IM SCHUTZ DES KLEINEN VOLKES
zur Übersicht über den ganzen Zyklus
HIER

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: 5 von 5
1 Rezension
-In der zweiten und dritten Septemberwoche regnete es fast jeden Tag.-
1 Teil 1 Der Junge
Zyklus/Band -
Autor James Heneghan
Original Flood
Erscheinungsjahr 2002, dt. 2006
Verlag dtv
ISBN 3-423-70977-4
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 223
Probekapitel -
Worum's geht:
Seit vier Wochen regnet es in Vancouver fast ununterbrochen. Die Flüsse schwellen an, werden zur Flut, und die reißt alles mit sich, was ihr im Weg ist. An diesem Tag verliert der elfjährige Andy nicht nur sein Heim, sondern auch seine Mutter und seinen Stiefvater. Er selbst wird aus den Fluten gerettet. Nach zwei Wochen holt ihn seine Tante Mona aus dem Krankenhaus. Er soll mit ihr und ihrer Familie in Halifax leben. Aber Tante Mona ist eine herbe und spröde Frau, nicht so warmherzig und liebevoll wie Andys Mutter war. Als der Junge erfährt, daß sein leiblicher Vater gar nicht tot ist, wie er bisher glaubte, flüchtet er zu ihm. Doch der lebt in einer heruntergekommenen Absteige, verdient mit krummen Geschäften nur wenig Geld und ist dem Alkohol zugetan.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Kinder und Betrunkene haben einen Schutzengel heißt es in einem deutschen Sprichwort. Irischstämmige Kinder und Betrunkene haben Sheehogue. Sheehogue oder Das Kleine Volk werden in Irland die Elfen genannt. Sie sind kleine unsichtbare Wesen, die den Menschen helfen, ihnen aber auch manchen Schabernack spielen, und so ist es kein Zufall, daß das Wort Sheehogue sich auf rogue reimt, was auf Deutsch Gauner, Schurke, Schuft oder Strolch heißt. Außerdem bezeichnet Sheehogue auch noch die Elfen-Diaspora, also die Elfen, die während der großen Hungersnot Irland verließen und nun in der ganzen Welt verstreut leben, z.B. in Kanada. Andy, dessen Familie ursprünglich aus Irland stammt, benötigt jede Hilfe, die er bekommen kann.
Obwohl die Sheehogue in der Geschichte ständig präsent sind, kann sich der Leser kein wirkliches Bild von ihnen machen, denn Heneghan vermeidet es, die Elfen genauer zu beschreiben. Stattdessen hält er ihre Dialoge fest. Oft streiten die Kerlchen und so erhält man den Eindruck, daß man von kleinen Wesen umgeben ist, die ständig um einen herumwuseln, sich wispernd unterhalten und deren flinkes Umherhuschen man höchstens in den Augenwinkeln wahrnehmen kann, die man aber nie zu Gesicht bekommen wird. Auch Andy und sein Vater, die manchmal merken -manchmal auch nicht- daß sie Glück im Unglück haben, nehmen die Sheehogue nicht wirklich wahr und haben keine Ahnung davon, daß sie von "guten Mächten wunderbar geborgen" sind.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen aber nicht die Sheehogue, sondern die Beziehung zwischen Andy und seinem Vater, die Heneghan sehr einfühlsam beschreibt. Andy wünscht sich nichts sehnlicher als mit seinem Vater ein normales Familienleben zu führen. Aber der ist labil, ein Kleinkrimineller und trinkt mehr als ihm gut tut. Trotzdem ist er liebenswert und keineswegs ein schlechter Kerl, aber er ist auch ein Loser, der mehr verspricht als er halten kann. Obwohl Andy erst elf Jahre alt ist, ist er reifer und erwachsener als sein Vater und handelt vernünftiger. Heneghan vermeidet Schuldzuweisungen und er ist auch keiner von denen, die in ihren Büchern das soziale Elend der Unterprivilegierten bejammern. Ein Schicksalsschlag hat Andys Vater aus der Bahn geworfen und seitdem ist er nie wieder auf die Beine gekommen. Heneghan sagt mit seiner Geschichte: "Schaut her, es gibt Menschen, die mit dem Leben nicht zurechtkommen, sie sind nicht schlecht, sie können sogar ihre Kinder lieben, aber sie können nicht mit ihnen zusammen leben und für sie sorgen. Es ist aber auch falsch, sie für immer von ihren Kindern zu trennen, denn die haben ein Recht auf ihre Eltern. Mit etwas gutem Willen läßt sich eine Lösung finden." Und auch für Menschen wie Andys Tante, die nicht ständig gut gelaunt sind und vor Freundlichkeit sprühen, wirbt Heneghan um Verständnis. Auch die sind nicht als Miesepeter geboren und vielleicht gar nicht so hartherzig, wie sie auf den ersten Blick scheinen.
Wer jetzt glaubt, Im Schutz des Kleinen Volkes sei ein trauriges Buch, der irrt. Auch hier gilt: kein Elend ist so reizvoll, wie das eines Iren. Und wenn Andy nicht so vernünftig wäre, einzusehen, daß das Leben das sein Vater führt, nicht gut für ein Kind ist, dann wäre mancher junge Leser vielleicht doch geneigt zu glauben, es gäbe nichts romantischeres als ein schäbiges Zimmer in einer heruntergekommenen Absteige mit Klo auf dem Gang und nichts aufregenderes als gelegentliche Besuche von Geldeintreibern oder windigen Zigarettenschmugglern.
Gedacht für Leser ab 10.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Die Kronenlegenden

Fazit: Trotz der Tragik in Andys Leben verströmt die Geschichte Hoffnung und Verständnis für Menschen, deren Leben nicht so glatt, leicht und unbeschwert verläuft wie in der Margarinewerbung.


©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum