DRACHENWELTEN

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2 Rezensionen
-Denken wir heutigen Europäer an Drachen, so fallen uns allenfalls Luzifer und seine Brut - die sprichwörtlichen Satansdrachen - sowie ein paar bruchstückhafte Rittergeschichten aus heroischer Vorzeit ein.-
Handreichungen für Reisende durch die Drachenwelt
Zyklus/Band -
Autor Andreas Gößling
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2003
Verlag Piper
ISBN 3-492-26502-2
Subgenre (Pseudo)-Dokumentation
Seitenzahl 300
Probekapitel -
Worum's geht:
Andreas Gößling gibt einen Überblick über die Rolle, die Drachen in den verschiedenen Kulturen spielen. Seine Darstellung erstreckt sich von den biblischen Drachen, über die babylonischen, griechischen, denen der Maya, bis zu den Drachen der asiatischen Welt und denen Nordeuropas.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Drachenwelten ist ein gut geschriebenes, informatives Buch, das mit verblüffenden Details aufwartet. Oder hätten Sie gewußt, daß die Seraphime, die Engel, die in Jesaja 6,2, den Thron Gottes umgeben, wie Drachen aussehen? Dann lesen Sie Drachenwelten und schauen zur Sicherheit noch einmal im Anhang Ihrer Bibel nach. Sie werden sich wundern.
Allerdings hat das Buch auch einen Haken. Gößling schreibt Dinge, die schlichtweg falsch sind und er belegt wichtige Aussagen nicht, obwohl es einen Anhang gibt, in denen er Quellenangaben macht. So bezieht er sich zweimal auf die "unbefleckte Empfängnis" und so wie er darüber schreibt, geht klar daraus hervor, daß er der Auffassung ist, "unbefleckte Empfängnis" bedeute, daß Maria Jesus empfangen habe, ohne mit einem Mann geschlafen zu haben. Er schreibt auf Seite 142: Nebenbei gesagt: Ehe die biblische Maria den Gottessohn zur Welt bringen konnte, muß ihr etwas Ähnliches widerfahren sein; die "unbefleckte Empfängnis" ist nur eine zartere Metapher für den gleichen Tatbestand: Ergießung des göttlichen Samens in den Schoß einer Menschenfrau, die - ob Jesu oder Yaos Mutter - vorher nicht lange um ihre Zustimmung gebeten wird. Das ist ein weitverbreiteter Irrtum, der durch häufige Wiederholung nicht richtiger wird. Die "unbefleckte Empfängnis", bezieht sich nämlich nicht darauf, daß Maria Jesus ohne das Zutun eines Mannes empfangen hätte, sondern es bedeutet, daß Maria sozusagen unbefleckt empfangen wurde und zwar durch einen natürlichen Geschlechtsakt ihrer Eltern und ohne göttliche Zeugung. Um es in eindeutigem Deutsch zu sagen, müßte man eigentlich nicht von der "unbefleckten Empfängnis" sprechen, sondern von der "unbefleckt Empfangenen", das ist Maria, die dadurch nach der Lehre der katholischen Kirche, vom ersten Augenblick ihres Daseins an frei von der Erbsünde war.
Ein Beispiel für eine Stelle, die er nicht belegt, ist folgende: ,…im Christentum nur vergleichbar mit den beiden Lieblingssöhnen Gottes: Luzifer, dem Sohn der Morgenröte, vor seinem mysteriösen "Himmelssturz", und dem Erlöser Jesus Christus. Wo bitte steht geschrieben, daß Luzifer vor seinem Himmelssturz ein Lieblingssohn Gottes war? In der Bibel? In den Apokryphen? In irgendwelchen geheimen Schriften? Das möchte man als Leser doch gerne wissen.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, ob der Rezensent heute seinen peniblen Tag hat oder ob er sich als einzig wahren Verkünder der reinen katholischen Lehre betrachtet. Beide Annahmen sind falsch. Der Knackpunkt ist, daß Gößling solch falsche oder nicht belegte Aussagen macht und sie als Indizien für eine Beweiskette benutzt, die (wie immer soll hier nicht die Pointe verraten werden) als Ergebnis die Quadratur des Kreises hat. Wenn man aber beweisen will, daß Weiß eigentlich Schwarz ist, dann muß die Beweisführung lückenlos und ohne jeden Fehl und Tadel sein. Man kann keine fragwürdigen Indizien vorlegen, aus diesen Schlußfolgerungen ziehen und diese Schlußfolgerungen dann als Grundlagen für weitere Thesen benutzen und so den Anschein erwecken, man berichte Tatsachen, wo man sich doch nur mehr oder weniger plausiblen Spekulationen hingibt.
Da fragt man sich dann auch, wie korrekt Gößlings Ausführungen zu den anderen Kulturen sind, da man als durchschnittlicher Mitteleuropäer zwar ein Lexikon und eine Bibel im Bücherregal stehen hat, aber zufälligerweise nicht die chinesischen Bücher Buch der Wandlungen oder Buch der Urkunden oder die Sechzig Upanishads des Veda aus Indien und dort nicht schnell einmal nachschlagen kann, wenn einem etwas zweifelhaft erscheint.
Dieser Kritikpunkt soll sie aber keinesfalls davon abhalten, dieses hochinteressante Buch zu lesen. Sie sollten sich bei der Lektüre nur bewußt sein, daß nicht alles was der Autor schreibt, die reine Wahrheit sein muß, auch, wenn alles was Gößling äußert, plausibel und überzeugend klingt.
(rezensiert von: Top Dollar)
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The Book of Sea Monsters

Fazit: Ein Muß für Drachenliebhaber.



weitere Rezensionen:

Drachenwelten:
Bewertet mitStern (Besucher-Rezension):
Es kommt selten vor, dass ich ein Buch mit Verärgerung weglege! Zu Beginn las ich mit Vergnügen, weil mich das Motiv reizte. Der Stil ist öfter mal ironisch, bisweilen sarkastisch (der des Spiegel ist aber besser), nach 50 Seiten aber schwer zu ertragen, weil immer wieder verdeckt bis offen kommentiert anstelle informiert wird.
Das entscheidende Argument für die Bewertung ist jedoch die wissenschaftliche Methode. Als ich die Quellen prüfen wollte, griff ich ins Leere. Kapitel 4 behandelt Mittelamerika und stützt sich auf das Popol Vuh. Die erste Anmerkung (Nr. 15, S. 102) dazu führt zum Anhang und der Bemerkung "Popol Vuh, a.a.O., S. 61". Jetzt gibt es aber nichts unter "am angegebenen Ort", denn oberhalb (auch unterhalb) der Anmerkung 15 taucht das Buch nicht auf. Auch im Literaturverzeichnis nicht. Handelt es sich um die Ausgabe bei DG? Alle weiteren Anmerkungen bis 23 laufen gleichermaßen ins Leere. Auf S. 110 stieß ich dann auf die Sprachangabe "indisch". Sanskrit oder Hindi hätte ich mir gefallen lassen, aber indisch, wo jeder weiß oder wissen kann, dass in Indien Englisch als Amtssprache deshalb beibehalten wurde, weil die Sprachvielfalt auf dem Subkontinent ungeheuer ist und es keine indische Sprache gibt. Als ich dann auf S. 127 auf einen Bildausschnitt mit der Herkunftsangabe "Kathmandu, Thanka" stieß, habe ich die hoffnungsvoll begonnene Lektüre beendet, denn zu einem Bildausschnitt der Mona Lisa würde ich "Paris, gerahmtes Wandbild" als ungenügende Angabe empfinden.
(rezensiert von: wolfcrey)

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Fazit:
Von diesem Buch sollte man die Finger lassen, weil es ein Sachbuch sein sollte, aber wissenschaftsmethodisch unzulänglich ist.

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