PTOLEMY'S GATE
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1 Rezension
-The assassins dropped into the palace grounds at midnight, four fleet shadows dark against the wall.-
Alexandria 125 BC
Zyklus/Band Bartimaeus (3)
Autor Jonathan Stroud
Übersetzung Die Pforte des Magiers
Erscheinungsjahr 2005
Verlag Doubleday
ISBN 0-385-60868-3
Subgenre Kinder- und Jugendbücher, Science Fantasy
Seitenzahl 515
Probekapitel -
Worum's geht:
Drei Jahre sind seit den Vorfällen um das Auge des Golems vergangen und John Mandrake sitzt zwar als Informationsminister fest im Sattel, hat sich aber einige politische Feinde gemacht. Zudem dauert der Krieg gegen die amerikanischen Rebellen immer noch an, die Gewöhnlichen entwickeln immer häufiger Resistenz gegen Magie und bestreiken kriegswichtige Betriebe und die anderen europäischen Mächte überfallen das Empire immer öfter. In dieser Situation werden alle Dämonen gebraucht - Bartimaeus steht schon so lange im Dienste Mandrakes, daß ein Foliot mittlerweile zur Herausforderung für ihn geworden ist. Kitty Jones ist derweil untergetaucht und verfolgt hartnäckig ein einziges Ziel: Bartimaeus zu beschwören und eine Allianz vorzuschlagen. Doch es gibt Kräfte, die auf die höchste Macht aus sind und dabei äußerst skrupellos vorgehen - und Risiken eingehen, die jeder normale Mensch scheuen würde...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Geschichte findet zur Gänze im London des Jahres 2005 statt - allerdings auf einer Parallelwelt, denn es gibt einen gravierenden Unterschied: Es gibt Magie. Die größte Macht auf dieser Erde ist das British Empire und dieses wird von Magiern reagiert. Auch wenn es einiges Bekanntes gibt - die Regierung sitzt in Whitehall, die Magier werden in dunklen Limousinen umhergefahren etc. - spielt das Setting keine allzu große Rolle: Es ist mehr Ambiente, welches für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgt, als Milieu, welches auf die Handlungen der Akteure Einfluß nimmt. Ebenfalls kommt kein Gefühl von Urbanität auf.
Magische Elemente dominieren die Geschichte offensichtlich. Die Magier beherrschen wohl den einen oder anderen Zauberspruch - wie Detonation oder Fliegen - die mit einer kurzen Formel und einer Geste gewirkt werden, aber vor allem beherrschen sie die "Dämonen". Die "Dämonen" sind Geisterwesen vom Anderen Ort, Kreaturen purer Essenz, vom kleinsten Imp über Folioten, Djinn und Afrit hin zu den mächtigen Marid. Diese sind die Sklaven der Magier - äußerst mächtig, aber ohne die Möglichkeit, einen freien Willen auszuüben. Was ihnen nicht gefällt, zumal das bloße Sein auf der materiellen Ebene sie schwächt und ihnen Schmerzen zufügt. Schließlich gibt es noch Gewöhnliche, die eine Resistenz gegen Magie entwickeln und Täuschungen durchschauen können etc. Figuren ohne magische Eigenschaften spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Auch wenn der Leser hier vieles über die Natur der "Dämonen" und des Anderen Ortes erfährt, bleibt anderes leider immer noch im Dunkeln: Welche Mächte stehen wem offen?
Es gibt drei Protagonisten: Nathaniel, bzw. John Mandrake, Kitty Jones und Bartimaeus. Nathaniel heißt offiziell "John Mandrake", denn das Wissen um den wahren Namen verleiht Macht über das Bezeichnete. Doch nicht nur dem Namen nach wurde aus Nathaniel John Mandrake - er hat sich zu einem typischen Regierungsmagier gewandelt: Er ist bis ins Paranoide mißtrauisch, kalt und kalkulierend, was seiner Karriere hilft, wird in Betracht gezogen. Es gibt allerdings Grenzen - Gewöhnliche für illegale Experimente zu gebrauchen, hält er für unmoralisch. Ist es der kleine Rest Nathaniel der sich meldet - denn manchmal sehnt er sich nach Zwischenmenschlichkeit - oder das Illegale, was ihn dazu führt? Der siebzehnjährige Informationsminister wird auf eine harte Probe gestellt. Bartimaeus ist sein Sklave; er dient ihm schon sehr lange - viel zu lange, um wirklich nützlich zu sein. Doch zwischen den beiden besteht eine besondere Beziehung, denn Bartimaeus kennt nicht nur seinen wahren Namen, er ist auch Mandrakes letzte Verbindung zu Nathaniel. Der Djinn ist ironisch, sarkastisch und vor allem aufsässig. Er neigt dazu, die eigenen Fähigkeiten zu überbewerten und die der anderen herunterzuspielen. Aber auch wenn er herzlos tut, stellt sich die Frage, ob er sich aus Menschen wirklich nichts macht. Jedenfalls neigt er dazu Gewalt zu vermeiden, wenn er auch eine List anwenden kann. Kitty Jones ist eine Gewöhnliche mit ungewöhnlichen Fähigkeiten - sie ist sehr resistent und kann Täuschungen bis zu einem gewissen Grad durchschauen. Außerdem ist sie extrem hartnäckig, wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hat, dann ist sie kaum davon abzubringen - drei Jahre brachte sie dafür auf, nach der Formel zu suchen, mit der sie Bartimaeus beschwören kann. Schließlich ist sie die Selbstloseste von den dreien; sie ist bereit große Opfer zu erbringen um das magiokratische Regime zu Fall zu bringen und das Parlament der Gewöhnlichen wieder einzusetzen.
Daneben gibt es noch eine Reihe von weiteren Figuren, viele alte Bekannte, wobei die Magier eher zentrische Figuren und die "Dämonen" eher exzentrisch sind. Auch wenn die Charaktere nicht besonders ausgeprägt sind, wirken sie dennoch plausibel und rund. Die Gewöhnlichen treten nur als Statisten oder Funktionsträger auf, die einen Plotpunkt machen dürfen.
Der Plot ist der eines Polit-Thrillers mit viel Action und Humor. Kitty plant den endgültigen Umsturz der Magiokratie, während Mandrake einen gefährlichen Verschwörer mit Bartimaeus' Hilfe jagt und dabei auf Konkurrenten aus dem Rat achten muß. Langsam, aber sicher verschlechtern sich die Umstände für die drei, besonders Mandrake kommt ins Grübeln ob der eingeschlagene Weg der Richtige ist, bis die Desillusionierung beinahe komplett ist und alle falsche Hoffnung in einer katharsisartigen Sequenz abgeworfen wird - bis dahin war die Geschichte interessant, spannend und komisch, doch dann geht es rasant und höchst spannend weiter - bis zur Ruhe vor dem Sturm. Die Spannung wird zum größten Teil aus den bedrohlichen Situationen und den überraschenden Wendungen gewonnen, aber die Differenzen im Protagonisten-Trio sorgen dafür, daß auch die langsameren, handlungsärmeren Szenen nicht langweilig sind. Leider werden manche Fäden durch zufällige Ereignisse miteinander verknüpft - dieses ist zwar nicht übermäßig häufig oder gewichtig, aber dennoch bedauerlich.
Die Erzählstruktur ist für einen Fantasy-Roman einigermaßen ungewöhnlich. Geschildert wird die Geschichte aus den Perspektiven der drei Protagonisten, doch während Kittys und Nathaniels Szenen aus der personalen Perspektive erzählt werden, berichtet Bartimaeus als (unzuverlässiger) Ich-Erzähler vom Geschehen. Darüber hinaus handeln Bartimaeus Abschnitte einerseits von den Ereignissen um seinen Freund Ptolemaeus und dessen Tor und andererseits von den Aktionen im Jahre 2005. Der Clue an den Episoden aus der Vergangenheit ist, daß die Informationen für die Gegenwart wichtig sind und nicht bloß eine Vorgeschichte Bartimaeus darstellen.
Wieder gibt es Fußnoten, in denen Bartimaeus entweder trockene, bzw. zynische Witze macht oder Erläuterungen zu den Djinni oder vergangenen Erlebnissen (um das Amulett von Samarkand und das Auge des Golems) macht. Der Stil in Kittys und Nathaniels Teilen ist neutral und in Bartimaeus' (wen wundert's) empathisch - wobei dieses wegen der Ironie des Djinn nicht sehr auffällt. Die Sätze sind flüssig und passen gut zum schnellen Fluß der Geschichte, wie die Wortwahl die Szenen treffend zu beschreiben vermag.
Die Trilogie begann als Kinder- und Jugendbuch, war also durchaus für Kinder geeignet. Doch es scheint als wenn Bartimaeus deutlich zynischer geworden wäre und auch das Geschehen härter wird. So stellt der Djinn fest: "An Egyptian peace, that is. Still plenty of rape, pillage and murder, but now carried out by us, rather than against us. So that's all right." (S. 311) Dieses wird in einem ironischen Zusammenhang geäußert, dennoch sollte man sich fragen ob Kinder dieses cool finden sollten.
Ptolemy's Gate ist der dritte und letzte Teil der Bartimaeus Trilogy. Die Geschichte ist sicherlich auch ohne die Vorgänger verständlich, es werden die notwendigen Informationen kurz nachgereicht - mit einen spöttischen Kommentar von Bartimaeus: "Das hatte ich doch schon einmal erzählt, oder?" - doch es fehlt natürlich an tieferen Verständnis. Dieses wäre sehr bedauerlich, denn es werden viele Fäden wieder aufgenommen und beinahe alle beendet. Die Trilogie läßt sich durchaus als Entwicklungsgeschichte Nathaniels auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft der Magier lesen und findet einen sicheren Abschluß. Es bleibt allerdings ein Faden offen, der zwar nicht weitergeführt werden muß, aber durchaus weitergeführt werden könnte...
(rezensiert von: Theophagos)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
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Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Ein skrupelloser Verschwörer bedroht die Gesellschaft - können die Protagonisten ihre Differenzen überwinden und: Können sie ihn dann auch aufhalten; ein komischer und spannender Polit-Thriller mit viel Magie und ein passendes Ende der Trilogie.


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