Worum's geht:
Als Kiras Mutter stirbt, will die bösartige Vandara das Mädchen
zum Verlassen des Dorfes zwingen. Doch der Rat der Hüter entscheidet
anders: Kira soll bleiben und den Mantel des Sängers besticken, dessen
Bilder die Vergangenheit und die Zukunft ihres Volkes erzählen. So
zieht sie in das Haus des Rates. Aber bald kommen ihr Zweifel, ob die
Hüter es wirklich gut mit ihr meinen und sie beginnt zu ahnen, daß
der Mantel ein Geheimnis birgt.
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Warum's so gut
ist:
Anscheinend vertraut Loris Lowry ihrer eigenen Geschichte nicht, denn
sonst würde sie ihr kein Vorwort voranstellen, in dem sie erläutert,
in welcher Art von Gesellschaftsform Kira lebt und wie der Leser bitte
schön das Ende auffassen soll. Dieses Vorwort ist aber tatsächlich
notwendig, denn die Autorin beschreibt vieles in ihrem Roman nur sehr
vage. Zwar ist es begrüßenswert wenn gerade Autoren, die für
junge Leser schreiben, auch noch Raum für Phantasie lassen, aber
die Art, wie Lowry Kiras Welt in Andeutungen beschreibt, grenzt schon
an Arbeitsverweigerung. Kira lebt in einer archaischen Umgebung, in der
man mit Kindern, Kranken und Behinderten äußerst lieblos umgeht.
Die Autorin gibt aber keinen Hinweis darauf, wie man sich diese Welt vorstellen
soll. Ist sie an das Mittelalter oder an eine noch viel ältere Epoche
der Menschheit angelehnt? Es gibt Hinweise auf eine frühere Zivilisation:
Das Haus der Hüter ist ganz anders gebaut, als die Hütten der
übrigen Bewohner, im Gerichtssaal gibt es ein Kreuz, von dem niemand
mehr weiß, was es symbolisiert, der Mantel des Sängers zeigt
Katastrophen, die in der Vergangenheit passiert sind. Aber keiner dieser
Hinweise wird richtig ausgearbeitet. Das Ende ist so offen, daß
bestimmt schon einige Lehrer auf die Idee gekommen sind, ihre bedauernswerten
Schüler einen Aufsatz darüber schreiben zu lassen, wie es mit
Kira und ihren Freunden weitergeht. Nur- als Lektüre für den
Deutschunterricht ist "Auf der Suche nach dem Blau" denkbar
ungeeignet. Kira hat einen kleinen Jungen zum Freund, der zu den Leuten
gehört, die im Sumpf leben. Um diese einfachen Menschen zu charakterisieren
hat die Autorin ganz offensichtlich im Original eine Art Slang benutzt,
dessen Übersetzung ins Deutsche voll und ganz mißlungen ist.
Jemand, der ein grammatikalisch falsches Englisch spricht, macht andere
Fehler, als jemand der ein grammatikalisch falsches Deutsch spricht und
kleine Kinder sprechen anders fehlerhaft Deutsch als z.B. ein Ausländer
oder jemand der Dialekt spricht. Aus diesem Grund kann man einen solchen
Slang nicht einfach übersetzen, sondern man muß ihn nachempfinden,
wie man es auch mit Gedichten oder Redensarten macht. Das ist hier nicht
gelungen. Und da Kiras Freund Matt einen großen Anteil an der Geschichte
hat, ist der Leser ständig mit Sätzen wie diesen konfrontiert:
"Deine Hütte tut schreckbar abgebrannt sein" oder "Sie
wollen nicht, daß du bleiben tust
Sie wollen dich aufs Feld
bringen, für die Viechers zum Fressen. Schleppers sollen dich da
hinbringen." Matt ist eigentlich ein liebenswerter kleiner Kerl,
aber durch diese verballhornte Sprache wirkt er bald nur noch nervtötend.
Die Geschichte plätschert ohne größere Höhepunkte
und spannungsarm vor sich hin und ist trotz der diffusen Andeutungen und
der mangelnden Ausarbeitung vorhersehbar und bietet keine wirklichen Überraschungen.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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