HAGEN VON TRONJE

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1 Rezension
-Die Hufe der Tiere hinterließen eine breit aufgeworfene Spur im feuchten Sand; winzige Mulden, die von geduldig nachsickerndem Wasser zuerst in kleine runde Spiegel verwandelt und dann ausgelöscht wurden, als wolle der Fluß den Menschen zeigen, wie vergänglich all ihr Tun war.-
1. Kapitel
Zyklus/Band -
Autor Wolfgang Hohlbein
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 1986
Verlag Ueberreuter
ISBN 3-8000-2266-4
Subgenre Pseudo-Historisch
Seitenzahl 411
Probekapitel -
Worum's geht:
Hagen von Tronjes Treue gehört Gunther von Burgund, dessen Waffenmeister, Freund und engster Vertrauter am Hofe zu Worms er ist. Seine Liebe, wenn es je eine gegeben hat in seinem Leben, gehört Kriemhild, Gunthers Schwester. Als Hagen, erschöpft und verwundet, von einem Erkundungsritt zu den Grenzen des Reichs nach Worms zurückkehrt, wird er von bösen Ahnungen geleitet und diesmal soll er damit recht behalten. Die Ankunft Siegfrieds und seiner Nibelungenreiter birgt bereits den Keim allen künftigen Unheils.

Warum's so gut ist:
"Der Hagen von Tronje", so lautete Hohlbeins Antwort auf die Frage, welches seiner vielen Bücher ihm seiner Meinung nach am Besten gelungen wäre. Nach diesem Leseabend besorgte ich mir also das Buch und erwartete recht viel. Zu viel.
"Hagen von Tronje" besteht ausnahmsweise mal nicht aus dem bekannten Hohlbein-Strickmuster, da sich der Autor hierbei zwangsläufig an die literarische Vorlage halten mußte. Das hält ihn freilich nicht davon ab, bestimmte Passagen des mittelhochdeutschen Liedes sehr frei zu interpretieren: Um den Hohlbein-typischen Stil kommt denn auch die deutsche Volkssage Nr.1 nicht herum! Die Grundidee des Buches, das Nibelungenlied einmal aus der Sicht des Schurken Hagen zu betrachten, sorgt jedoch für einige Spannung. Da der Leser das Ende der Sage i.d.R. schon kennt, macht Hohlbein den Hauptdarsteller Siegfried kurzerhand zur Randfigur und rückt dafür Personen wie z.B. Giselher in den Vordergrund, der in der eigentlichen Sage kaum zum Tragen kommt. Zudem macht er deutlich, dass das Christentum zu dieser Zeit noch längst nicht vollständig in das Bewußtsein der "Gläubigen" vorgedrungen war und viele Burgunder noch zu Odin (es hätte eigentlich Wodan heißen müssen) beteten, ein interessanter Punkt, auf den in der Sage kaum eingegangen wird. Gute Ansätze also, aber Hohlbein kann halt nicht aus seiner Haut, das Sprichwort "weniger ist mehr" ist ihm offenbar fremd. So überspannt er den Bogen auch in seinem "besten" Werk und macht die z.T. sehr gelungenen Ansätze am Schluss der Erzählung wieder zunichte, indem er kurzerhand den Spieß umdreht: Er macht einfach Siegfried zum Schurken und Hagen zum Helden. Aus dem heimtückische Mord am Drachentöter wird bei Hohlbein ein Sieg in einem ehrlichen Kampf - völlig unnötig, denn Hagens Charakter ist gerade deshalb so interessant, WEIL er sich den gängigen Wertevorstellungen entzieht und die Treue zu seinem König über die Moral stellt! Überdies bricht Hohlbein seine Erzählung mit Siegfrieds Tod ab, obgleich die fehlende, zweite Hälfte der Sage ungleich aufschlußreicher und entlarvender ist, vor allem für die Figur des Hagen. Hohlbein ist eben mehr der "Bauch"-Typ, aber an eine Vorlage wie "Die Nibelungen" muss man nun mal zwangsläufig auch mit dem Kopf ran.
(rezensiert von: mieserkleinerOrc)

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Fazit: Ein nur teilweise gelungener Versuch des Unterhaltungs-Profis Hohlbein, die bekannte Sage aus einer anderen Perspektive zu betrachten.


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