Die Frage: Was
fasziniert euch am Genre Fantasy, was findet ihr daran aufregend?
In
Warum Fantasy? - Teil 1 wurden Theorien
zur Faszination von Fantasy vorgestellt, und hier kommt die Probe aufs
Exempel - sind Fantasy-Leser wirklich lauter verschrobene Verückte
auf der Flucht vor dem Alltag? Die Mitarbeiter von Bibliotheka Phantastika
kommen hier zu Wort und berichten, warum sie gerne zu Fantasy greifen...
direkt zu: Anírawen
- Arha - Arina - Galadriel78
- Kyra - lordjan - mieserkleinerOrc
- mistkaeferl - Nia-ilmarryn - Shary
-Tinchen
Jedes Genre hat seine Vorgaben - und schränkt
die Phantasie in gewisser Weise ein. Romane, die in der "wirklichen
Welt" spielen, wecken Bilder der eigenen Erfahrung in uns, sind ein
Spiegel unserer eigenen Welt. Dadurch bewegen wir uns als Leser (und Autoren)
in festen Bahnen, die wir nicht verlassen können.
Fantasy sprengt diese Bahnen, schießt über das Bekannte hinaus
und katapultiert uns in Welten hinein, die noch nie gewesen sind. Vielleicht
nie sein werden. Pure Phantasie! Der Leser ist gefordert, während
er sich von der Geschichte tragen lässt - seine eigene Phantasie
muss die "Kulissen" des Romans malen wie ein virtueller Bühnenbildner.
Das klingt ein bisschen nach einem Rauschmittel? Genau das ist Fantasy!
© Susanne Rauchhaus (Arina)
Letztlich ist eine Geschichte eine Geschichte, wie
bereits gesagt wurde. Und in einem Buch findet ein Schauspiel statt,
welches der Autor voll und ganz kontrolliert und für seinen Leser
aufführt. Der Autor lässt seinem Geist freien Lauf, fügt
Geschehnisse und Schreibkunst zusammen und versucht letztlich eine Harmonie
zu erschaffen, die Handlung ist erfunden (sicher, es gibt auch historische
Erzählungen, aber ich bin so frei und sehe von diesem Spezialfall
einfach mal ab *g*). Jemand der Fantasy liest, weiss dass alles erfunden
ist, keiner der Protagonisten
wirklich gelebt hat, dass noch nie ein Ritter einen Drachen erschlug
um eine Jungfrau zu retten; weiß der Krimileser auch, dass das
Polizeileben in Wirklichkeit vielleicht ganz anders ist?
Nun, aber der Grund warum ich Fantasy so gern lese, ist einfach der,
dass ich Geschichten liebe. Und ich mag es wenn der Erzähler mich
dabei völlig bewusst in eine fremde Welt entführt. Ich kann
richtig abtauchen, ich kann entdecken, das Gefühl des "sich
wunderns" genießen und bin der staunende Betrachter, deshalb
lese ich auch gern historische Romane. Fantasy setzt dem Autor keine
Grenzen, er ist frei, und das ist doch vom Prinzip her wunderbar; dass
es viele (schlechte) Autoren gibt die damit nicht umgehen können
ist eine andere Sache. Ich bin mir sicher dass ich mich dadurch nicht
vor der Realität verschließe, ansonsten müsste man ja
auch das Träumen verbieten. Aber
ich lasse gern meinen Geist frei und vielleicht ist es ja auch ein wenig
der Wunsch danach, etwas mehr Zauber in unserer echten Welt zu haben.
(lordjan)
Flucht aus dem Alltag in eine andere Welt und
ein anderes Ich? Da muss ich mich wohl klar zu bekennen! Ich sehe aber
keinen Grund, warum man sich dieses Motiv vorwerfen lassen sollte. Hatte
Unterhaltung denn jemals einen anderen Sinn?
Und wenn jemand Fantasy mag, heißt das doch nicht zwingend, dass
derjenige nicht mit seinem Alltag umgehen kann. Das ist meiner Meinung
nach einfach falsch geschlussfolgert. Klar gibt es auch Personen, die
echte Probleme mit der Alltagsbewältigung haben, aber das ist keine
Frage und nicht die Schuld des Genres, sondern eine individuelle Angelegenheit.
Fantasy ist und bleibt in erster Linie eine Form der Unterhaltung. Und
auf die eigentliche Frage "Warum gerade Fantasy?" lautet meine
Antwort schlicht: Geschmäcker sind eben verschieden!
(Arha)
Fantasy wird nie langweilig, weil der Autor alle möglichen
Arten von Wesen und Magie einbringen kann. Außerdem ist man sich
als Leser nie ganz sicher, was in der jeweiligen Welt nun möglich
ist und was nicht, was bis zum Ende eines Zyklus eine Gewisse Neugier
aufrecht hält.
Und einweiterer Grund ist natürlich, dass Fantasy meist aus mehreren
Bänden besteht und man somit die Hauptcharaktere besser kennenlernt.
Außerdem hat der Autor so die Möglichkeit, seine Story von
vorneherin sehr viel komplexer und verschlungener anzulegen, denn er
hat mehrere Bücher lang Zeit. (OTHERLAND ist dafür ein gutes
Beispiel...)
(Nia-ilmarryn)
Also, ich lese noch nicht sehr lange Fantasy-Romane.
Angefangen hat das mit Tolkien. Fasziniert war ich von seiner unglaublichen
Vorstellungskraft und Phantasie. Wer kann von
sich schon behaupten eine ganze (und auch intakte) Welt in seinem Kopf
entstehen zu lassen?
Diesen Geist besitzen leider nicht viele von uns und selbst wenn, dann
wächst diese Vorstellung nicht weiter bis hin zur Vollkommenheit.
Und eben solche Genies wie Tolkien
und all die anderen, die uns in ihre Welt der Phantasie durch Bücher
abtauchen lassen, uns am
unglaublichen Spektakel des (möglichen) Unmöglichen teilhaben
lassen, gelingt es auf geschickte Art und Weise unsere eigene Phantasie
zu beflügeln - welche durch unser alltägliches Leben oftmals
viel zu kurz kommt.
(Tinchen)
Ich lese am liebsten Fantasy und historische Romane.
Warum? Weil ich dort bisher die packendsten Geschichten gefunden habe.
Wenn die Kritiker dem Leser Eskapismus vorwerfen, kann ich nur sagen:
Stimmt und es macht Spaß. Ich brauche aber kein Fantasybuch, um
in "andere Welten abzutauchen", dazu braucht es eine fesselnde
Geschichte. Ob sie in Mittelerde, Westeros, im Mittelalter oder im heutigen
Köln spielt ist doch nebensächlich. Im Gegensatz zum heutigen
Köln sind mir die anderen Gebiete eher unbekannt. Und es ist einfach
spannender, in unbekannte "Regionen" abzutauchen und neue
Welten, Wesen und Mythen kennenzulernen. Deshalb Fantasy.
(Anírawen)
Kurz und Knapp: Ich liebe den "Schwert und Magie"
Hintergrund der Fantasy. Dazu gehört auch die völlige Abwesenheit
von Technik, also Handys, Autos, etc. Aus ähnlichen Gründen
lese ich auch gerne Historisches.
(mieserkleinerOrc)
Ich lese Fantasy, weil ich es entspannend finde, in
eine völlig irreale Welt einzutauchen mit anderen Geschöpfen,
anderen Gesetzen, Magie. Gerade dieses "Gibt es eigentlich nicht"
ist so wohltuend, besser als ein Thriller der in der Nachbarstadt spielt.
Die traurige Wahrheit des Lebens ist jeden Tag um mich, die Nachrichten
zeigen Blut, Terror, Krieg und die Hilflosigkeit der Menschen. In einem
Fantasy - Roman werde ich in Zeiten und Welten entführt, wo es
keine Massenvernichtungswaffen gab, wo alles besser und schöner
ist. Dort tanke ich Kraft und kehre gestärkt wieder in die Wirklichkeit
zurück - bereit, auch dort wieder die Schönheit zu suchen.
(Kyra)
Ich lese Fantasy, weil es mir mit jedem neuen Buch wieder
neue Welten, Personen und Figuren erschließt, die mir bis dahin
oft unbekannt waren. Ich lese und liebe Fantasy, weil nicht sonst so
sehr meine Phantasie fordert - schließlich muss man sich (frau
auch!) ja ein Bild und eine Vorstellung von den Orten und Figuren machen!
Fantasy entführt mich in andere Welten, in die ich dann immer wieder
gelangen kann, wenn es hier gerad trist ist und ich mich nach etwas
"anderem" sehne!
(Galadriel78)
Mich fasziniert am phantasy die mischung aus
real und phantasie. und für mich das spannendste in jeder geschichte
ist, wie der lauf der welt umgeschrieben wird um den phantastischen
gestalten ihre lebensberechtigung zu geben!
(Shary)
Gute Fantasy ist von Anfang bis Ende pure
Faszination: Wie bringt der Autor das Fremde, das Phantastische unter
- kann er es stimmig einbinden und damit eine ganz eigene Atmosphäre
erzeugen? Von guter Fantasy lasse ich mir eine Geschichte erzählen,
die mir nahegeht, die mich mitreißt, die eine Bedeutung hat und
trotzdem im Kontext meines Alltags nachvollziehbar ist. Wenn erzählte
Kulturen wie echte Kulturen sind, und ein Schriftsteller mit seinem
Sinn für Sprache die Höhenflüge seiner Phantasie mit
Worten vermitteln kann, dann bin ich an ein Buch gefesselt und kann
staunen. Faszinierend, was ein paar Wörter alles in meinem Kopf
anstellen können...
(mistkaeferl)