Worum's geht:
Dem Bardenlehrling Kevin ist sterbenslangweilig, er möchte zeigen,
was in ihm steckt, und Abenteuer erleben. Doch er bekommt von seinem berühmten
Meister Aidan nur den Auftrag, in der Burg des Grafen Volmar ein altes
Lehrbuch zu kopieren. Dort angekommen stellt Kevin schnell fest, daß
etwas mit dem Manuskript nicht stimmt - auch Carlotta, die Halbschwester
des Königs, versucht herauszufinden, was der mächtige Aidan
mit diesem Buch will. Einst versuchte sie den König zu töten,
was Aidan verhinderte, seitdem gibt sie vor tot zu sein und hält
sich im Verborgenem. Zunächst macht sie sich in der Verkleidung der
jungen Charina an Kevin heran. Als dieses scheitert, täuscht sie
vor entführt zu werden und Kevin soll eine Rettungsgruppe anführen...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Das Geschehen findet auf einer leider nur schwach beschriebenen Sekundärwelt
statt, und zwar im Reich des Königs Amber. Knappen, Ritter, Burgen,
Feudaladel und Turniere mit reisenden Gauklern lassen ein vom typischen
Mittelalter geprägtes Bild entstehen. Auch wenn es sehr oberflächlich
dargestellt wird, schimmern an einigen Stellen schon gewisse Ungerechtigkeiten
des Systems durch - eine Kritik wird allerdings nicht geäußert.
Knapp ein Viertel der Geschichte spielt in der großen Stadt Westerin;
auch sie wird oberflächlich und klischeehaft beschrieben (z.B. die
typische Gaunerkneipe), so daß teilweise ein leichtes Gefühl
von Urbanität aufkommt.
Die Geschichte ist reich gesegnet mit magischen Elementen: So gibt es
Weiße Elfen, spitzohriges, magisch affines, schönes Volk mit
hellen Haaren und ambivalenten Charakter, und Schwarze Elfen, die ihre
dunkelhäutigen Cousins sind, sie sind bekannt für ihr böses
Wesen und dunkle Magie - ein freundschaftliches Verhältnis besteht
zwischen den Völkern nicht. Dann sind da noch die ewig spottenden
und nicht nur nette Streiche spielenden Feen und die sonderbaren, pedantischen
Arachnia, intelligente, menschenartige Spinnen. Und Zwerge, Untote und
weitere bunte Monster. Es wird außerdem viel gezaubert: Licht, Verwirrung,
Schutz oder Blitz, fast nicht ist undenkbar.
Insgesamt liest sich dieses wie ein von D&D inspiriertes (z.B. die
Schwarzen Elfen erinnern sehr an die D&D Drow)
und von Hollywood inszeniertes Spektakel.
Es gibt eine Reihe von Figuren, die tendenziell flache Exzentriker sind.
Da ist der Protagonist Kevin der Bardling, ein Lehrling des Helden Aidan;
er ist jung und will sich dringend beweisen. Wie es sich für einen
angehenden Barden gehört, liegen seine Stärken nicht im Kampf,
sondern darin, die Gruppe zusammenzuhalten und die Moral zu heben. Lydia
ist eine Amazone, eine geschickte Waldläuferin, aber auch eine gewiefte
Schurkin - der Schönheit fällt im Zweifelsfall immer ein Ausweg
ein. Ihre Gefährtin ist die Fee Tich'ki. Sie unterstützt die
Gruppe mit ihren Tricks und hat vor allem den unerfahrenen Kevin auf dem
Kieker - er entgeht nur selten ihren Spott. Eliathanis ist ein Krieger
der Weißen Elfen und Naitachal ist ein Geisterbeschwörer der
Dunkel Elfen - die beiden sind einander nicht freundlich gesonnen, aber
gerade Naitachal hat einige Überraschungen zu bieten. Die wichtigsten
Antagonisten sind die böse Hexe Charlotta, die sich selbst auf den
Thron setzen will. Dazu schmiedet die kluge Frau heimtückische Pläne
und nützt eine Vielzahl von Zaubern. Nur den Barden Aidan fürchtet
die herzlose Intrigantin. Ihr "treuer" Verbündeter ist
Graf Volmar; er plant der Mann an ihrer Seite zu sein, wenn sie den Thron
besteigt - was danach passiert... So lange stellt er der gemeinsamen Sache
seine Ressourcen zur Verfügung. Daneben gibt es noch viele kleine
Figuren: korrupte Stadträte, kalte Schwarzmagier, hilfreiche Gaukler
und schamlose Schurken.
Bei dem Wunsch Kevins, selbst Abenteuer zu erleben, wird es den Leser
kaum verwundern, daß es sich hier um eine Abenteuergeschichte handelt.
Ein wenig episodenhaft werden eine Reihe von Standardsituationen präsentiert.
Dazu gehört die gruppeninterne Spannung (zwischen Eliathanis und
Naitachal, bzw. Tich`ki und dem Rest der Gruppe), das Herabblicken der
erfahrenen Kämpen auf den jungen und unerfahrenen Protagonisten,
ein Überfall von Wegelagerern, Taschendiebstahl in der Stadt, die
billige Anmache von Betrunkenen, derer sich die schöne Amazone erwehren
muß, bis hin zur Verkleidung als Frau um gewissen Leuten aus dem
Weg zu gehen. Doch es gelingt dem Autoren-Duo dieses mit einer flotten
Leichtigkeit und viel Charme zu erzählen, so daß erfahrene
Leser zwar nur selten überrascht, aber dennoch amüsiert werden
- so hat z.B. der Geisterbeschwörer an der gender-bending Verkleidungssequenz
am meisten Spaß.
Auch wenn es eingestreute Episoden gibt, ist der Handlungsverlauf progressiv
und dramatisch; die Spannung entsteht zu gleichen Teilen aus den bedrohlichen
Situationen wie auch den unterschiedlichen Charakteren.
Erzählt wird diese Geschichte aus der Perspektive des Bardling Kevin.
Nur einige wenige Male wird diese von kurzen Zwischenspielen unterbrochen,
die aus der Perspektive des Grafen Volmars geschildert werden. Es gibt
nur einen Erzählstrang, der in einem neutralen Sil gehalten ist.
Die Sätze sind eher unauffällig, lassen sich aber flüssig
lesen, was gut zur flotten Abenteuergeschichte paßt. Die Wortwahl
ist stellenweise etwas zu modern geraten, sonst aber durchaus angemessen.
Der Band ist der Auftakt der Bard's Tale Reihe, die von verschiedenen
Autoren verfaßt wurde und an das Computer-Spiel
gleichen Namens, welches 1987 erschienen ist, anzuknüpfen versucht.
Ähnlichkeiten - sieht man vom lockeren Stil ab - sucht man aber vergebens.
(rezensiert von: Theophagos)
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