Worum's geht:
Chantal Bergner, eine junge Wissenschaftlerin, hat es sich zur Aufgabe
gemacht, den fernen Planeten Oranda zu erforschen. Mithilfe der "Chronotransit"-Technologie
ist es möglich, die Geschichte der vor rund 300.000 Jahren untergegangenen
Kultur zu erforschen. Während dieser Reisen schlüpft sie in
die Rolle einer Kriegerin und dient unter dem Herzog Aldo. Bald kommt
Chantal geheimnisvollen Kräften in Gestalt der Neun Lebenden Schwerter
auf die Spur. Der Sage zufolge soll im Verborgenen noch ein Zehntes Schwert
existieren, das über die anderen gebietet. Als ein feindlicher Herzog
sich im Besitz dieses Meisterschwertes wähnt, entbrennt ein Kampf
um die Macht auf Oranda.
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Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Mit Die Schwerter von Oranda präsentiert Christiane Zina einen
interessanten Mix aus Science-Fiction und Fantasy, der jedoch trotz guter
Thematik allzu viel auf allzu wenig Seiten abhandeln will.
Am schwierigsten zu beschreiben ist die Handlung: eine durchaus spannende
Zweiteilung in die hochtechnisierte Welt des 24. Jahrhunderts zum einen,
die mittelalterliche Welt von Oranda zum anderen. Chantal steht zwischen
diesen beiden Seiten und hat das als "Saronsky-Syndrom" im Buch
bezeichnete Problem: als Wissenschaftlerin soll sie Fakten sammeln, ganz
nüchtern und steril, doch sie lebt in Oranda und verliert sehr schnell
ihre Objektivität, identifiziert sich mit ihrer Rolle als Kämpferin
und steht nun zwischen den Fronten. Die moderne Welt erscheint ihr nach
und nach seltsam verkehrt - man lebt mehr oder weniger hauptsächlich
online und geht keine Risiken ein, während in Oranda noch "richtig
gelebt" wird, mit Alkohol, körperlicher Nähe und Schwertkämpfen.
Der daraus resultierende Konflikt ist der Hauptstrang des Buches und wird
auch sehr gut dargestellt. Das Problem ist aber, dass dieser einfach nicht
ausreicht, um das Buch zu füllen, daher wird eine entsprechende Hintergrundthematik
eingebaut, die allzu überladen ist:
Pseudo-philosophische Gespräche über die Grundprobleme der Menschheit,
der Machtkampf in Oranda, Sagen und Mythen des Planeten, all das findet
auf nur 300 Seiten Platz. Wenn man einen schnellen Lesefluss hat, erscheint
einem der Roman ziemlich überladen. Bei so wenig Seiten werden meistens
auch nur Andeutungen gemacht und nur die nötigsten Informationen
erwähnt, die dann zwar passend sind, aber gerade durch ihre Knappheit
enttäuschen. Man würde einfach gerne mehr erfahren, denn die
fiktive Welt bietet allerlei ungenutztes Potential. Kein Wunder, dass
da einige Handlungsstränge ziemlich gerupft wirken: Orandas Machtkampf
ist nicht gerade der große Wurf und die Schwertkämpfe sind
maximal eine halbe Seite lang. Auch über Oranda selbst erfährt
man nicht viel.
Relativ gradlinig erreicht man dann auch das Ende, keine Seite wurde für
Drumherumreden verschwendet. Ein paar Seiten mehr (oder ein paar Hinweise
weniger) hätten nicht geschadet.
Das Ende kommt also schnell und ziemlich unbefriedigend, auf ein paar
Seiten (fast auf Zeilenniveau!) werden alle Handlungsstränge auf
die Schnelle abgewickelt.
Bis auf Chantal sind die Charaktere ziemlich platt und schematisch - der
Herzog, der Krieger, die Heilerin, der Zyniker, die Philosophin, die Bösen.
Schluss. Mehr braucht man nicht, mehr kriegt man nicht. Ob Chantal das
alleine aufwiegen kann, muss jeder selbst entscheiden.
Dafür ist der Schreibstil von Frau Zina frisch und lässt sich
leicht lesen. Ein paar nette Anekdoten runden das Ganz noch ab.
Im Großen und Ganzen merkt man jedenfalls, dass das Schreiben der
Autorin Spass gemacht hat: Neben der fast obligatorischen Karte findet
sich noch ein kleines Lexikon mit weiteren "Literaturhinweisen"
zu Oranda sowie ein Sprachführer. Nette kleine Extras, die zeigen,
dass sich Frau Zina sehr Mühe gibt, ihre Welt lebendig zu präsentieren.
Aufgrund der wenigen Beschreibungen gelingt das jedoch nur teilweise.
(rezensiert von: Sam)
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