Worum's geht:
Die Freunde Piri, Juan und Marta wollen in den Sommerferien mit dem Zug
verschiedene Länder Europas bereisen. Doch auf ihrer ersten Etappe,
der Fahrt nach Paris, kommt es zu einem seltsamen Zwischenfall: Die Landschaft
wird in grellrosa Licht getaucht und irgend eine Art Sphäre schwebt
über dem Zug. Nach diesem Zwischenfall geht die Fahrt ganz normal
weiter. Die Zuginsassen ahnen nicht, daß sie durch den Zusammenstoß
zweier paralleler Welten aus den Koordinaten ihrer eigenen Welt gefallen
sind
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Warum's so gut
ist:
Man hält ein stabil gebundenes Buch in den Händen, in dem Coverbild
dominieren die Farben pink und grün, und darauf stehen, aus der Reihe
tanzend, folgende Worte: Ich bin kein Buch! "Was denn sonst!"
denkt man sich und muß, ob der Absurdität dieser Aussage, erst
einmal lachen. Warum ich diese Rezension so einleite, hat einen Grund:
Mit dem Buch, was man physisch in Händen hält, wird gleichsam
die Krux dieses Romans buchstäblich mit den Händen greifbar:
Ein Wesen aus einer anderen Welt hat sich in einem ganzen Haufen von Büchern
mit dem gleichen Titel "verfangen", (eines davon hält man
gleichsam in den Händen
) und nun versucht es verzweifelt, aus
diesen Büchern wieder herauszukommen, und das kann nur mit der Energie
Lesender geschehen
Die Handlung, die um dieses Ereignis herum gestrickt
worden ist, ist eigentlich ziemlich schlicht und für sich genommen
beinahe gemütlich (wenn dieser Zwischenfall nicht passiert wäre
):
Drei jugendliche Freunde haben beschlossen in den Sommerferien mit dem
Zug Europa zu bereisen. Nach einigem hin und her und Diskussionen mit
den Eltern ist es endlich soweit. Piri, Juan und Marta sitzen endlich
im Zug nach Paris. Mit einer kleinen Streiterei wegen Piris Unzuverlässigkeit
beginnt die Reise der drei Freunde, bald aber wird die Aufmerksamkeit
der Reisenden auf die Landschaft gelenkt, die langsam in rosa Licht getaucht
wird, das später in ein grelles Pink übergeht. Alle sind verwundert,
und Piri und Juan haben ihren Streit bald vergessen. Neugierig steigen
die meisten Fahrgäste aus dem Zug, der während des Ereignisses
angehalten hat, aber es scheint nichts beschädigt worden zu sein.
Nur ein paar Kartons mit einer Lieferung Bücher liegen aufgerissen
im Gepäckraum, ein paar der Bücher sind aus dem Gepäckabteil
des Zuges auf den Boden gefallen und einige Fahrgäste heben die Bücher
auf und nehmen das eine oder andere mit. Das ist alles, was passiert ist.
Die Bücher werden wieder verstaut und die Fahrt geht weiter. Irgendwie
ist die Landschaft aber plötzlich merkwürdig verändert
und noch ahnen die Zuginsassen nicht, daß sich gerade zwei Parallelwelten
überschnitten haben
Die Idee von José María Merino, daß sich ein Wesen
aus einer Parallelwelt in einem Bücherstapel verfängt, fand
ich recht reizvoll, auch wie dieser Plot von ihm ausgearbeitet und stimmig
in die Handlung eingebaut wurde, ist sehr gelungen
vor allem sind
die verzweifelten Versuche des Wesens mit der Außenwelt Kontakt
aufzunehmen, sind sozusagen auch visuell in dem Buch verarbeitet, das
vor einem liegt: Man liest die Geschichte und plötzlich wird sie
unterbrochen von einer halben, einer oder zwei Seiten, die mit riesigen
Buchstaben bedruckt sind und z. B. folgende Botschaften wiedergeben:
Ich bin kein Buch,ich bin ein denkendes Wesen EIN DENKENDES WESEN ich
komme aus einem anderen Universum
, ES IST KEINE ZEIT MEHR ZU VERLIEREN,
Viele dieser Objekte müssen gelesen werden oder wir schaffen es nicht
Wie gesagt, eine interessante Idee, die stimmig und gut umgesetzt wurde,
sowohl von José María Merino als auch vom Verlag.
(rezensiert von: Katerchen)
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