Worum's geht:
Privatdetektiv Thraxas erhält von der Königstochter den Auftrag,
Liebesbriefe zurückzuholen, die sie unvorsichtigerweise einem ausländischen
Diplomaten geschrieben hat. Kaum hat Thraxas den Auftrag angenommen, wird
er auch schon wegen Mordes verhaftet. Außerdem gerät er in
Verdacht das wertvolle Rote Elfentuch gestohlen zu haben. Und das sind
nicht die einzigen Schwierigkeiten, die Thraxas meistern muß, um
seinen ersten Fall zu lösen.
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Warum's so gut
ist:
"Ich bin dreiundvierzig, übergewichtig, bar jeden Ehrgeizes,
und habe einen fatalen Hang zu ausgedehnten Sauftouren." Falls Sie
jetzt auf eine ausführliche Lebensbeichte des Rezensenten hoffen,
muß ich Sie enttäuschen. Dieser Anfall von Selbsterkenntnis
stammt von Thraxas, dem Helden des Romans "Der Drachentöter".
Er ist außerdem geschieden, chronisch pleite und von Beruf Detektiv
und Zauberer -ein ziemlich schlechter Zauberer. Der Fall liegt klar: Thraxas
ist der typische Verlierer und das macht ihn so sympathisch.
Martin Scott verbindet in seinem Roman ein historisches Ambiente mit sehr
gegenwärtigen Problemen. Die Stadt Turai, in der Thraxas ermittelt,
ist an das antike Rom angelehnt. In ihr wohnen Menschen, Orgks und Elfen.
Zwei Verbrecherorganisationen kämpfen um die Vorherrschaft. Der Handel
mit Boah, einer mit Kokain oder Heroin vergleichbaren Droge, blüht.
Wer nicht Boah konsumiert, berauscht sich mit Thazis. Die Oberschicht,
bestehend aus Königshaus, Adel und Priesterschaft ist korrupt. In
den Abwasserkanälen hausen Alligatoren und Frauen haben in Turai
ziemlich wenig zu melden. Damit sind wir bei der zweiten sympathischen
Figur, die Scott geschaffen hat: Makri. Makri ist ehemalige Gladiatorin
und bedient in Thraxas' Stammkneipe, der Rächenden Axt, in einem
kaum vorhandenen Kettenhemd, die Kundschaft. Feministinnen dürfen
das Buch dennoch zur Hand nehmen, Makri verdient sich in der Kneipe nämlich
nur das Geld für ihre Kurse an der Innungshochschule. Die Universität
ist zu Makris äußerstem Mißfallen, ausschließlich
Männern vorbehalten. Deshalb unterstützt sie die Vereinigung
der Frauenzimmer, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt. Außerdem
hilft sie Thraxas schlagkräftig bei der Lösung dieses Falles.
Scott zeichnet originelle Charaktere; Turai ist glücklicherweise
nicht die siebenhundertsechsundreißigste Version einer mittelalterlichen
Stadt; mit der Schlacht im Feenhain schildert Scott eine der schönsten
und niedlichsten (!) Kampfszenen im Fantasy-Bereich; und außerdem
verfügt der Autor über Sprachwitz. Das merkt der Leser aber
erst, wenn er beschlossen hat, über die Mängel des Buches großzügig
hinwegzusehen: Die Namensgebung im Roman zeugt von Holzhammer-Humor oder
von dem übermäßigen Konsum von Asterix-Heften. Der Fischhändler
heißt Iglox, die Prostituierte Nitribix, der Mafiaboß Corleonaxas,
die Prinzessin Du-Lackai und wer weiß, ob das Schlagerduo Cindy
und Bert glücklich damit ist, daß ihm der Übersetzer mit
den fahrenden Sängern Cimdy und Bertax ein Denkmal gesetzt hat. Überhaupt
scheint die Übersetzung manchmal auf wackeligen Füßen
zu stehen, so ist z.B. die Anspielung auf den "Superbowl" im
Deutschen völlig daneben gegangen. Das Cover ist eine Geschmacklosigkeit
sondergleichen und veranlaßt den Rezensenten, die Redaktion zu bitten,
eine Seite mit einer Bastelanleitung für Buchumschläge aus marmoriertem
Papier einzurichten. Auch bei der Wahl des Titels sind die Wege des Verlages
wieder einmal unergründlich. Im Original lautet der Titel des Buches
aus gutem Grund einfach nur "Thraxas".
(rezensiert von: Top
Dollar)
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