Worum's geht:
Der grausame Schwarzmagier Ashran herrscht seit Jahren über die geheime
Welt Idhún. Zu seinen Gefolgsleuten gehören Magier; Szish,
Schlangenmenschen; Sheks, geflügelte Schlangen; eine abtrünnige
Fee, die die Seiten gewechselt hat und Kirtash, ein fünfzehnjähriger
Junge, der skrupellos in Ashrans Diensten mordet. Er spürt die Bewohner
Idhúns auf, die vor der Schreckensherrschaft des Schwarzmagiers
auf die Erde geflohen sind. Außerdem ist er auf der Suche nach dem
letzten Einhorn und dem letzten Drachen, um sie zu töten. Denn wenn
die Energie der Tiere miteinander verschmolzen wird, ist Ashrans Macht
gebrochen. Prinz Alsan hat sich aufgemacht, um Drachen und Einhorn zu
retten. Dabei helfen ihm die Teenager Jack und Victoria.
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Geheime Welt Idhún - Die Verschwörung ist eine weitere
Variante des altbekannten Fantasy-Motivs "Junge Erwachsene machen
sich auf, um ihre Welt zu retten". Der Roman beginnt dramatisch.
Jack, der mit seinen Eltern auf einem Bauernhof, nahe einer kleinen dänischen
Stadt wohnt, kommt nach Hause und findet dort seinen toten Vater. Plötzlich
steht er einem unbekannten Mann gegenüber, und Jack braucht einen
Moment, um zu begreifen, daß das Bündel, das zu Füßen
des Mannes liegt, seine ermordete Mutter ist und er der nächste ist,
der in diesem Haus sterben wird. Doch so weit kommt es nicht. Ein zweiter
Mann taucht auf, die beiden Unbekannten ziehen Schwerter und liefern sich
ein mörderisches Duell. Jack verliert das Bewußtsein und wacht
an einem fremden Ort wieder auf.
Leider gelingt es Laura Gallego García nicht, diese Dramatik, das
Tempo und die Spannung den ganzen Roman hindurch zu halten. Einer der
beiden Kämpfer ist Kirtash, der von Anne Rice' Vampir Lestat inspiriert
zu sein scheint: schön, vollkommen skrupel- und gewissenlos und tödlich.
Nebenbei bemerkt, macht Kirtash im Verlauf der Handlung auch noch die
gleiche Karriere wie Lestat. Der jugendliche Mörder ist der interessanteste
Charakter der Geschichte - so lange er gnadenlos und kalt agieren darf.
Bedauerlicherweise erlaubt ihm die Autorin dies nur kurze Zeit. Vielleicht
hat sie geglaubt, ihren jungen Lesern aus moralischen Gründen einen
gleichaltrigen gewissenlosen Mörder nicht zumuten zu können,
vielleicht hat sie von Anfang an geplant, erst nach und nach durchblicken
zu lassen, daß Kirtash durchaus nicht so abgrundtief böse ist,
wie er zunächst erscheint. Wie auch immer, sobald der Leser spitz
bekommt, daß Kirtash ein Herz hat, verliert die Geschichte an Reiz.
Es kommt häufig zu Kämpfen zwischen Alsan oder Jack und Kirtash,
heftige Drohungen werden ausgestoßen, die Gegner versichern beständig,
sich gegenseitig zu töten, und der Leser weiß mit ziemlicher
Sicherheit, daß dies nicht passieren wird, zumindest nicht im ersten
Teil der Trilogie. Man merkt die Absicht der Autorin, mit zahlreichen
Schwertkämpfen Spannung zu erzeugen, aber da der Leser diese Absicht
durchschaut, läuft der Versuch ins Leere. Auch andere Teile der Handlung
sind durchschaubar. So dürfte vielen Lesern recht bald klar sein,
wo sich der Drache und das Einhorn befinden, die alle so verzweifelt suchen.
Jeder, der schon einmal eine Geschichte gelesen hat, in der ein Drache
vorkommt, erhält schon früh Hinweise zu seinem Aufenthaltsort.
Laura Gallego García läßt sich allerdings viel Zeit
mit der Auflösung. Sie lüftet erst das Geheimnis um das Versteck
des Einhorns und obwohl nach dieser Überraschung, die nicht wirklich
eine ist, nun jedem Leser klar sein dürfte, wo der Drache zu finden
ist, gibt die Autorin immer noch vor, sein Versteck sei ein unlösbares
Rätsel bis sie es mit einem weiteren Überraschungseffekt, der
allerdings wirkungslos verpufft, dessen Auflösung enthüllt.
Als sich dann, wie in vielen Fantasyromanen, auch noch herausstellt, daß
ein Toter gar nicht tot ist, verwundert dies den Leser auch nicht mehr,
hat er doch schon im Verlauf der Handlung noch mehr Motive entdeckt, die
ihm bekannt vorkommen. So dringt Jack in eine deutsche Burg ein, um einen
Freund zu befreien. Die Beschreibung dieses Abenteuers könnte die
Inhaltsangabe eines Adventuregames sein und daß eine Schlange eine
Frau verführt, hat man im christlichen Abendland auch schon einmal
an anderer Stelle gelesen.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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