Worum's geht:
Kevin, der ständig an der Bushaltestelle herumlungert, ist gar nicht
der aufdringliche Kerl für den Tess ihn gehalten hat. Der Junge teilt
mit ihr eine Begabung, von der Tess bisher glaubte, sie sei die einzige,
die sie besäße. Beide können switchen, das heißt,
sie können sich in Tiere verwandeln. Aber am Tag ihres fünfzehnten
Geburtstages verlieren Switcher diese Fähigkeit. Kevin wird bald
fünfzehn, doch vorher muß er verhindern, daß die ganze
Welt in Eis und Schnee versinkt. Tess soll ihm dabei helfen.
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Warum's so gut
ist:
Hinter Switcher steckt eine gute Idee, deren Umsetzung aber deutliche
Schwächen aufweist. Gelungen sind Kate Thompson die Passagen, in
denen Kevin und Tess sich in Tiere verwandeln, besonders gut beschreibt
sie, auf welche Weise Tess entdeckt, daß sie switchen kann. Aber
die ganze Geschichte läuft viel zu glatt ab. Um die Erde zu retten,
müssen Kevin und Tess in die Arktis. Doch jeder Leser, der schon
einige Fantasy-Romane gelesen hat, merkt schnell, daß die "Gefahren"
die den beiden begegnen, nicht wirklich bedrohlich sind. Stellt sich Tess
und Kevin ein Hindernis in den Weg, z.B. wenn ein Polizist merkt, daß
Tess per Vermißtenanzeige gesucht wird, dann löst sich die
Situation schnell und unspektakulär auf. Also wartet der Leser mit
Ungeduld darauf, daß es endlich "richtig losgeht". "Richtig
los" geht es ansatzweise auf Seite 168, ein bißchen spät
für ein Buch, das nur 223 Seiten hat. Dann hofft man auf einen spannenden
Showdown und wird enttäuscht. Der finale Kampf ist unspektakulär
und wird mit Leichtigkeit gewonnen. Kurz vor dem Ende geschieht jedoch
etwas, das den Leser trifft, als hätte man ihm mit dem Holzhammer
vor den Kopf geschlagen. Ich will nicht spoilern, deshalb muß ich
mich hier in diffusen Andeutungen ergehen. Aber gerade weil dieses Ereignis
so einzigartig aus der Handlung heraussticht, ist dem Leser nach dem ersten
Schrecken sofort bewußt, daß dies nicht so sein kann, wie
es da steht. Und je mehr Lese-Erfahrung jemand besitzt, um so schneller
wird ihm klar, wie die Autorin, diese Situation auflösen wird.
Minuspunkte gibt es auch wegen der teilweisen schlechten sprachlichen
Umsetzung. Hier stellt sich wieder das gleiche Problem wie bei dem kleinen
Matt in Auf der Suche nach dem Blau. Da mir auch jetzt wieder nicht
das Original vorliegt, weiß ich nicht, wie die alte Lizzie eigentlich
spricht. Die deutschen Übersetzer haben sich aber anscheinend darauf
geeinigt, daß alles, was im Original irgendwie nach Slang klingt,
so übersetzt wird, daß man einfach s-Endungen an die unmöglichsten
Stellen setzt. Das funktioniert aber nicht, weil niemand, der ein fehlerhaftes
Deutsch spricht, auf diese Weise redet. Man muß sich eben überlegen,
ob man diese Sprechweise ignoriert und die Person Hochdeutsch reden läßt,
oder ob man sie eine Art allgemeinverständlichen und nicht zu stark
ortsgebundenen Dialekt oder einfach sehr umgangssprachlich reden läßt.
Dieser s-Endungswahn ist jedenfalls die schlechteste Lösung. Seitenweise
Sätze wie "Wir sinds zu weit südlich, um sie zu kennen,
das ist der Punkt. In Finnland und im Norwegerland, da kennts man sie,
und in Sibirien kennts man sie auch, nur habens die da ein anderes Wort
für sie. Es sinds große, kalte, flache Dinger wie Quallen,
und sie schlafens in ihrem eigenen Eis
Sie schlafens tausend und
abertausend Jahre, und solange sie schlafens, stören sie keinen.
Aber wenn sie aufgeweckt werdens, dann kriegens sie Hunger, und dann ziehens
sie los und suchens sich was zu fressen
Ihr glaubts mir nicht
Das
habs ich befürchtet." töten einem den letzten Nerv.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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