DIE MÄCHTE DES FEUERS

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1 Rezension
-„Wann der Herr wohl wieder zurückkehrt?“ Xing streifte die Oberfläche der Daunendecke glatt, die sie aufgeschüttelt hatte, und blickte nachdenklich aus dem Fenster.-
1. Januar 1925, Korumdie Gebiet, Zarenreich Russland,
An der Grenze zu China
Zyklus/Band -
Autor Markus Heitz
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2006
Verlag Piper
ISBN 3-492-70133-7
Subgenre Pseudo-historisch
Seitenzahl 569
Probekapitel -
Worum's geht:
Als Großmeisterin Silena, eine Nachfahrin des Heiligen Georg und Kämpferin beim Officium Draconis - der Drachenjägersparte der Kirche - ihre beiden Brüder durch einen mutmaßlichen Angriff von Drachen verliert, ist das erst der Anfang des Übels. Seltsame Dinge gehen vor in München und Berlin, Hellseher und andere Spiritualisten haben schreckliche Visionen.
Die Altvorderen Drachen, die sich lange Jahre vor den Menschen verborgen hatten, zugleich aber weiterhin Einfluß auf die ganze Welt ausüben, tragen Machtkämpfe aus, und nebst Silena werden noch andere Menschen in die Sache gezogen, bei der es bald um die Jagd nach mächtigen Artefakten des Drachenkampfes geht. Zusammen mit dem russischen Fürst Grigorji und dem Medium Madame Sátra - zwei wenig vertrauenswürdigen Verbündeten - nimmt Silena den Kampf gegen die grausamen Ungeheuer auf...

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Seit Markus Heitz mit seiner episch angelegten Ulldart-Saga an den Start gegangen ist, hat er sich schon auf vielen Spielwiesen der Fantasy getummelt: Unter anderem mit den Zwergen samt Nachfolgern im tolkienesk angehauchten Areal, mit Ritus auf den Spuren des Pakts der Wölfe - und nun mit Mächte des Feuers ist der Glamour und die sich entwickelnde Technik der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts Ort der Handlung; das Nachwort des Romans kann man auch als eine Art Verteidungsschrift für dieses Setting lesen - nicht, daß es das gebraucht hätte: Im Gegenteil, der Reiz der Drachengeschichte im neuen Gewand liegt ja gerade darin, daß hier auch mal Doppeldecker über den Fantasy-Himmel brummen dürfen und man ein alternatives Europa vorgesetzt bekommt, in dem Drachen ihren Einfluß genommen haben. Markus Heitz kennt sich auch gut aus mit der Zeit, die er beschreibt, was es um so verwunderlicher macht, daß er sich oft auf Name-Dropping statt auf zeitlichen Kolorit beschränkt. Insgesamt unterscheidet sich leider das Ambiente nicht großartig von der modernen oder einer beliebigen anderen Fantasy-Welt, und es wurde massig Potential verschenkt; denn die wenigen wirklich atmosphärischen Szenen - wie etwa der Prolog des Romans - lesen sich gut. Ansonsten ist man gut beraten, sich vielleicht doch lieber nochmals Sky Captain anzusehen, wenn man das Flair der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts erleben will.
Die Geschichte mit Drachen und einem eigenen Kirchenamt für Drachenfragen (das aus den Drachenheiligen hervorgegangen ist) neu zu schreiben, ist ein schöner Ansatz, allerdings hat sich trotz der angeblich massiven Einflüsse der Drachen geschichtlich nicht allzu viel geändert und vieles wirkt arg bemüht (ein beispielhaftes Detail: ein Flugzeug mit ausfahrbarer Lanze, um Drachen damit aufzuspießen, mit der Typenbezeichnung "Lanzelot"...). Obwohl die Kirche eine große Rolle spielt, bleiben religiöse Hintergründe äußerst vage.
Die Handlung wird aus der Sicht häufig wechselnder Charaktere geschildert, und die meisten davon geben nach außen hin ein buntes und interessantes Bild ab, wirken aber insgesamt eher hölzern. Gerade der charakterliche Wandel des russischen Fürsten Zadornov, der sich anfangs in der Tat gibt wie der angebliche Sprößling von Rasputin, der er sein soll, kommt mit der Brechstange. Die Hauptprotagonistin Silena dagegen ist als Identifikationsfigur für jedermann konzipiert und bleibt farblos. So manche Figuren bergen die ein oder andere Überraschung in sich, aber die Hinweise in diese Richtung lassen jedes Fünkchen Subtiliät vermissen.
Anfangs fällt das aber kaum ins Gewicht - die Geschichte beginnt spannend, mit vielen mysteriösen Vorkommnissen und wird auf vielen Ebenen eröffnet, so daß man sich ein vielschichtiges Szenario erhofft. Doch die Fraktionen und Inhalte, die aufgefahren werden, nehmen kein Ende, die Logik verabschiedet sich irgendwann zwischen Schauplatzwechseln und Kämpfen zwischen Mensch und Drache und Mensch und Mensch, und irgendwann löst sich alles in eine etwas wirre Schwarz-Weiß-Malerei auf, was so verheißungsvoll begonnen hat.
Ein unverzichtbares Novum für Drachenliebhaber ist Mächte des Feuers also nicht - und auch die Leidenschaft für moderne Alternativwelten wird nicht allzu sehr befriedigt. Schade um die verschenkten Ideen.
(rezensiert von: mistkaeferl)

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Hermux Tantamoq

Fazit: Zu wirr und bunt - Zeitkolorit und Ideen gehen gnadenlos unter.


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