzen, aber pfiffig, sein bester Freund ist Bill Dumper, schon 1,85m groß und ein Genie, Schulkameradin Kate ist eine Art lebender Barbie-Puppe, die ihre Finger verpflastert, weil sie den Geruch von Pflaster so sehr mag, Rainy hingegen stammt aus einer Hippie-Familie und legt nicht allzuviel Wert auf schicke Kleidung. Einige skurrile Nebenfiguren vervollständigen die Besetzungsliste wie z.B. der Hausmeister, der anstatt defekte Geräte zu reparieren lieber ein Schild mit der Aufschrift Außer Betrieb an ihnen befestigt, Mr. Farkas, von dem Kate überzeugt ist, daß er in seinem Keller Tote zum Leben erweckt oder Rainys kleiner Bruder, der sich liebendgerne vollkommen entkleidet und dann hochbeglückt nackt unter anderem durch das Eastlaker Einkaufszentrum flitzt. Eastlake ist die wohlhabende Nachbarstadt von Westlake, die ihren Bürgern alles bietet, was das arme Westlake entbehren muß, weshalb der Stadtrat sich auch ständig den Kopf zerbricht, wie man diese Einöde attraktiver gestalten kann: Soll man eine Westernstadt daraus machen oder behaupten man hätte ein Ungeheuer im See wie Loch Ness? Alle Projekte, die dem Stadtrat einfallen, wurden in anderen Städten schon viel besser, größer und schöner verwirklicht als man es in Westlake je tun könnte. Wenn Josh wirklich, wie von Julie prophezeit, die Stadt berühmt machen soll, dann muß er sich beeilen, bevor Westlake aufhört zu existieren.
John Halliday macht sich nicht über das Fantasy-Genre lustig, aber er erzählt seine magische Geschichte mit heftigem Augenzwinkern. Das hat allerdings auch zur Folge, daß die Erwartungen der Leser, die der Autor selbst geschürt hat, nicht erfüllt werden. Man wartet auf den großen Knall, der dann leider ausbleibt. Anstatt einen furiosen Showdown zu liefern, war es Halliday offensichtlich wichtiger, den jungen Lesern auf witzige und unterhaltsame Weise nahe zu bringen, daß eine eitle junge Dame aus gutem Hause und ein Hippiemädchen aus bescheidenen Verhältnissen Freundinnen werden und voneinander lernen können, daß man keine Magie braucht, um zu gewinnen und wie man ungerechten Lehrern das Handwerk legt.
Übrigens kommt am Ende des Romans wieder der Jahrmarkt in die Stadt und wieder gruselte sich der Rezensent, zwar nicht ganz so sehr wie am Anfang der Geschichte, aber dafür diesmal zu Recht. ;-)
(rezensiert von: Top Dollar)
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Bartimäus

 


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