Worum's geht:
Stephan Grundy erzählt nicht einfach den Mythos nach, er schreibt
über Menschen, die unter schwierigen Konstellationen leben und auf
ihre Weise versuchen, das Beste daraus zu machen. Jeder geht seinen individuellen
Weg, auch in der von den Göttern bestimmten Welt. "Rheingold"
ist daher nicht nur die Geschichte von den Wälsungen, von Sigmund,
Siglind und Sigfrid, dem Drachentöter, eine Geschichte über
die Gier nach Macht, die Hoffnung auf Liebe und den Wunsch, mit den göttlichen
Gesetzen in Einklang zu leben. Es ist auch die Geschichte von Fabelwesen
und Göttern, die sich und die Ihren sammeln für einen letzten
Kampf, bevor auch ihre Zeit abläuft. (Klappentext)
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Bewertet mit Stern
(Besucher-Rezension):
Wenn man für heldenhafte Taten wirklich nach Wallhall kommt, habe
ich mir mit dem kompletten Durchlesen von Rheingold wahrlich einen
Ehrenplatz an Odins Seite verdient; ich vermute, ein Schwert in der Leber
hat ähnlichen Unterhaltungswert.
Irgenwie war sich Stephan Grundy wohl nicht so ganz sicher, was das Ganze
eigentlich werden soll. Eine Saganacherzählung? Ein romantisch-erotisches
Fantasyabenteuer? Eine mythische Heldengeschichte? Ein historischer Roman?
Eine Werbebroschüre für esoterische Runenmagie?
So schlingert die Geschichte zwischen schmierigen Sexszenen, seichtem
historischem Roman, albernem Heidengetue und der prosaischen Brutalität
des Orginals herum ohne auf irgendeinem Terrain irgendwie überzeugen
zu können.
Im übrigen wird dem erstaunten Leser im Nachwort mitgeteilt, dass
die Völsungen Saga (die hier nacherzählt wird) ja irgendwie
voll brutal sei und deshalb zu gewalttätige Stellen weggelassen oder
entschärft wurden. Ich bin wirklich kein Freund von Gewalt, aber
die Völsungen Saga wurde zu einer Zeit geschrieben, als das Leben
kurz, kalt und gefährlich war und die Menschen dementsprechend in
der Wahl ihrere Mittel nicht zimperlich. Warum sich Grundy daher ausgerechnet
die blutrünstigste aller nordischen Sagas zur Nacherzählung
ausgesucht hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Umso ärgerlicher weil sich aus dieser Zensur logische Brüche
in der Handlung ergeben. So war das Abfackeln einer Halle inklusive der
schlafenden Bewohner nach guter nordischer Sitte wohl zu heftig, statt
dessen ergibt sich ein kleines Heer dem Ansturm von zwei Leuten. Allerdings
könnte das auch auf das Konto der Übersetzer gehen, da das Nachwort
mehrfach von der deutschen Fassung spricht.
Noch dazu ist die Erzählung oft unfreiwillig komisch. So verhütet
Siglind mittels Eisrunen mit denen sie sich den Muttermund zufriert. Die
realistische Darstellung einer vergangenen Religion ist immer eine Gratwanderung,
aber was Grundy hier abliefert, ist ein ziemlich wirres Gebräu aus
heftigstem spätromantisch-teutonischem Kitsch und billiger Fantasymystik.Und
wenn eine Seherin in bester van Helsing-Manier einen Werwolf mittels Exorzismus
(sie zertrampelt eine Trommel
) und Pfählung ins Jenseits befördert.
wünscht man sich endgültig ein Horn mit starkem Met. Da erstaunt
es auch nicht mehr wirklich. wenn zwei (!) Männer ein geopfertes
Pferd stemmen, oder Leute. die noch nie das Meer gesehen haben. plötzlich
im tobenden Sturm über die Nordsee segeln können.
Ganz nebenbei gelingt es Grundy im Orginal durchaus interessante Charaktere
zu absoluten Witzfiguren zu degradieren. Loki ist ein schleimiger, nervtötender
Kasper und Wotan verkündet ununterbrochen Horoskopweisheiten wie:
"Kämpfe nicht gegen die Sonne, sie wird dich blenden"
(ne echt
). Da wundert die Ausbreitung des Christentums wirklich
niemanden mehr.
Eine echte Zumutung ist auch die Sprache, der Stil bewegt sich auf Groschenheftniveau
und ist der Thematik völlig unangemessen. So teilt uns der Autor
in einer der diversen Sexszenen mit: "Ein heftiger Schlag wie
von Honig auf einem faulen Zahn ließ Sigmund erbeben, [
]als
das Vergangene ihn wie ein reißender Strom erfasste und er in einem
rotgoldenen Blitz seinen Samen ergoß".
Einen guten Anteil an diesem Desaster dürften aber auch die Übersetzer
haben, die anscheinend aber auch nicht die leiseste Ahnung von der Materie
hatten. So benutzen sie für das Genre völlig unübliche
Wörter, englische Ausdrücke werden falsch übersetzt so
dass ganze Sätze keinen Sinn mehr ergeben und nebenbei strotzt das
Buch auch noch vor grammatikalischen Fehlern.
(rezensiert von: trible)
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Fazit: Eventuell mit viel Met erträglich, ansonsten lieber
das Original als Reclam kaufen, das ist authentischer, billiger und unterhaltsamer
(wenn auch brutaler und komplizierter zu lesen).
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