Warum's so gut
ist:
Bei den Abenteuern von Mumin und seinen Freunden stehen sie gerne etwas
im Hintergrund. Sie sind einfach immer nur da - mit Rat und Tat, Butterbroten
und Trost, warmen Betten und einem Ort, wohin man sich nach ausgestandenen
Abenteuern zurückziehen kann: Mumins Eltern.
Man erfährt im ganzen Muminzyklus eigentlich recht wenig über
sie, weiß nicht, wie sie ihre "wilden Jahre" verbracht
haben - hier bricht wenigstens der Muminvater endlich das Schweigen, denn
er beschließt, als er mit einer ordentlichen Erkältung "sterbenskrank"
im Bett liegt, seine Memoiren zu schreiben
Und da erfährt man, daß der Muminvater in einem Waisenhaus
aufgewachsen ist, das von einer strengen und phantasielosen Hemulin geführt
wurde, die dem Muminvater keine seiner neugierigen Fragen beantworten
wollte oder konnte, wo sich die Kinder jeden Tag die Ohren waschen mussten
und es jeden Tag zur gleichen Zeit Essen gab. Kein Wunder, daß der
Muminvater dann irgendwann das Weite gesucht hat
Es wird erzählt,
wie er dem Jojoks und dem Schusseltier begegnet und, wie der Muminvater
gleich im Vorwort erklärt, handelt es sich bei den genannten Personen
um die Väter von Schnupferich und Schnüferl. Gemeinsam mit Frederiksson,
dem Vierten im Bunde, erleben sie allerlei aufregende Abenteuer und es
wird die Geschichte erzählt, wie der Muminvater zu der Straßenbahn
aus Meerschaum, die im Salon des Muminhauses einen Ehrenplatz hat, gekommen
ist
Es ist eine Erzählung mit liebenswert gezeichneten Figuren - da sind
zum einen die wichtigsten Personen in den Memoiren, die der Muminvater
gut zu charakterisieren weiß: das zerstreute und sammelwütige
Schusseltier, der Jojoks, der einfach nur lebt und jede Art von Verpflichtung
und Vorschriften nicht leiden kann, und der Erfinder Frederiksson, der
keine überflüssigen Worte macht. Sich selbst versucht der Muminvater
immer als etwas ganz besonderes darzustellen, z. B. mit den Worten "
geboren unter einem ganz besonderen Stern
" Seine Familie,
der er seine Aufzeichnungen vorliest, ist der Meinung das seien kleine,
literarische Übertreibungen, das wird deutlich, als der Muminvater
sich nach einer Kritik seiner Familie zurückzieht und die Muminmutter
ihm klar macht, daß seine Aufzeichnungen, so wie er sie geschrieben
hat, ganz in Ordnung sind mit den Worten: "Die Erzählung
wird viel lebendiger, wenn es einen Teil gibt, in dem du nicht angibst
"
Auch die Wesen, denen die vier auf ihrer Reise begegnen, werden schön
gezeichnet - der Alleinherrscher, der einen so bedeutenden Titel hat,
sich aber keineswegs ernst nimmt, und sich für sein Volk immer neue
kindische Überraschungen ausdenkt, die runde Mymla mit ihren vielen
Kindern
aber auch Leute, die eigentlich nicht so sympathisch sein
sollen, wirken irgendwie liebenswert, wie z. B. die strenge Tante der
Waisenhaushemulin, die ständig lehrreiche Spiele machen will
Tove Jansson hat diese Erzählung in den Mund, oder besser gesagt,
in die Pfote des Muminvaters gelegt, der versucht, seinem Sohn etwas über
sein "wildes" Leben in jungen Jahren näher zu bringen.
Manchmal sind die Wendung etwas geschraubt, weil der Muminvater versucht
"würdig" zu klingen. Dadurch bekommt das Buch einen ganz
eigenen Charme, der einen beim Lesen immer wieder einmal schmunzeln lässt.
- Fast so, als würde der eigene Vater von seinem Leben erzählen
und man würde sich denken: "PAPA
(seufz)" und
man würde sich (hinter vorgehaltener Hand) eins feixen
(rezensiert von: Katerchen)
|
|
|