Worum's geht:
Während sich die Welt immer noch vom Ausbruch der wilden Magie erholt,
ist die Reise von Keles und Jorim Anturasi zu einem vorläufigem Ende
gekommen. Als Gefangener der Desei-Dynastie versucht Keles, die alten
Feinde seines Hauses zu manipulieren. Doch die Lage spitzt sich zu, als
Deseirion plötzlich angegriffen wird und Keles sich einer Übermacht
von Gegnern gegenüber sieht.
Jorim hingegen hat Probleme ganz anderer Art: auf der geheimnisvollen
Insel Caxyan wird er von den Amentzutl als wiedergeborener Gott verehrt.
Er soll das Volk der Insel vor seinen Feinden retten und in eine neue
Friedenszeit führen. Jorims anfängliche Skepsis weicht nach
und nach, als er feststellen muss, dass er tatsächlich Magie benutzen
kann. Können die alten Überlieferungen wahr sein?
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Bewertet mitSternen
(Besucher-Rezension):
Der zweite Band von Stackpoles Fantasy-Saga gibt sich alle Mühe,
seinen Vorgänger in Sachen Handlung und Spannung zu übertreffen.
In einigen Dingen gelingt das auch, in anderen tritt zumindest keine Verschlechterung
auf.
Zunächst einmal ist die Handlung weitaus komplexer als im ersten
Band. Die vorangegangenen Handlungsstränge werden weitergeführt
und es kommen noch ein paar interessante Aspekte hinzu, was dem ganzen
Roman viel mehr Tiefe gibt, als der erste Band hatte. Es gibt einige überraschende
Wendungen, die man im ersten Band nicht erwartet hatte (z.B. in Hinsicht
auf die Kaiserin), die einen ermutigen, trotz diverser Längen durchzuhalten.
Die Geschichte bedient sich einiger offensichtlicher Leihgaben gängiger
Mythen, während die Amentzutl große Ähnlichkeiten mit
den Inka oder Maya aufweisen. Dennoch bringt der Autor auch genug eigene
Ideen ein, die sich gut mit dem Ausgeliehenen verbinden und eine neue
Geschichte entstehen lassen, nicht nur eine neue Version einer bereits
Bekannten. Die religiösen Aspekte erhalten mehr Gewicht, es kommt
sogar zum Eingreifen der Götter selbst. Auch hier finden sich Anlehnung
an Bekanntes, Grija ist dabei das Äquivalten zu Anubis, beide hundsköpfig
und Gott der Toten. Vielleicht wäre ein bißchen weniger "ausleihen"
mehr gewesen. Die Schlusskapitel bieten jedoch einige fiese Cliffhanger,
so dass man gewillt ist, auch den abschließenden Band der Trilogie
zu kaufen.
Besonders gelungen sind die Kapitel der Bürokraten und ihre Sicht
der Dinge. Als Gegenspieler von Prinzdynast Cyron ist der Oberamtswalter
Pelut Vniel eine überaus gelungene Figur. Mit viel Feingefühl
zeichnet der Autor ein Bild von der Politik und Bürokratie der Neun
Dynastien, das sich aufgrund der Tiefe und sorgfältiger Ausarbeitung
sehen lassen kann. Die Intrigen zwischen den einzelnen Dynastien sind
überaus realistisch und glaubwürdig geschildert. Besonders Cyron
als tragische Figur hat mir gut gefallen.
Es gibt keine richtige Hauptperson, auf die der Schwerpunkt der Geschichte
liegt, sondern die Ereignisse werden durch den (eingeschränkten)
Blick vieler Personen erzählt. Dabei entwickeln sich die Charaktere
von bloßen Schemata des ersten Buches zu durchaus realistischen
Personen, in die man sich teilweise auch hineinversetzen kann. Ein paar
neue Persönlichkeiten und ein Kapitel in der Ich-Perspektive fügen
sich nahtlos in die Geschichte ein.
Das, was dem Autor zwar in Sachen Intrigen und Machtspielchen gelingt,
versagt aber bei den Schlachten und Kämpfen, von denen es allzu viele
gibt. Die Kämpfe sind kaum mehr als eine (teilweise eklige) Beschreibung,
wie der Held den Feind niedermetzelt und dabei von einer Form in eine
andere wechselt, ohne dass der Leser etwas damit anfangen kann. Wenn der
Held den Feind mit dem "dritten Kranich" oder dem "fünften
Drachen" angreift und dieser mit der zweiten Hundeform oder Heuschrecke
antwortet, wirkt es eher wie ein verrückter Zoo als ein Kampf. Noch
dazu kommt, dass die Kämpfe übergangslos stattfinden. In einer
Zeile redet man noch friedlich miteinander, in der nächsten wird
man angegriffen und verwandelt sich in einen Adler, auf der nächsten
Seite geht man schon wieder weiter, als wäre nichts gewesen. Die
Kämpfe, die wohl der Spannung dienen sollen, bewirken eher das Gegenteil.
Und durch die vielen Kämpfe kann es schon mitunter zu so etwas wie
Langeweile kommen, zum Glück dauernd diese Kapitel auch nicht ewig.
(rezensiert von: Sam)
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