Worum's geht:
Der Muminvater findet, daß in seinem alten Leben alles schon getan
ist und möchte deshalb ganz von vorne anfangen. Eines Abends verläßt
er mit seiner Familie, der kleinen My und allem, was man zum Leben braucht
das Mumintal und segelt mit seinem Boot "Abenteuer" zu einer
Leuchtturminsel mitten im weiten, endlosen Meer. Das neue Leben beginnt
allerdings anders als sie es sich vorgestellt hatten: Die Insel macht
keinen besonders einladenden Eindruck, sie wirkt sehr abweisend, als ob
sie ihre Ruhe haben will, und es gehen selsame Dinge auf ihr vor: Nachts
wandern Bäume über die Insel, die geheimnisvollen Seepferdchen
kommen ans Ufer und auch die gefürchtete Morra tanzt jede Nacht am
Strand
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Warum's so gut
ist:
Dieses Abenteuer der Mumins beginnt damit, daß der Muminvater schlechte
Laune hat. Er fühlt sich überflüssig, von seiner Familie
nicht verstanden und ihm ist langweilig. Man müßte auf einer
einsamen Insel einfach noch einmal ganz von vorn anfangen. Und wenn diese
Insel auch noch einen Leuchtturm hätte, der Muminvater Leuchtturmwärter
sein könnte, und sich um das Leuchtfeuer kümmern, Verantwortung
tragen, ja dann
Und eines Tages ist es wirklich so weit: Die Muminfamilie packt ihre Siebensachen,
beädt damit das Boot "Abenteuer" und segelt los zu Muminvaters
Leuchtturminsel. Als sie dort ankommen ist alles anders, als sie es erwartet
hatten: Die Insel ist klein und furchtsam. Sie duckt sich ängstlich
in der Brandung
Das Meer macht sich einen Spaß daraus, der
Insel Angst einzujagen. Die niedrigen, knorrigen Büsche, die dort
wachsen, machen den Eindruck, als ob sie ihre Wurzeln aus dem Boden ziehen
und weglaufen wollten. Der Strand ist einfach so, dass er nur zeigt, wo
die Insel aufhört und das Meer anfängt. Ansonsten gibt es dort
eigentlich nur Steine. Der Leuchtturm macht auch irgendwie einen verlassen
Eindruck und das Leuchtfeuer brennt nachts nicht. Wo ist der Leuchtturmwärter?
Die Muminfamilie versucht, sich auf der Insel einzurichten, so gut es
geht. Das ist allerdings nicht so einfach: Es gibt keine Blumen und kein
sonstiges Grün, womit die Muminmutter einen Garten anlegen könnte
- und weil es keine Blumen gibt, malt sie sich den Garten an die runden
Zimmerwände der Leuchtturmwärterstube. Sie hat Heimweh und hat
gelernt, in ihren gemalten Garten hineinzugehen
Auch Mumin versucht, sich auf der Insel wohl zufühlen. Er macht Spaziergänge
an den Strand und begegnet dort der von allen gefürchteten Morra,
und er und die Morra treffen sich von da an jede Nacht am Strand
Tove Jansson ist es mit dieser Inselgeschichte wieder gelungen, ein zauberhaftes
Bild heraufzubeschwören und ihre traumgleiche, gefühlvolle Sprache
macht es einem möglich, sich diese "furchtsame, kleine Insel"
mit den Wind gepeitschten niedrigen Büschen deutlich vorzustellen
und sich ganz und gar in dieses Bild zu vertiefen. Sie beschreibt die
Insel, den Leuchtturm und das Meer so, als wären sie zu Handlungen
und Gefühlen fähig, dadurch verringert sie die Distanz zum Erzählten
und das macht die Beschreibungen sehr eindrucksvoll: z. B. wenn es heißt:
Heute war die Insel anders. Sie hatte sich abgewandt, sie war gleichgültig.
Sie betrachtete sie nicht mehr, wie sie es in jener warmen Nacht getan
hatte, sondern sie schaute hinaus über das Meer, weit hinaus
oder diese Stelle: Er sah die Insel, die Insel, die lebte, die auf
dem dunklen Grunde des Meeres kauerte und aus Angst vor dem Meer die Fassung
verloren hatte
Man sieht dieses kleine Eiland mit seinem einsamen Leuchtturm wahrhaft
in sich mit allem Unbehagen auftauchen, die von Tove Jansson gezeichneten
Illustrationen verdeutlichen diese Gefühle noch mehr, und man fragt
sich beim Lesen allen Ernstes, warum die Muminfamilie nicht in ihrem idyllischen,
schönen Tal geblieben ist und hofft, sie mögen sich bald eines
Besseren besinnen und mit der "Abenteuer" wieder zurück
ins Mumintal segeln.
(rezensiert von: Katerchen)
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