Worum's geht:
1291 in Palästina: Die Kreuzritter versuchen verzweifelt, ihre letzte
Festung im Heiligen Land zu halten - die am Mittelmeer gelegene Hafenstadt
Akkon. Vier von ihnen zeichnen sich dabei durch besondere Tapferkeit aus:
der Trierer Gerolt von Weißenfels, der Franzose Maurice von Montfontaine,
Tarik el-Kharim, Nachfahre christlicher Beduinen, und der Schotte McIvor.
Keiner von ihnen weiß, daß sich innerhalb der belagerten Stadt
der größte Schatz der Christenheit befindet: der Heilige Gral,
der Kelch des letzten Abendmahls, in dem Joseph von Arimathäa das
Blut des sterbenden Christus aufgefangen haben soll. Die vier jungen Ritter
sind auserwählt, den Gral in Sicherheit zu bringen. Eine gefährliche
Reise nimmt ihren Anfang
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
In einer Zeit, in der Präsidenten wieder Kreuzzüge führen,
anstatt Kriege, und in der das Böse nicht mehr durch den Kommunismus
verkörpert wird, sondern durch gewaltbereite Islamisten, ist es gewiß
nicht einfach, einen phantastischen Abenteuerroman zu schreiben, der das
Ende der Kreuzfahrerherrschaft im Heiligen Land zum Thema hat. Rainer
M. Schröder ist es aber gelungen, die größten Klippen
zu umschiffen. Die wahren Bösen sind nicht die gegen die christlichen
Kreuzritter kämpfenden Muslims, sondern die Iskaris, Teufelsanbeter,
die von Joseph von Arimathäa nach dem Verräter Jesu, Judas Iskariot,
benannt wurden. Sie selbst nennen sich Judasjünger. Ihr Anführer
ist Sjadú (=Anagramm für Judas), ein bösartiger und grausamer
Mensch, und sozusagen der Stellvertreter des Teufels auf Erden. Diese
Iskaris rekrutieren sich aus vom Glauben abgefallenen Anhängern aller
Religionen. So entsteht nicht der Eindruck, eine Religion sei besser als
die anderen. Rainer M. Schröder wahrt die political correctness auch,
indem er dem obersten Gralshüter Abbé Villard in schönster
"Nathan-der-Weise-Manier" ein Statement über die Gleichwertigkeit
der drei monotheistischen Religionen in den Mund legt. Abbé Villard
erklärt die Konflikte zwischen ihnen mit kulturellem Unverständnis,
Verblendung und irdischen Machtgelüsten. Somit macht der Autor seinen
jungen Lesern deutlich, daß verbale Ausfälle der Templer wie
"Ist schon viel zu lange her, seit ich das letzte Mal einen Muslim
zur Hölle geschickt habe! Wird allmählich Zeit, daß ich
diese Turbanträger mal wieder vor die Klinge kriege!" situationsbedingt
und auf "kulturelles Unverständnis" zurückzuführen
sind und nicht etwa seine eigene Meinung wiedergeben.
Bemerkenswert sind auch der gut recherchierte historische Hintergrund
und die Ausstattung des Buches. Die jungen Leser erhalten einen korrekten
Eindruck von der damaligen Zeit, den Auseinandersetzungen zwischen christlichen
Kreuzfahrern und ihren moslemischen Gegnern und auch von den Querelen
zwischen den verschiedenen Ritterorden wie den Templern und den Johannitern,
von denen letztere vielen Jugendlichen wahrscheinlich nur noch als Träger
der Unfallhilfe bekannt sind. Und wenn der ein oder andere sich näher
über die Kreuzzüge, die Ritterorden, den Islam, die Gralslegende
oder über Palästina informieren möchte, dann findet er
im sechsseitigen Quellenverzeichnis mit Sicherheit das richtige Buch zum
Thema. Die Buchstaben des Titels und das Schwert auf dem Schutzumschlag
schillern in allen Regenbogenfarben und das Cover ziert außer einem
Bild, das Kreuzritter vor einer brennenden Festung zeigt, ein florales
Muster, das sich auch im Buch wiederfindet. Außerdem erleichtern
vier Karten dem Leser die geografische Orientierung.
Der Fall von Akkon ist ein solider Abenteuerroman, der gute Unterhaltung
garantiert, auch wenn er sich bekannter Motive bedient. Vier Waffenbrüder,
die sich zunächst nicht so recht leiden mögen, bis sie durch
die Umstände zu Freunden werden, müssen zusammen eine Aufgabe
erfüllen und zu diesem Zweck eine gefahrvolle Reise antreten. Im
Verlauf der Geschichte erhält jeder der Vier eine nützliche
übernatürliche Gabe: Tarik kann lange Zeit wie ein Fisch im
Wasser schwimmen, ohne Atem holen zu müssen und er kann Wasser zu
Eis gefrieren lassen. McIvor vermag lange Zeit dem schrecklichsten Feuer
zu widerstehen, Gerolt ist fähig, ungeheure Gewichte von der Stelle
zu bewegen, in die Luft zu erheben oder zum Stillstand zu bringen und
Maurice kann durch Mauern und Felsen gehen. Alle vier verfügen darüber
hinaus, ebenso wie Abbé Villard, über eine außergewöhnlich
lange Lebenszeit, sofern sie nicht im Kampf fallen. Mit all diesen Gaben
sollten die Gralshüter für alle Eventualitäten gerüstet
sein. Und da sie edle Ritter sind, auch wenn jeder von ihnen einen Punkt
in seiner Vergangenheit hat, den er lieber vergessen würde, müssen
sie zwischendurch die Schwachen beschützen, Jungfrauen vor der Schändung
bewahren oder werden gefangengenommen und müssen die demütigende
Erfahrung hinnehmen, in die Sklaverei verkauft zu werden. All das ist
nicht gerade innovativ, ganz abgesehen davon, daß die Galeere, auf
der sich die Vier befinden, angegriffen und gerammt wird. Freunde alter
Monumentalfilme dürften sich an Ben Hur erinnert fühlen,
zumal auch hier die Galeerensträflinge mit aller Kraft rudern, sich
dem stetig schneller werdenden Schlagrhythmus des Rudermeisters anpassen
und sie erst dann von ihren Ketten befreit werden, als der Kampf unausweichlich
ist.
Aber das ist alles spannend und kenntnisreich erzählt, so daß
man sich getrost auf die folgenden Teile der Trilogie freuen darf.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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