Worum's geht:
Lisey, Witwe des verstorbenen Bestellerautors Scott Landon, macht sich
daran, den schriftstellerischen Nachlass ihres Mannes, an den sie sich
zwei Jahre lang nicht herangewagt hat, durchzusehen. Als ihre Schwester
Amanda ihr bei der Auflistung der Magazine hilft, in denen Scott und sie
verzeichnet sind, stößt Lisey auf Spuren ihres vergangenen
Ehelebens und durchlebt das Geschehene noch einmal. Dabei erst erfährt
sie, wie nahe Scott ihr in mancher Hinsicht wirklich war. Doch dann meldet
sich ein Erpresser bei Lisey. Der mysteriöse Unbekannte, der sich
Zack McCool nennt, hat es auf den Nachlass ihres Mannes abgesehen und
ist ganz offensichtlich wahnsinnig. Als Lisey sich weigert, macht er seine
schrecklichen Drohungen wahr
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Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
In vielen King-Büchern gibt es einen gewissen Bezug zur Liebe, obwohl
sich dieser nie zu sehr in den Vordergrund geschoben hat, nie das Geschehen
größer beeinträchtigt hat, sondern eher als eigener Part
des Buches dastand. Normalerweise habe ich nichts gegen Liebe in Phantastischer
Literatur, wenn sie nicht schmalzig gerät. Jetzt legt Stephen King
mit Love ein Buch vor, das ganz der Liebe einer Ehe gewidmet ist,
jedoch nie - ich betone: nie - schmalzig ausartet. Jede Ehe hat ihre kleinen
Geheimnisse, ihre eigenen Gesten, ihre besonderen Sprüche. So bleibt
einiges zu Anfang des Romans unklar, wenn man Lisey Landon und ihre Beziehung
zu Scott kennen lernt, was durchaus natürlich scheint. Man schaut
auf Lisey und ihre Rückblenden als verheiratete Frau wie auf ein
Ehepaar, das man gerade erst kennen gelernt hat, noch seine kleinen Vorurteile
gegen sie hegt, mit der Zeit jedoch feststellt, dass sie einem wirklich
symphatisch sind. Nach und nach arbeitet man sich in die Geheimsprache
ihrer Ehe ein und wird zum begeisterten, außenstehenden Beobachter.
Wie immer bei King wird es bei diesem mal augenzwinkernden, mal traurigen
Blick auf eine vergangene Ehe nicht belassen. Scott, der lebenslustige,
manchmal etwas zu laute Schriftsteller, hegt ein Geheimnis, über
das an dieser Stelle nicht mehr verraten werden sollte. Die Eigenheiten
seiner Umgangssprache werden bei der Lektüre des Buches recht geläufig
und man stößt immer wieder auf seine kleinen, manchmal obszönen
Witzeleien. Bei all dem augenzwinkerndem Humor vergisst King nie, ein
gewisses Maß an Ernst und die durch Zack McCool ausgelöste
Bedrohung nicht, wodurch es ihm gelingt, eine glaubwürdige und authentische
Situation zu schaffen. Die Charaktere sind glaubhaft und menschlich gezeichnet,
jede mit ihren Eigenheiten, Vorzügen und Macken, genau wie ihre Umgebung.
Zur Überraschung der King-Fans ist Love im Kreise seiner fiktiven
Stadt Castle Rock angesiedelt, und einige Male trifft man Deputy Andy
Clutterbuck, bekannt aus In einer kleinen Stadt, wieder. Diesmal
steht jedoch nicht - wie In einer kleinen Stadt - Castle Rock selbst
im Mittelpunkt, es geht um Scotts Geheimnis und die Erinnerung an die
Ehe mit ihm, wobei sich Lisey den größten Teil des Buches in
ihrem großen Haus im Randgebiet von Castle Rock aufhält. Einen
weiteren Einblick in die Gegend erhält man nicht, da dieser bereits
bei In einer kleinen Stadt genügend vertieft worden war und
an dieser Stelle eine bloße Wiederholung dargsetellt hätte.
Eine weitere Parallele besteht durch eine kurze Reise in die Stadt Derry,
in die schon in Kings Roman Es vom Bösen heimgesucht wurde.
Der fantastischste Zug der Geschichte ist die geheimnisvolle Welt von
Boo'ya-Mond, über die an dieser Stelle nicht zu viel gesagt werden
sollte, weil sie einen wichtigen Punkt in der Geschichte darstellt, ihre
Erwähnung aber nicht zuviel sagt.
Das Ergründen von Scotts Geheimnis - oder die Entdeckung, auf welche
Weise es ergründet wird - ist kompliziert, aber unterhaltsam. Es
ist also davon abzuraten, das Buch "mal so auf die Schnelle"
zu lesen, man sollte die nötige Zeit und Konzentration aufwenden
können, da die Kapitel selbst für Kings Verhältnisse recht
umfangreich geworden sind. Empfehlenswert bleibt es dadurch allemal.
Die Liebe wird an passenden Stellen authentisch und ohne überflüssigen
Kitsch gestreut, King stellt sie auf die Weise dar, wie ich sie mir wünsche:
ganz natürlich. Fast schon unterschwellig. Und in gewisser Weise
überraschend rührend.
(rezensiert von: Zwergfrosch)
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