Worum's geht:
Nach der Schlacht um Falme ist die Welt in Aufruhr. Die
Wiederkunft des Drachen ist in aller Munde, doch Rand al'Thor hat sich
mit ganz wenigen in die Berge zurückgezogen. Er kämpft um seine
seelisch und geistige Stabilität, denn Saidin, die männliche
Seite der Wahren Quelle, ist immer noch verdorben und zerrüttet ihn.
Schließlich verschwindet Rand nach einem mühsam zurückgeschlagenen
Überfall und meint, keine Spuren zu hinterlassen. Doch Moiraine mit
Lan und Perrin machen sich auf den Weg und folgen ihm. Denn die Spuren,
die er nicht verhindern kann, sind die Auswirkungen der Veränderung
des Musters der Welt entlang seines Weges. Perrin kämpft seinerseits
mit der magischen Welt der Realträume der Wölfe, ohne dass seine
Begleiter viel davon wissen. Moiraine ihrerseits gibt nur Häppchen
ihres Wissens preis. Und darüber schwebt die Prophezeiung von Min
aus ihrer Zukunftsschau. Eine andere Gruppe aus Falme trifft in Tar Valon,
der Weißen Burg der Aes Sedai ein. Mat ringt immer noch mit dem
Tod und kann nur unter Aufbringung aller Kräfte der Besten geheilt
werden. Die drei Novizinnen Nynaeve, Egwene und Elayne werden wieder aufgenommen
und überraschenderweise deutlich, aber nicht zu streng bestraft.
Die Amyrlin hat besondere Absichten und setzt sie als Jägerinnen
auf die Schwarzen Aes Sedai an, die vermutlich immer noch in Tar Valon
wirken. Die Spuren der 13 Geflüchteten weisen jedoch nach Tear, der
Hafenstadt im Süden. Ein Freibrief der Amyrlin öffnet ihnen
und durch List auch Mat den Weg, dem Schicksalsknoten in Tear zuzusteuern,
auf den sich wie auf einen Brennpunkt alle Ströme der Finsternis
und der Kämpfer des Lichtes und noch weitere, lange unbemerkte, fokussieren.
Denn im Stein von Tear, der monolithischen Burg, ist Callandor, das Kristallschwert,
das nur der wiedergeborene Drache berühren kann. Und er muss es aufnehmen,
denn nur so kann die große Prophezeiung über das Ende der Dunkelheit
verwirklicht werden. Aber die kennt der Herr der Finsternis nur zu gut
und setzt alle Kraft ein, dies zu verhindern.
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Bewertet mitSternen
(Besucher-Rezension):
Die Hauptperson des Titels spielt interessanterweise kaum eine Rolle.
In den ersten Kapiteln taucht sie als Randerscheinung auf und dann erst
wieder ganz am Schluss, abgesehen von wenigen kurzen Facetten im Erzählstrang
oder in Traumbildern. Trotzdem ist sie immer gegenwärtig, hauptsächlich
durch die Verfolgung, die das Team um Moiraine aufnimmt. Moiraine wird
immer mehr ihrem Namen gerecht, der sich aus Moirai = Zuteilerinnen, den
Schicksalsgöttinnen der Antike, auch Schwestern der Nacht (Parzen
bei den Römern, Nornen bei den Germanen), ableitet. Sie teilt Schicksal
zu und webt den Faden künftiger Ereignisse kräftig mit, insbesondere
durch gestückelte Informationen
Alle drei Ta'veren, also Personen im Zentrum des Gewebes von Lebenssträngen,
Mat, Perrin und Rand machen weitere Entwicklungen durch, aber hauptsächlich
Krisen, die sie überwinden und dadurch wachsen. Gleiches gilt für
die drei jungen Frauen in ihrer Ausbildungssituation in Tar Valon. Durch
die Ereignisse in Falme sind ihre Begabungen so entwickelt worden, dass
auch die beiden Jüngeren in den Stand der Aufgenommenen erhoben werden,
womit sie zwar den Ring erhalten, aber noch keine vollwertigen Aes Sedai
sind. Ihre Schulung läuft während der ganzen Reise in den Süden
vor allem über Lebensschulung ab, learning by doing also, in der
Auswirkung allerdings sehr effizient. Durch diese unkonventionelle Methode
sind zukünftige Konflikte vorprogrammiert. Auch Moiraine offenbart
Kenntnisse, die sie eigentlich nicht haben dürfte und setzt sie im
verzweifelten Schlusskampf sogar tatkräftig ein. Als Gegenbild steht
dem Leser immer wieder vor Augen, welches Alter die Städte haben
mit ihren über zweitausend Jahre alten Bauwerken, die immer noch
bewohnt sind und, wenn von Ogiern erbaut, so prachtvoll erscheinen wie
am ersten Tag: Ein Bild einer eher statischen Gesellschaft also mit weitgehend
vergangener Magie, die jetzt allerdings eine ungeheuere Beschleunigung
und Dynamik erfährt. Dies freilich oft unter der Bedingung des Bruchs
jeder Konvention.
Als ein beständiger Zug zieht die kurze Schau der Seherin Min durch
das Buch. Immer wieder wird Perrin damit konfrontiert und damit auch alle
in seiner Umgebung. Einzelteile dieser eigentlich klaren, aber doch recht
rätselhaften Voraussage lösen sich nach und nach, aber eben
nicht alle. Es gibt also noch offene Fragen für weitere Bände.
Die dunkle Seite wird nur kurz mit eigenen Erzählsträngen bedacht
wie im Prolog, der sich in diesem Band noch nicht richtig an den Rest
der Handlung anschließt.
Die Rolle der 13 Verlorenen, der 13 mächtigsten Aes Sedai, die während
des Schattenkrieges zum Dunklen König überliefen, gestaltet
sich immer vielfältiger und komplexer. Auch hier wird noch manche
Überraschung zu erwarten sein. Zudem werden neue Wesenheiten der
finsteren Seite mit magischen Qualitäten eingeführt und ihr
Wirken auf den Ebenen der Träumer beleuchtet. Es besteht noch längst
kein Überblick über die Vielgestaltigkeit des spirituellen Universums,
es steht auch am Ende des dritten Bandes noch in seiner Entfaltungsphase.
Im Gegensatz zu den Teilbänden ist die Ausgabe gemäß dem
Original eine in sich abgerundete Erzählung. Die nötigen Rückblenden
werden in der Regel in Dialogen gemacht, indem auf Fragen einer unbedarften,
neuen Person im Reigen geantwortet wird. Diese Seiten liest man immer
wieder gerne, weil sie doch Details wachrufen, die vielleicht in der Vergessenheit
versunken waren.
Der Titel ist etwas blass: "Des Drachen Neugeburt" oder "Wiedergurt"
wäre zugkräftiger und entspräche eher dem Original.
Zur Paperback-Ausgabe:
Die Neuausgabe des Zyklus hebt die Trennung in Teilbände auf, wie
sie den letzten Jahren in vielen Verlagen überhand genommen hat.
Der Text orientiert sich im Um-fang an der amerikanischen Originalausgabe.
Die bisherige Taschenbuchedition bei Heyne und jetzt bei Piper trennt
diesen Band zwar recht sinnvoll, aber erst im Kom-plettband wird die komplexe
Struktur der Erzählung so richtig deutlich. Es ist ein echter Gewinn
gegenüber der Bruchstückedition. Man kann auf die Folgebände
nur positiv gespannt sein.
Beschreibungen an anderer Stelle:
Eine sehr ausführliche, kapitelweise Inhaltsbeschreibung liegt bei
www.radderzeit.de
(rezensiert von: wolfcrey)
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