Worum's geht:
Hexen-Familie Strega-Borgia lebt auf einem Schloß im schottischen
Hochland. Zum Haushalt gehören das neu eingestellte Kindermädchen,
ein Butler und eine Köchin. Außerdem leben im Schloß
noch "die Viecher": Schara, die Ratte, eine Spinne namens Tarantella,
das Burgverlies ist von drei sagenhaften Ungeheuern bewohnt und im Burggraben
schwimmt Tock, das Krokodil. Die Stimmung im Schloß ist etwas getrübt,
seit der Hausherr nach einem Streit die gemeinsame Wohnung im Zorn verlassen
hat. Was zunächst keiner weiß: Papa Strega-Borgia würde
liebend gerne wieder nach Hause kommen, wenn er nicht von der Mafia gefangengehalten
würde. Als die Kinder Pandora und Titus endlich begreifen, daß
die Bitten ihres Vaters um Hilfe kein Spaß sind, setzen sie alles
daran, ihn zu retten.
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Für junge Leser, die völlig abgedrehte Geschichten mögen,
ist Voll fies verzaubert genau das richtige Buch. Bei all dem durchgeknallten
Tohuwabohu und der aufgesetzten "Originalität" bleibt aber
die Geschichte etwas auf der Strecke.
Man wird das Gefühl nicht los, daß hier jemand nicht in erster
Linie auf möglichst unterhaltsame Weise erzählen möchte,
wie zwei Kinder ihren Vater retten, sondern das Ganze wirkt, als wäre
die Autorin wild entschlossen gewesen, den Preis für Originalität
einzuheimsen, hätte zu diesem Zweck drei Listen erstellt, von denen
sie um keinen Zoll abweichen wollte und hätte am Schluß eine
einigermaßen passende Geschichte dazu gepuzzelt.
Die Titel der Listen könnten folgendermaßen gelautet haben:
1. Welche Themen sind bei Kindern gerade in? 2.Skurrile und originelle
Einfälle und Anspielungen. 3. Elemente, die Spannung erzeugen. Und
dann wurde fleißig Brainstorming betrieben.
Die erste Frage ist leicht zu beantworten: Kinder sind verrückt nach
allem, was mit Zauberei, Magie und Fantasy zu tun hat, also handelt die
Geschichte von einer Hexenfamilie.
Skurrile Einfälle zu haben, ist da schon schwieriger, also beginnt
man mit den Namen. Sprechende Namen sind immer für einen Gag gut,
und wenn die jungen Leser den Witz an der Sache vielleicht noch nicht
verstehen, muß man sich als Autorin auch keine grauen Haare wachsen
lassen, es besteht immer noch die Hoffnung, daß die vorab- oder
vorlesenden Eltern sich beim Lesen amüsieren, z.B. über den
Familiennamen Strega-Borgia. "Strega" ist Italienisch
und bedeutet "Hexe" (Achtung originell!) und die Borgias stritten
sich in der Renaissance mit den Medici um den Titel der skrupellosesten
und unmoralischsten Familie (Die Borgias haben gewonnen). Der Butler heißt
Latch -"Riegel" (kicher) und die Köchin Marie Bain. Diese
Namenswahl beweist Originalität und kulinarische Bildung, ist ein
Bain Marie doch ein Küchengerät, das zur Warmhaltung von Speisen
dient. Wohlschmeckende Gerichte darf die arme Marie Bain allerdings nicht
zubereiten, im Gegenteil, es ist für die Geschichte zwingend notwendig,
daß die Köchin nicht kochen kann, denn wo bliebe sonst die
grenzenlose Witzischkeit. Die Mahlzeiten werden häufig vom Kindermädchen
gerettet, das ein ältlicher (oder doch eher altertümlicher?)
Mary-Poppins-Verschnitt ist. Der Böse hört auf den Namen Don
Lucifer, logisch, Don Angelo hätte die oben geschlossene Originalitätsskala
dann doch gesprengt.
Die skurrilen Einfälle beschränken sich nicht nur auf die menschlichen
Handlungsträger: Drei Ungeheuer im Burgverlies sind viel besser als
eins, denn die Menge macht's und weil Kinder gerne Tiere mögen, die
bei manchen Erwachsenen eher Abscheu hervorrufen, dürfen auch eine
Ratte und eine Spinne nicht fehlen. Die Spinne heißt natürlich
Tarantella, was auch wieder wegen des Wortspiels wahnsinnig originell
ist, "Tarantella" ist zwar ein spanischer Tanz, heißt
aber übersetzt "kleine Tarantula" und dies ist genau das
Spinnentierchen, das ungerechterweise als Monsterspinne für B-Movies
herhalten mußte. Zum Glück ist das Exemplar der Strega-Familie
eher klein geraten, denn für die Kids von heute muß es modern
zugehen und deshalb spielen Computer und E-Mails eine entscheidende Rolle
in der Geschichte und die gute Tarantella muß (Achtung, jetzt kommt
wieder ein origineller Einfall!!!) im InterNET, im World Wide WEB herumlaufen.
Liste Nr.3 besteht nur aus einem Punkt,: Für Spannung sorgt bei einer
Familie italienischer Abstammung natürlich die Mafia, dieser Einfall
ist selbst, wenn man ihn wohlwollend betrachtet, dann doch eher auf der
unteren Hälfte der Originalitätsskala einzuordnen. Die Mutter,
die sich um ihren Gatten grämt, ist dort allerdings überhaupt
nicht zu finden, die kennt man nämlich schon aus Artemis Fowl.
Ja, hier jagt ein Brüller den nächsten und wie schon am Anfang
gesagt, werden viele Kinder diese verrückte Geschichte mögen
und sich hervorragend dabei unterhalten. Dagegen ist auch nichts einzuwenden,
denn sie ist nicht schlecht, und niemand muß befürchten, daß
die jungen Leser einen literarischen Schaden für's Leben davontragen.
Aber dieses Buch ist keineswegs so hip, skurril und originell wie die
Autorin fast schon verzweifelt bemüht, glauben machen will.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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