THE DARKNESS THAT COMES BEFORE
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Wertung: 4 1/2 von 5
1 Rezension
-All spies obsessed over their informants. It was a game they played in the moments before sleep or even during nervous gaps in conversation.-
Chapter I
Zyklus/Band The Prince of Nothing (1)
Autor R. Scott Bakker
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2003
Verlag Simon & Schuster
ISBN 0-7432-5668-9
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 577
Probekapitel -
Worum's geht:
2000 Jahre nach der ersten Apocalypse, bei der fast die gesamte Bevölkerung der Welt Eärwa von dem No-God Mog vernichtet wurde, ruft der Vorsteher der inrithischen Kirche einen heiligen Krieg gegen die Fanim aus. Während sich die Gläubigen zum Krieg in der Stadt Momemn sammeln, werden eine Reihe ganz unterschiedlicher Personen in den Sog der Ereignisse hineingezogen:
- Drusus Archamian ist Mitglied der "Mandate", die seit der Apocalypse mit ihren magischen Fähigkeiten gegen die Anhänger des No-God kämpfen, und soll als Spion Informationen über die Allianz der Inrithischen Kirche mit einer der weiteren magischen Schulen sammeln.
- Esmenet ist eine Prostituierte, die Archamian liebt.
- Cnaiür ist ein Clansmann von der Steppe nördlich der menschlichen Königreiche, der seit Jahren auf Rache für den Tod seines Vaters sinnt.
- Anasûrimbor Kellhus ist ein Mönch der Dûnyain, deren Lehre auf vollkommender Logik und der Verdrängung menschlicher Gefühle liegt. Durch seine Fähigkeiten ist er in der Lage, Menschen in radikaler Weise zu beeinflussen. Er ist auf der Suche nach seinem Vater.
Neben diesen Hauptcharakteren gibt es weitere Personen, aus deren Sicht die Handlung geschildert wird, die versuchen den bevorstehenden heiligen Krieg für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
Doch Archamian findet Hinweise dafür, dass die "Consult", die Anhänger des No God, noch immer im Hintergrund ihre Netze weben könnten. Steht die prophezeite zweite Apocalypse bevor?

Warum's so gut ist:
The Darkness That Comes Before ist ein sehr komplexes Buch, mit Unmengen von historischen und kulturellen Informationen über die Welt Eärwe und einer unzählbaren Anzahl von fremdklingenden Namen und Bezeichnungen. Entsprechend schwierig ist der Einstieg in das Buch. Man fühlt sich unvorbereitet ins eiskalte Wasser geworfen und den wirklichen Sinn und Inhalt der beiden Prologe und der ersten Abschnitte des ersten (von insgesamt fünf) Teilen wird man wahrscheinlich erst beim zweiten Lesen erfassen. Leser, die einen beruhsamen, erklärenden Einsteig bevorzugen, könnte dieser Beginn doch sehr abschrecken.
Doch mit Hilfe des Anhangs und der Karten wird man sich spätestens in der Mitte des ersten Teiles in das Buch und die eigenartige Welt hineingefunden haben und kann endlich in vollem Maße die sehr umfangreiche und ausgereifte Story genießen. Die Handlung enthält viele Elemente der historischen Kreuzzüge und beinhaltet aus diesem Grund auch eine Reihe von religiösen Elementen. Als wirklich spannend kann man die Story zwar nicht bezeichnend, auch wenn einige Actionszenen und Kämpfe durchaus vorkommen, der Hauptaugenmerk liegt eher auf den Gesprächen der Charaktere, Erinnerungen an die Vergangenheit der Hauptpersonen und Vermittlung der Informationen über die verschiedenen Fraktionen, als auf großer tatsächlicher Handlungsbeschreibung. Durch diesen Schreibstil bleibt die Welt selbst etwas blass, man kann sich nur schwer in die Situationen selbst hineinversetzen. Hierbei merkt man dann auch deutlich, dass es sich um den ersten Teil einer Trilogie (dieser Trilogie werden übrigens noch zwei weitere, inhaltlich eigenständige und zeitlich abgetrennte, Trilogien, die auf derselben Welt spielen und den selben Grundkonflikt zugrunde liegen haben, folgen) handelt, in dem vor allem die Charaktere dargestellt und die Ausgangssituation der Story für die nächsten beiden Bücher bereitet werden soll. Dennoch ist die Handlung interessant und legt vor allem in den letzten beiden Teilen des Buches an Tempo zu.
Highlight des Buches ist wohl die Charaktergestaltung. Bakker ist einfach meisterhaft in der Fähigkeit, seine Hauptpersonen unglaublich lebendig darzustellen, wodurch die Nebencharaktere im Vergleich aber leider etwas in der Gestaltung zurückbleiben. Durch die fast schon typische Beschreibung der Handlung aus der Sicht einer ganzen Reihe von Charakteren hat man auch die Möglichkeit, die Charaktere aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Besonders das Wechselspiel zwischen Kellhus und Cnaiür im späteren Verlauf des Buches ist dabei brilliant. Die Brutalität (das Buch ist wohl auch eher für etwas ältere Leser zu empfehlen), die ein Charakter, den man eigentlich als symphatisch, oder um den vielbemühten und kaum mehr angebrachten Begriff noch einmal zu verwenden, als gut empfand, plötzlich aus der Sicht eines anderen Charakters zeigt, ist fast schon schockierend. Hier übertrifft Bakker auch einen George R. R. Martin, bei dem diese Personenbetrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln durch die geografische Abgetrenntheit der Personen einfach zu selten zustande kommt.
Doch der Vergleich mit George R. R. Martin ist sowieso eigentlich eher schlecht gewählt. Bakker ähnelt in Schreibweise und vor allem auch der Gestaltung seiner Welt in Bezug auf Magie und die verschiedenen Fraktionen und Allianzen vielmehr seinem kanadischen Landsmann Steven Erikson und dessen A Tale of the Malazan Book of the Fallen-Serie, als dem Amerikaner. Bakker darf nur nicht den Fehler machen und mit den nächsten Büchern ein Werk schaffen, dass sich doch letzendlich nur um den epischen Kampf des Guten gegen des Bösen dreht. Die Gefahr ist durchaus gegeben, aber eigentlich kann ich mir dies nur sehr schlecht vorstellen.
Letzendlich lässt sich also sagen, dass Bakker gleich mit seinem Debütroman ein glanzvolles Werk hingelegt hat, dass sich vor den großen Büchern des Genres nicht verstecken muss. Aufgrund der Schwächen bezüglich der Einleitung des Buches und der Weltgestaltung (bei der sich Bakker für meine Begriffe dann doch etwas zu stark an Tolkien orientiert) ist ein kleiner Punktabzug dennoch angemessen. Aber ich denke, Bakker hat durchaus noch das Potenzial sich in gewissen Punkten zu steigern.
(rezensiert von: Rhaegar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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The Malazan Book of the Fallen/Das Spiel der Götter

Fazit: Noch ist R. Scott Bakker ein Geheimtipp, aber mit seinem sehr guten Debütroman hat er gezeigt, dass er das Potenzial hat, in die Liga der ganz großen Fantasy-Autoren aufzusteigen.


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