Worum's geht:
Ein kleines Mäusekind spielt auf der Straße mit Murmeln und
trifft eine metallene Mülltonne Boing. Die Szenerie ist düster,
nur das Büroschild des Detektivs John Chatterton ist hell erleuchtet.
Chatterton sitzt zeitunglesend in seinem Büro als es klingelt. Eine
elegant gekleidete Dame stürzt in das Büro. Mit schreckgeweiteten
Augen berichtet sie, daß ihre Tochter verschwunden sei. Chatterton
notiert sich die wichtigsten Informationen: Welche Kleidung trug das Kind
bei seinem Verschwinden? Rote Sandalen, rote Söckchen, rote Hose,
rotes Hemd und rotes Haarband. Bei den Freundinnen ist sie nicht. Die
Großmutter geht nicht ans Telefon
Wird Detektiv John Chatterton
das vermißte Mädchen lebend finden?
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Detektiv John Chatterton ist ein hervorragender Vertreter seines Faches,
denn bei ihm schrillen sofort alle Alarmglocken. So eine ähnliche
Geschichte hat er doch schon einmal gehört: Verschwundenes Kind,
rote Kleidung, Großmutter
Wolf
Jäger
Dem Leser
geht es genau wie dem Detektiv, er kennt eine ähnliche Geschichte
und besitzt damit die Voraussetzung, diese köstliche Rotkäppchen-Parodie
im Stil der Vierziger-Jahre-Detektivgeschichten der Schwarzen Serie
voll und ganz zu genießen.
John Chatterton ist der einsame Ermittler im Trenchcoat, nur ein wenig
netter als seine desillusionierten und zynischen Kollegen. Die elegante
Dame als Auftraggeberin fehlt natürlich auch nicht, die hier allerdings
kein männermordender Vamp ist, sondern eine besorgte Mutter. Auf
den 38 Seiten gibt es noch viele gelungene Anspielungen bis hin zur Gemälde
-und Kunstsammlung des Wolfes, - der auch hier der Bösewicht ist
- die zeigt, daß Rembrandt, Tischbein, Picasso oder Christo nicht
alle ihre Werke der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
haben.
Einige der Bilder verbreiten eine düstere und bedrohliche Stimmung,
besonders eines: John Chatterton hat gerade den Park betreten. Fahles
Mondlicht bescheint die Szenerie. Der Detektiv steht zwischen zwei mächtigen
Bäumen neben einer altmodischen grünen Parkbank. Hinter ihm
hebt sich das Parktor tiefschwarz gegen das grünlichgelbe Licht des
Mondes ab, die Bank wirft gespenstische Schatten und die im Schatten liegenden
Seiten der Bäume lassen die drohende Gefahr physisch spürbar
werden. Vor dem Schwarz des mächtigen Baumstamms wirkt das davorliegende
knallrote Kleidungsstück des verschwundenen Mädchens besonders
alarmierend und zieht den Blick des Lesers in seinen Bann wie eine frische
Blutspur.
Aber, aber, so ängstlich müßt ihr jetzt auch nicht dreinschauen,
wir wissen doch alle, wer am Ende gewinnt, oder etwa nicht??? So viel
sei noch verraten: Es wäre gut, wenn der wackere John Chatterton
vor seinem Treffen mit dem Wolf noch irgendwo ein paar Steine auftreiben
könnte
(rezensiert von: Top
Dollar)
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