RHEINGOLD
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1 Rezension
-Der wilde Sturm peitschte die Tannen und heulte wie ein hungriger Wolf. Er jagte die rabenschwarzen Wolken so schnell vor sich her wie ein gallopierendes achtbeiniges Schattenroß.-
(Der Otter)
Zyklus/Band Rheingold (1)
Autor Stephan Grundy
Original Rhinegold
Erscheinungsjahr 1992
Verlag Fischer
ISBN 3-596-12464-6
Subgenre Pseudo-historisch
Seitenzahl 845
Probekapitel -
Worum's geht:
Stephan Grundy erzählt nicht einfach den Mythos nach, er schreibt über Menschen, die unter schwierigen Konstellationen leben und auf ihre Weise versuchen, das Beste daraus zu machen. Jeder geht seinen individuellen Weg, auch in der von den Göttern bestimmten Welt. "Rheingold" ist daher nicht nur die Geschichte von den Wälsungen, von Sigmund, Siglind und Sigfrid, dem Drachentöter, eine Geschichte über die Gier nach Macht, die Hoffnung auf Liebe und den Wunsch, mit den göttlichen Gesetzen in Einklang zu leben. Es ist auch die Geschichte von Fabelwesen und Göttern, die sich und die Ihren sammeln für einen letzten Kampf, bevor auch ihre Zeit abläuft. (Klappentext)

Bewertet mitStern (Besucher-Rezension):
Wenn man für heldenhafte Taten wirklich nach Wallhall kommt, habe ich mir mit dem kompletten Durchlesen von Rheingold wahrlich einen Ehrenplatz an Odins Seite verdient; ich vermute, ein Schwert in der Leber hat ähnlichen Unterhaltungswert.
Irgenwie war sich Stephan Grundy wohl nicht so ganz sicher, was das Ganze eigentlich werden soll. Eine Saganacherzählung? Ein romantisch-erotisches Fantasyabenteuer? Eine mythische Heldengeschichte? Ein historischer Roman? Eine Werbebroschüre für esoterische Runenmagie?
So schlingert die Geschichte zwischen schmierigen Sexszenen, seichtem historischem Roman, albernem Heidengetue und der prosaischen Brutalität des Orginals herum ohne auf irgendeinem Terrain irgendwie überzeugen zu können.
Im übrigen wird dem erstaunten Leser im Nachwort mitgeteilt, dass die Völsungen Saga (die hier nacherzählt wird) ja irgendwie voll brutal sei und deshalb zu gewalttätige Stellen weggelassen oder entschärft wurden. Ich bin wirklich kein Freund von Gewalt, aber die Völsungen Saga wurde zu einer Zeit geschrieben, als das Leben kurz, kalt und gefährlich war und die Menschen dementsprechend in der Wahl ihrere Mittel nicht zimperlich. Warum sich Grundy daher ausgerechnet die blutrünstigste aller nordischen Sagas zur Nacherzählung ausgesucht hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Umso ärgerlicher weil sich aus dieser Zensur logische Brüche in der Handlung ergeben. So war das Abfackeln einer Halle inklusive der schlafenden Bewohner nach guter nordischer Sitte wohl zu heftig, statt dessen ergibt sich ein kleines Heer dem Ansturm von zwei Leuten. Allerdings könnte das auch auf das Konto der Übersetzer gehen, da das Nachwort mehrfach von der deutschen Fassung spricht.
Noch dazu ist die Erzählung oft unfreiwillig komisch. So verhütet Siglind mittels Eisrunen mit denen sie sich den Muttermund zufriert. Die realistische Darstellung einer vergangenen Religion ist immer eine Gratwanderung, aber was Grundy hier abliefert, ist ein ziemlich wirres Gebräu aus heftigstem spätromantisch-teutonischem Kitsch und billiger Fantasymystik.Und wenn eine Seherin in bester van Helsing-Manier einen Werwolf mittels Exorzismus (sie zertrampelt eine Trommel…) und Pfählung ins Jenseits befördert. wünscht man sich endgültig ein Horn mit starkem Met. Da erstaunt es auch nicht mehr wirklich. wenn zwei (!) Männer ein geopfertes Pferd stemmen, oder Leute. die noch nie das Meer gesehen haben. plötzlich im tobenden Sturm über die Nordsee segeln können.
Ganz nebenbei gelingt es Grundy im Orginal durchaus interessante Charaktere zu absoluten Witzfiguren zu degradieren. Loki ist ein schleimiger, nervtötender Kasper und Wotan verkündet ununterbrochen Horoskopweisheiten wie: "Kämpfe nicht gegen die Sonne, sie wird dich blenden" (ne echt…). Da wundert die Ausbreitung des Christentums wirklich niemanden mehr.
Eine echte Zumutung ist auch die Sprache, der Stil bewegt sich auf Groschenheftniveau und ist der Thematik völlig unangemessen. So teilt uns der Autor in einer der diversen Sexszenen mit: "Ein heftiger Schlag wie von Honig auf einem faulen Zahn ließ Sigmund erbeben, […]als das Vergangene ihn wie ein reißender Strom erfasste und er in einem rotgoldenen Blitz seinen Samen ergoß".
Einen guten Anteil an diesem Desaster dürften aber auch die Übersetzer haben, die anscheinend aber auch nicht die leiseste Ahnung von der Materie hatten. So benutzen sie für das Genre völlig unübliche Wörter, englische Ausdrücke werden falsch übersetzt so dass ganze Sätze keinen Sinn mehr ergeben und nebenbei strotzt das Buch auch noch vor grammatikalischen Fehlern.
(rezensiert von: trible)


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Fazit: Eventuell mit viel Met erträglich, ansonsten lieber das Original als Reclam kaufen, das ist authentischer, billiger und unterhaltsamer (wenn auch brutaler und komplizierter zu lesen).


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