Worum's geht:
Zurückgezogen und fast
schon ausgerottet leben Europas letzte Wölfe, ohne Hoffnungen für
die Zukunft, da die Menschen sie jagen und ihre Umwelt zerstören.
Doch die alten Mythen der Wölfe, die mit dem Aussterben der Tiere
schon fast in Vergessenheit geraten sind, sagen, daß ihnen am Ende
eines dunklen Jahrtausends eine Chance bleibt, ihre einstige Stärke
wiederherzustellen. Und eines nachts versucht der junge Wolf Tervicz ein
Rudel zusammen zu heulen, das die Wölfe der Zeit werden soll - ein
Rudel bestehend aus Wölfen aus ganz Europa, die die Bruchstücke
ihrer Mythen zusammentragen und gemeinsam das sagenumwobene Herzland finden
sollen. Verschiedenste Wölfe machen sich auf den besschwerlichen
Weg...
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Warum's so gut
ist:
Eine Tiergeschichte über Wölfe hat im Rahmen des Jugendbuchs
Wolfsaga schon einmal ganz hervorragend geklappt - also möchte
man meinen, daß auch in einer "erwachseneren" Version
mit größerer epischer Breite gar nichts schief gehen kann.
In diesem Auftakt-Band breitet Horwood in mehr als 600 Seiten die Welt
der Wölfe vor dem Leser aus, und in diesen 600 Seiten verfranst und
zieht sich die Geschichte - die eigentlich sehr gute Ansätze hat
- so sehr, daß der Leser nur bedingt mitgerissen und unterhalten
wird. Es steht nichts weniger auf dem Spiel, als die Rettung der "Wolfheit",
und diese liegt in den Pfoten eines bunt zusammengewürfelten Rudels
aus ganz Europa. Leider hat Horwood den unterschiedlichen Wölfen
wie dem stolzen Aragon aus Spanien oder dem wortkargen Klimt aus Skandinavien
keine besonders ausgeprägten Persönlichkeiten verliehen, und
so tut man sich schwer, wirklich Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen.
Dafür liest man aus dem ganzen Buch heraus Horwoods Anteilnahme an
der Vergewaltigung der Natur durch den Menschen, die Schilderungen dazu
sind eindringlich, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Zu Beginn des Buches
drängt sich daher der Verdacht auf, es spiele zur Zeit, als Umweltschutz
"in" wurde, doch wenn es später zu einer großen Seuche
und einem Krieg der Menschen in Europa kommt, zeigt sich, daß es
sich eher um ein Zukunftsszenario handelt.
Im Gegensatz dazu stehen lange Landschafts- und Naturbeschreibungen -
für Wölfe vermutlich hoch interessant - für den Leser trotz
einer sehr angenehmen Sprache irgendwann ermüdend: Wenn es mehrere
Seiten lang nur um Wolken, Felsen und Wildblumen geht, tendiert man eventuell
dazu, einige Absätze zu überspringen.
Die Handlung plätschert meistens ziemlich ziellos vor sich hin, und
der einzige Dreh- und Angelpunkt sind die alten Geschichten der Wölfe,
die von der Wiederkehr ihres Gotts Wulf erzählen. Diese Wolfsmythologie
ist Horwood ausgesprochen gut gelungen; sie erklärt viele Verhaltensweisen
von Wölfen absolut stimmig und ihre Darstellungen gehören zu
den besten Passagen des Buches. Hätte man die darauf basiernde Geschichte
gestrafft und mit etwas mehr Leben versehen, wäre alles bestens.
So ist es aber nur verständlich, daß der Original-Verlag den
geplanten Mittelband der Trilogie (Wanderers of the Wolfways) gestrichen
hat und Horwood seine Geschichte in nur einem weiteren Band zu Ende erzählen
mußte.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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