DAS BUCH DER ENGEL

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1 Rezension
-Ich habe ihn gesehen. Ich weiß es ganz genau, es war in der Hamburger U-Bahn, da saß er mir gegenüber. Männlich. Und ohne Flügel.-
DER ENGEL AN SICH: UND WAS DENKEN
SIE ÜBER ENGEL?
Zyklus/Band -
Autor Ditte und Giovanni Bandini
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2005
Verlag dtv
ISBN 3-423-24519-0
Subgenre (Pseudo)-Dokumentation
Seitenzahl 258
Probekapitel -
Worum's geht:
Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil konstatieren die Autoren, daß der Glaube an Engel im Gegensatz zum Glauben an Drachen, Feen oder Elfen salonfähig ist. Sie berichten über die verschiedenen Theorien wie Engel geschaffen werden, woher sie kommen und welche Vorstellungen die verschiedenen Religionen von Engeln vermitteln. Der zweite Teil zeigt, wo Engel uns im Alltag begegnen. Die Themen reichen von Die Engel in der Kunst, Engel im Film über Engel in Sage und Volksglaube, Schutzengel, Nahtoderfahrungen bis hin zu Engelssegen und Gebete. Im dritten Teil geht es um den spirituellen Aspekt. Er beschäftigt sich mit den Engeln des New Age, mit den fragwürdigen Methoden des Engelwerks, berichtet davon, wie Menschen Schutzengel in ihr Leben einbeziehen und fragt danach, warum Menschen so gerne an Engel glauben. Wer sich weiter mit dem Thema befassen möchte, findet im Anhang ausführliche Bibliographien, Quellen- und Abbildungsnachweise und ausgewählte Internetseiten.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Wer Das Buch der Engel zur Hand nimmt, darf sich auf manche Überraschung gefaßt machen und wird feststellen, daß sich das heute vorherrschende Engel-Bild vom lieblichen, stets gütigen und schützenden, geflügelten, himmlischen Wesen, so nicht oder kaum in den Überlieferungen der drei großen monotheistischen Religionen findet. Man erfährt, daß Voltaire nicht die Ansicht derer teilte, die behaupten, Engel seien ätherische Wesen ohne Leiber da sie doch tranken und aßen, und da die Einwohner von Sodom doch die Sünde der Päderastie mit den Engeln begehen wollten, die zu Lot kamen. Um Euch hektisches Umherblättern in der Bibel zu ersparen: Voltaire bezieht sich hier auf das 19. Kapitel der Genesis: Die beiden Engel kamen am Abend nach Sodom. Lot saß im Stadttor von Sodom…Er redete ihnen aber so lange zu, bis sie mitgingen und bei ihm einkehrten…Sie waren noch nicht schlafen gegangen, da umstellten die Einwohner der Stadt das Haus, die Männer von Sodom, jung und alt, alles Volk von weit und breit. Sie riefen nach Lot und fragten ihn: Wo sind die Männer, die heute abend zu dir gekommen sind? Heraus mit ihnen, wir wollen mit ihnen verkehren…Da streckten jene Männer die Hand aus, zogen Lot zu sich ins Haus und sperrten die Türen zu. Dann schlugen sie die Leute draußen vor dem Haus, groß und klein mit Blindheit, so daß sie sich vergebens bemühten den Eingang zu finden. (Einheitsübersetzung)
Diese Engel sind ganz offensichtlich keine süßlichen, sanftmütigen, geschlechtslosen Wesen mit Flügeln, sondern attraktive Männer, die zu rabiaten Mitteln greifen, um Lot, seine Familie und sich selbst zu schützen und sie sind keineswegs die Ausnahme. Ein anderer Engel, der im Alten Testament erwähnt wird, erschlägt auf Geheiß des Herren 185.000 Assyrer, laut islamischer Überlieferung hat der Engel Gabriel den Propheten Mohammed beinahe bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt, als der sich weigerte, den Menschen die göttliche Offenbarung vorzutragen und eine jiddische Geschichte erzählt davon, wie ein Engel einen Bischof veranlaßte, eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben, daß er niemals wieder einen Juden verbrennen lassen wolle: Der Engel sorgt dafür, daß einige tausend Christen, die offensichtlich vom rechten Glauben abgekommen sind und einen Hahn anbeten, tot umfallen, worauf der verzweifelte Bischof bereit ist, alles zu unterschreiben, was ihm vorgelegt wird. Solchen Engeln möchte man genauso gern begegnen wie Schutzgelderpressern der Mafia. Viele Engelforscher sind daher auch der Auffassung, daß das Wort Engel (Bote) ursprünglich ein Amt bezeichnete und erst später zu einem Gattungsbegriff wurde. Warum menschlich aussehende Botschafter Gottes plötzlich Flügel bekamen, erläutern die Autoren unter anderem in dem Kapitel Englische Verwandtschaft. Dort stellen sie eine Reihe mythischer Wesen anderer Völker vor, die Ähnlichkeiten mit Engeln besitzen, weisen aber gleichzeitig darauf hin, daß die Forschung sich keineswegs darüber einig ist, wieviel und welchen Einfluß diese Mythen auf unsere Vorstellung von Engeln genommen haben. Auch hier beschränken sich die Autoren wie meist darauf, die verschiedenen Auffassungen über Engel darzustellen. Sie ergreifen keine Partei, sondern legen anhand von zahlreichen Quellen dar, wie Engel in verschiedenen Religionen, in Kunst, Literatur, Film und in der Esoterik gesehen werden. Allerdings durchzieht das ganze Buch ein spöttischer, manchmal süffisanter Unterton, der weder vor Gott, dem Papst noch den Engeln halt macht, auch nicht vor denen, die ihre Auffassungen von Gott und den Engeln irgendwann einmal mit dem Anspruch, die alleinseligmachende Wahrheit zu besitzen, öffentlich kundgetan haben. Dieser ironische Unterton macht Das Buch der Engel zu einer unterhaltsamen Lektüre, führt aber auch zu der Frage, wie ernst die Autoren ihr Thema, ihre Leser und sich selbst nehmen. Nur wenn sie persönliche Erlebnisse von Menschen zitieren, wie Nahtoderfahrungen oder Kriegserlebnisse, dann fehlt dieser alles ein wenig ins Lächerliche ziehende Tonfall völlig und macht einem spürbaren Respekt für die als authentisch erlebte Erfahrung Platz.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Umfangreiche und unterhaltsame Darstellung der verschiedensten Engel-Bilder in Religion, Esoterik, Kunst, Film und Literatur, angereichert mit Erlebnissen engelgläubiger Menschen.


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