Worum's geht:
Auch diesmal ist der Mammutgruppe
nicht viel Erholung vergönnt: Der nächste Auftrag läßt
nicht auf sich warten. Diesmal soll das Mammut den Riesen zur Seite stehen,
die von den Menschen arg bedrängt wurden und sich in den Gebirgszug
Wildbart zurückgezogen haben, wo sie immer noch von Menschen verfolgt
werden, die sie ihrer Haare wegen jagen. Entsprechend mißtrauisch
sind die Riesen gegenüber Rodraeg und seinen Gefährten, aber
schließlich werden diese dennoch für einen Auftrag auserwählt:
Sie sollen den Fliegenstab, das vergessene Zepter des Riesenköngis,
aus der Höhle bergen, in der es seit Jahren verschollen ist.
Obwohl Rodraeg noch immer von seiner Krankheit geplagt ist, brechen die
Gefährten bald auf, um sich den tödlichen Gefahren und Rätseln
der Höhle zu stellen. Und sie sind nicht die einzigen, die an der
legendären magischen Waffe ein Interesse haben...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Inzwischen ist es ja zur entspannenden Gewohnheit geworden: Bekommt das
Mammut -wie in jedem Band der Reihe bisher- einen neuen Auftrag, stürzen
sich die Helden nicht Hals über Kopf ins Abenteuer, sondern nähern
sich ihm langsam an, mit ausführlichen Reise- und Vorbereitungs-Szenen.
Und auch in Das vergessene Zepter läßt sich Meißner
wieder alle Zeit, um die Befindlichkeiten seiner Protagonisten zu erkunden,
und die Haupthandlung scheint erst richtig loszugehen, wenn man schon
ein Drittel der Seiten hinter sich gebracht hat. Dramatisch ist diese
Betulichkeit allerdings nicht, denn Rodraeg und seine Mannen sind nach
wie vor ein wahres Lesevergnügen, und der Autor erweist sich auch
in Szenen des Kleinen und Alltäglichen als ausgesprochen guter Geschichtenerzähler.
Zu Beginn gibt es genug Hinweise auf Vergangenes, so daß man nach
einer längeren Lesepause problemlos einsteigen kann.
Alles beim Alten also - "zum Glück", möchte man sagen,
denn bisher gab es nicht viel zu meckern an Im Zeichen des Mammut.
Aber auch "leider", denn auch bei der reihenüberspannenden
Hintergrundhandlung bleibt alles wie gewohnt vage. Sucht man nach dem
großen Zusammenhang, ist die Informationsausbeute auch nach dem
dritten Band mehr als dürftig. Womöglich läßt der
Autor es im Gesamtkonzept ebenso ruhig angehen wie in jedem einzelnen
Band, und immerhin ist die Reihe auf mehr als eine Handvoll Titel ausgelegt,
doch im Augenblick liest sie sich eher wie eine Ansammlung durchaus spannender
Einzelabenteuer und nicht wie ein großes Ganzes. Das mindert das
Vergnügen ein wenig, denn Meißner hat durchaus Köder ausgelegt,
auch solche, die man beim augenblicklichen Stand der Dinge noch nicht
so recht einordnen kann. Aber es bleibt bei Andeutungen und Winzigkeiten,
und das nach einer Seitenzahl, bei der in anderen Fantasy-Zyklen langsam
schon das Ende in Sicht ist.
Dem mitreißenden Abenteuer, das im Rahmen von Das vergessene
Zepter zu Ende erzählt wird, tut all das aber keinen Abbruch.
Zum ersten Mal in dieser Reihe schwenkt Meißner im Kontext der verworrenen
Rätsel und Prüfungen der Höhle, in der die Mammut-Abenteurer
das Zepter suchen, auf eine ausgefallenere und kreative Erzählweise
um - da werden Teile als seitenlanger Bandwurmsatz erzählt, andere
als in der Gegenwart parallel erlebte Träume. Das sind interessante
Seiten, die allerdings etwas lang werden könnten, wenn man Brüche
im gewöhnlichen Erzählfluß nicht mag.
Niemals darf man lange bei einem der Hauptcharaktere verweilen, fast wie
ein allwissender Erzähler schwenkt der Autor in schneller Folge von
einem zum nächsten. Dennoch entwickeln sich die Charaktere und das
Mammut als Ganzes im Gegensatz zur Haupthandlung prächtig weiter
- daß es ihnen am Ende prächtig geht, wird dem Leser allerdings
nicht vergönnt: Das Warten auf den nächsten Band ist mit einem
ordentlichen Cliffhanger gewürzt.
Im Epilog erwartet einen dann ein weiterer kleiner Bruch mit dem Standard
erfundener Fantasy-Welten: Offenbar kennt man in der Welt Rodraeg Delbanes
und des Mammuts auch Das Zeitalter der Wandlung, die Roman-Reihe
von Meißners Kollegen Markolf Hoffmann.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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