Worum's geht:
JJ Liddy und sein bester Freund Jimmy streiten sich wieder einmal. Das
kommt öfter vor und ist an sich nicht tragisch, denn die beiden versöhnen
sich schnell wieder. Doch dieses Mal sagt Jimmy etwas Ungeheuerliches
zu JJ: "Dein Urgroßvater hat den Pfarrer ermordet." Stimmt
das wirklich? Hat JJs Urgroßvater tatsächlich den Priester
ermordet? Und warum vergeht neuerdings die Zeit so schnell? Keiner im
Ort hat mehr genug Zeit, um all das zu machen, was er gerne tun möchte.
Gibt es da einen Zusammenhang? JJ hat sich für seine Mutter ein ganz
besonderes Geburtstagsgeschenk ausgedacht. Er wird ihr Zeit schenken.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit verschwindet der Junge spurlos.
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Kate Thompson ist es gelungen, einen phantastischen Roman zu schreiben,
der einerseits modern und glaubwürdig ist, andererseits bezaubernd
märchenhaft. Dass sich diese Gegensätze so harmonisch zusammenfügen
liegt am Schauplatz der Geschichte: Irland. Wenn es einen Ort auf Erden
gibt, an dem die Welt der Menschen und die Welt der Feen sich berühren,
dann kann es nur Irland sein. Es ist nicht das von Wirtschaftskrisen geschüttelte
Land der Vergangenheit, in dem Zwischen den Zeiten spielt, sondern
das moderne, heutige Irland. Doch die Dorfbewohner haben sich die alte
"Leichtigkeit des Seins" bewahrt, die den Leser irischer Geschichten
schon immer hat glauben lassen, es gäbe nichts Idyllischeres als
irisches Elend. Diese Lebensart gründet sich auf den tiefen katholischen
Glauben der Iren und auf ihre Musik. Und auch wenn der Glaube an die katholische
Kirche langsam bröckelt, spielt beides eine wichtige Rolle für
das Verschwinden JJs, seines Urgroßvaters, des Priesters und dem
schnellen Verrinnen der Zeit. JJs Eltern geben selbst samstags Céilís,
Tanzveranstaltungen mit traditioneller irischer Musik, bei denen JJ zum
Tanz aufspielt. Alle Lieder, die in diesem Roman erwähnt werden,
findet der Leser mit Noten im Buch, so kann er -falls er ein Instrument
beherrscht- selbst samstags zum Tanz aufspielen. Und vielleicht wird seine
Musik von JJ oder den Feen gehört, denn, wie man aus diesem Roman
lernen kann, liegen die verschiedenen Welten nicht weit auseinander.
Die Welt des Feenvolkes, Tír na nÓg, ist ein ziemlich genaues
Abbild von JJs Heimatdorf Kinvara und doch auf seltsame Weise anders.
Die Feen sehen aus wie Menschen und wie die Iren lieben sie Musik und
tanzen gerne. Aber ihre Kleidung ist nicht einheitlich, sondern ein Querschnitt
durch die Mode der Jahrhunderte. Manchmal verwandelt sich eine Ziege in
eine Trommel - oder eine Trommel in eine Ziege. Und warum hängen
eigentlich überall, in Hecken, an Bäumen und Büschen, Socken?
Diese Antwort zumindest ist einfach: Weil auch Flugzeuge im Bermuda-Dreieck
verschwinden. Logisch.
Aber einen großen Unterschied gibt es zwischen Menschen und Feen.
Das Feenvolk weiß nicht, wie man sich Sorgen macht. JJ muss ihnen
das erst beibringen. Dabei haben die Feen allen Grund, sich zu sorgen,
denn sie haben wie die Menschen ein Zeitproblem. Bisher lebten sie stets
nur im "Jetzt", in Tír na nÓg war immer nur ein
strahlender Sonnentag, es wurde niemals Nacht und niemand alterte, jeder
besaß die ewige Jugend. Doch plötzlich haben die Feen ein Problem
mit der Zeit - im Gegensatz zu den Menschen haben sie zu viel davon.
Einige Dorfbewohner von Kinvara glauben, dass die EU daran schuld ist,
mit ihren Subventionen und dem anderen neumodischen Kram. So viel kann
jedoch verraten werden: Am Zeitproblem in Kinvara ist die EU ausnahmsweise
nicht schuld. Aber wer dann? Lest Zwischen den Zeiten und findet
es heraus. Es lohnt sich.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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