Worum's geht:
Seit vier Jahren lebt Maus bei den Storn. Damals hatte der Stamm Wölfe
gejagt und in deren Höhle das sieben- oder achtjährige zierliche
Mädchen gefunden und ihm den Namen "Maus" gegeben. Olaf,
der vor kurzem den Kampf um die Stammesführerschaft gegen Horn verloren
hatte, nahm das Kind in seine Familie auf. Maus und ihr wenige Jahre älterer
Ziehbruder Sigurd sind mittlerweile ein Herz und eine Seele. Als die Beiden
am Strand entlanglaufen, um Meerkohl zu sammeln, findet Maus ein Kästchen
aus Holz. Sie nehmen es mit ins Dorf und lösen so eine Katastrophe
aus
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Sedgwick weiß genau, wie man Spannung erzeugt. Schon nach dem ersten,
knapp zwei Seiten langen Kapitel ist klar, daß unheimliche Dinge
vor sich gehen und das Dorf in großer Gefahr schwebt. Dieses schlichte
und dennoch schöne Kästchen wird Unheil bringen wie die Büchse
der Pandora, soviel ist sicher, doch welche Gefahren genau von ihm ausgehen,
bleibt vorläufig im Dunkeln. Erst nach und nach enthüllt Sedgwick,
welches Drama sich bei den Storn abgespielt hat. Dazu bedient er sich
zweier Erzählperspektiven. Abwechselnd berichten ein allwissender
Erzähler, und Sigurd als Ich-Erzähler, was sich damals ereignet
hat. Auf diese Weise kann der Leser an Sigurds Gedanken und Gefühlen
teilhaben, aber dank des allwissenden Erzählers besitzt er ihm gegenüber
auch einen Wissensvorsprung. Er weiß, was in Maus vorgeht, die aufgrund
ihrer übersinnlichen Fähigkeiten von dunklen Ahnungen gequält
wird und sich auch aus anderen Gründen im Dorf zunehmend unwohl fühlt.
Sigurd erfährt darüber nur das, was Maus ihm mitteilt. Der
Sturm der schwarzen Pferde erzählt von Machtkämpfen, Verrat,
Loyalität, Mut, Magie, Liebe und enttäuschten Gefühlen.
Mehr zu verraten wäre schade, denn auch, wenn man zu ahnen beginnt,
wodurch das Dorf bedroht wird, ist das Ende kaum vorhersehbar.
Ein, zwei kleinere Schönheitsfehler stören manchmal die Atmosphäre
des Buches. Die Storn sind entweder Germanen oder seßhaft gewordene
Wikinger, Sedgwick legt sich da nicht so genau fest, jedenfalls handelt
es sich um einen nordischen Stamm aus grauer Vorzeit. Wenn Maus ihren
Ziehbruder aber, anstatt ihn Sigurd zu nennen, wiederholt mit "Siggi"
anredet, dann wähnt man sich eher bei einer feuchtfröhlichen
Betriebsfeier, bei der die Sekretärin mit ihrem Chef gerade Brüderschaft
getrunken hat, und nicht in einer alten nordischen Sagenwelt. Auch benutzt
der Autor moderne Maßeinheiten. Der Erzähler berichtet, daß
Sigurd zwei oder drei Kilometer läuft oder daß in etwa sechs
Sekunden alles vorbei (war). Zwar ist er "allwissend", aber
dennoch stören diese anachronistischen Angaben. Kein Germane oder
Wikinger hatte eine Vorstellung davon, wie lange etwa sechs Sekunden dauern.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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