Worum's geht:
Pellaz arbeitet mit seiner
Familie auf einer Farm weitab von der Zivilisation. Doch immer wieder
berichten Wanderer, daß es mit der Menschheit bergab geht - eine
neue Rasse, die Wraeththu, soll sich erhoben haben und die Menschheit
verdrängen.
Eines Tages taucht ein Fremder auf der Farm auf, zu dem sich Pellaz wie
magisch hingezogen fühlt - ein Wraeththu. Am nächsten Morgen
macht sich Pellaz mit dem Fremden auf und davon in ein neues Leben. Der
Wraeththu Cal bringt Pellaz nach Saltrock, einer gerade neu entstehenden
Gemeinde, und auf dem Weg verfällt Pellaz Cal immer mehr, hat aber
große Angst vor diesen Gefühlen. In Saltrock lernt Pellaz die
Wraeththu und ihre Legenden kennen, und soll selbst zu einem der ihren
gemacht werden. Dazu sind ausgibigste Riten nötig, und Cal scheint
sich plötzlich gar nicht mehr mit Pellaz befassen zu wollen...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Die Wraeththu sind der Traum eines jeden Slash-Fans - hermaphroditische
Wesen (aber dennoch definitiv männlich geprägt), androgyne,
ätherische Schönheiten, die Tolkiens Elben und Konsorten mühelos
in den Schatten stellen, bestrebt, alle negativen menschlichen Gefühlsregungen
hinter sich zu lassen, aber jederzeit und immerdar bereit zu ihrer unter
anderem aruna genannten Form von Sex, der von Storm Constantine
immer blumig-kitschig ausformuliert wird, ohne daß zart besaitete
Leser mit harten Fakten konfrontiert würden. Eine grundlegende Faszination
kann man den hübschen Über-Jünglingen nicht absprechen,
aber obwohl einige unterschiedliche Wraeththu-Charaktere dargestellt werden,
kreist die Handlung immer um dieselben Themen, die, wenn man hinter die
Fassade aus Superlativen blickt, seifenopernartig abgespult werden. Große
Gefühle kochen immer wieder hoch, Liebe, Eifersucht, Vertrauensbruch.
Meist verträgt man sich auch schnell wieder und besinnt sich auf
sein Dasein als vollkommene Rasse und eine Runde aruna.
Der Leser verfolgt den Werdegang der Hauptfigur Pellaz aus dessen eigener
Sicht; dieser entwickelt sich zum großartigen Wraeththu und lernt
gleichzeitig die Wraeththu-Gesellschaft und -kultur kennen, deren Darstellung
weitaus wichtiger als die vordergründige Handlung erscheint. In einer
Welt nach der Apokalypse (wohl nicht unsere Welt, aber eine, die unserer
Moderne sehr ähnlich war) entstehen auch bei den gefühlsmäßig
überlegenen Wraeththu Konflikte durch Liebe und Sex, und werden günstigerweise
im Idealfall auch wieder durch Sex gelöst. Pellaz stürzt von
einem Gefühlschaos ins nächste, und der Leser wird durch eine
Kulisse aus ruinenhaften Städten und renaturierten Gebieten getrieben,
ohne daß das Ende der Menschheit oder die Kämpfe der unterschiedlichen
Wraeththu-Stämme eine allzu große Rolle spielen würden.
Entwicklung wird bei Pellaz hauptsächlich von außen aufoktruiert,
wenn er in die verschiedenen Kasten initiiert wird; und wie der Hauptcharakter
wird man als Leser von einem Ereignis zum nächsten gebracht, ohne
das Gefühl zu haben, beteiligt zu sein.
Da kann auch die träumerisch-schöne Sprache, mit der Constantine
den Leser gekonnt umgarnt, nichts mehr retten, denn im Endeffekt liest
man eine einzige lange Zelebrierung des Wraeththu-Daseins.
Oder, um es kurz auf den Punkt zu bringen: Es geht hier vor allem um androgyne
Typen, die sich das Gesicht anmalen und hübsche Klamotten anziehen,
die ihre Leidenschaften ausleben und dennoch ihre Gefühle kontrollieren
und eine überlegende Gesellschaft aufbauen - eine bei genauer Betrachtung
ziemlich sinnleere Parade schöner Nichtigkeiten...
(rezensiert von: mistkaeferl)
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