FEUER DER RACHE
zur Übersicht über den ganzen Zyklus
HIER

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: 3 von 5
1 Rezension
-Sie saß auf den kantigen Steinen, die das Bett der Elbe begrenzten, und weinte.-
Prolog: Rabby
Zyklus/Band Peter von Borgo (2)
Autor Rike Speemann
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2005
Verlag Knaur
ISBN 3-426-62723-X
Subgenre Dark Fantasy
Seitenzahl 400
Probekapitel -
Worum's geht:
Die Hamburger Kriminaloberkommissarin Sabine Berner ist krankgeschrieben, läuft aber Gefahr, vom Dienst suspendiert zu werden, wenn sie nicht bald ein Attest vorlegt, das ihr bescheinigt, psychisch gesund zu sein. Als eine 24 Jahre alte junge Frau verschwindet, läßt sie sich von einer Bekannten überreden, privat zu ermitteln. Dabei helfen ihr befreundete Polizeikollegen und Peter von Borgo, ein Vampir, der Sabine für sich gewinnen will. Zur gleichen Zeit beginnt eine Mordserie in der feinen Hamburger Gesellschaft. Obwohl Sabine nicht im Dienst ist, wird sie auch in diese Ermittlungen hineingezogen.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Ein Mädchen, das einem Hexen-Coven angehört, verschwindet spurlos, mehrere Morde werden verübt, eine Kommissarin ermittelt, die dabei zeitweise von einem Vampir unterstützt wird, Liebesverwirrungen, ein Sorgerechtsstreit um ein Kind…, das klingt, als seien Spannung und Grauen garantiert. Leider erfüllt der Roman diese Erwartung nur in geringem Maß.
Der Vampir trägt den nicht gerade originellen Namen Peter von Borgo, offensichtlich nach dem Borgo-Paß aus Bram Stokers Dracula. Die Autorin scheint eine Vorliebe für bemüht bedeutungsschwangere Namen zu hegen, allzu deutlich erinnert das Pseudonym "Rike Speemann" an Friedrich Spee, den Jesuiten, der im 17. Jahrhundert mit seiner Schrift Cautio Criminalis entscheidend zur Beendigung des Hexenwahns in Deutschland beitrug.
Zurück zu Peter von Borgo. Trotz des auffälligen Namens, eines dezenten Hinweises Sabine Berners, daß er aus Rumänien stammt und vor allen Dingen, obwohl der Blutsauger reichlich Nahrung zu sich nimmt, merkt in ganz Hamburg niemand, daß in der Stadt ein Vampir sein Unwesen treibt. Zwar haben die Opfer, die fast alle am Leben bleiben, keine Erinnerung daran, was geschehen ist, sie haben allem Anschein nach aber auch keine Verwandten, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen oder Bekannte, denen die Bißspuren an ihrem Hals auffallen, keine besorgten Ehefrauen, die ihre geschwächten Männer zum Arzt schicken und sie schauen nie in den Spiegel, keine Gerüchte kursieren in der Stadt und kein gewiefter Boulevardreporter fabriziert eine verkaufsträchtige Schlagzeile. Als Peter von Borgo seinen Rivalen um die Gunst Sabine Berners beißt, ist der so schwach, daß er sich ins Bett legen muß, weigert sich aber standhaft, einen Arzt zu konsultieren. Erst nach Tagen, als es ihm wieder besser geht und zur großen Erleichterung Sabines die Bißspuren verschwunden sind, überlegt er es sich anders. Das ist alles völlig unglaubwürdig.
Rätselhaft bleibt auch, warum Peter und Sabine sich so zueinander hingezogen fühlen. Die Kommissarin mag eine patente Frau sein, irgendwelche hervorragende Eigenschaften, die erklären würden, warum sie in dem Vampir eine solche Leidenschaft weckt, hat sie nicht. Noch weniger verständlich ist, was Sabine an von Borgo reizt. Dieser Vampir besitzt weder die Faszination des Bösen, noch strahlt er knisternde Erotik aus. Er hält sich an den alten Schlager "Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen". Warum er bei Sabine damit einen solchen Erfolg hat, dürfte in diesem Fall noch nicht einmal der Himmel wissen.
Tappt der Leser auch bei dieser Frage im Dunkeln, so informiert die Autorin über andere Dinge um so ausführlicher, selbst, wenn man es so genau gar nicht wissen wollte. Die Straßen- und Ortsangaben sind so häufig und bis hin zu einzelnen Büschen oder Bäumen so exakt, daß man das Buch auch als Stadtplan benutzen kann. Vielleicht freut es ja die Hamburger, wenn sie jeden Strauch im Roman wiedererkennen. Die Krönung dieser penetranten Versuche, Authentizität zu erzeugen, ist die Beschreibung einer Sektion: Sabine wußte, daß man den gesamten Rumpf in Form eines Ypsilon aufgeschnitten, die Organe entnommen und gewogen und Proben für die Histologie genommen hatte. Danach war alles wieder in die Bauchhöhle zurückgelegt und die Haut vernäht worden. Ein Sektionsassistent übernahm es, den Schädelknochen aufzusägen. Der Schnitt wurde stets hinter dem Haaransatz geführt und die Kopfschwarte nach vorn und hinten abgezogen, so daß man, nachdem das Gehirn entnommen worden war, die Gesichtshaut wieder an ihren ursprünglichen Platz ziehen konnte. Sensiblen Gemütern dreht sich bei dieser Schilderung der Magen um, medizinisch Interessierte bevorzugen dann doch eher eine Anatomievorlesung oder ein Fachbuch. Spannung wird mit diesem Schnellkurs für angehende Pathologen jedenfalls nicht erzeugt.
Ist die Autorin hier akribisch genau, macht sie an anderen Stellen Fehler. Da mischt eine der Protagonistinnen für Beltane "Sabbat-Weihrauch" aus Sandelholz, Rose, Fenchel usw. . Man kann aber nur "Räucherwerk" zusammenmischen und keinen "Weihrauch", denn Weihrauch ist das Harz eines Baumes und keine Mischung aus verschiedenen Pflanzen.
Nur schwer zu ertragen sind die melodramatischen Anfälle die Sabine von Zeit zu Zeit heimsuchen. So sinniert sie über den Tod: Aber die Frau dort auf dem Seziertisch? Sie hat in die Erwachsenenwelt gerade erst ein paar Jahre hineingeschnuppert. Hat jemand sie um ihr Leben betrogen? Hat sie es sich selbst genommen? Oder war es ein Unfall? Jedenfalls werden Tränen fließen und Menschen sich verzweifelt fragen: warum? Gibt es einen Gott? Wie kann er so etwas zulassen? Und wie immer werde ich keine Antwort haben. Ich werde mich schlecht fühlen und mich davonschleichen. Auch über Peter von Borgo macht sie sich Gedanken: Doch wo war sein Platz in der Gesellschaft? Hatte solch ein Wesen denn einen? War er nicht eine Laune der Natur, die ins Reich der Fantasie gehörte? Bei solchen Sätzen fragt man sich, ob sich nicht auch der ein oder andere Leser davonschleichen wird, weil er sich schlecht fühlt.
Einigermaßen unterhaltsam ist der Roman, wenn man ihn als reinen Krimi betrachtet. Die Aufklärung der Morde wird routiniert abgespult, allerdings weiß der Leser nach drei Vierteln des Romans, als ein Photo auftaucht, wer der Mörder ist und aus welchem Grund er seine Taten begangen hat. Kommissarin Berner benötigt dann noch eine Weile bis auch sie der Geistesblitz ereilt. Hier wird die Geschichte ein weiteres Mal unglaubwürdig.
Bedenklich ist, daß ausgerechnet die Kommissarin, deren Arbeit in einer Demokratie ja dazu dient, sicherzustellen, daß Recht und Gesetz für jeden gelten, in diesem Roman der Selbstjustiz durchaus aufgeschlossen gegenübersteht - um es vorsichtig zu formulieren.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Vampirdetektiv Jack Fleming

Fazit: Für einen verregneten Nachmittag…


©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum