COSMOGENESIS

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Wertung: 5 von 5
1 Rezension
-Die verfallenen Paläste, die das Stadtbild prägten, zeugten von vergangenem Glanz. In ihnen hausten nun tierhafte Wesen, die sich bei unserem Vorbeiritt rasch in die stygische Finsternis der schäbigen, von ihren ursprünglichen Besuchern verlassenen, Flure zurückzogen.-
Cosmogenesis
Zyklus/Band -
Autor Jörg Kleudgen
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2005
Verlag Blitz Verlag
ISBN 3-89840-925-2
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 330
Probekapitel -
Worum's geht:
In Cathay, einer Stadt am Fuße des Himalaya, leben europäische Einwanderer neben primatenhaften Eingeborenen. Unter der zivilisierten Oberfläche regieren Tod, Ausschweifungen und Götzenanbetung. Wahnsinn und Verfall sind allgegenwärtig.
In mehreren Kurzgeschichten wird der Ort Cathay und seine Geschichte beschrieben.

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Jörg Kleudgen schafft hier einen außergewöhnlichen Zyklus im besten Sinne der Weird Fiction. Weitab vom überwiegenden fantasielosen Einerlei der US-Autoren und visionärer als ein Großteil der deutschen Kollegen.
Die Charaktere in Cosmogenesis sind stets einzelgängerisch angelegt. Sie stoßen auf fremdartige Riten und rätselhafte Begebenheiten und Orte. Hiermit orientiert sich der Autor zweifellos an seinen Vorbildern Lovecraft und Poe.
Die Themen sind äußerst vielfältig. Es gibt hier eine Irrenanstalt, in der unmenschliche Experimente durchgeführt werden; eine Sekte betet das Haupt der Medusa an; eine Visitenkarte auf Reptilienhaut führt zu einem Ort der sexuellen Perversionen; ein geheimnisvoller Rächer mit einer Gasmaske geht um; ein Serienkiller sammelt die Zähne seiner Opfer ....
Das Bild, das von Cathay gezeichnet wird, ist sehr präzise. Dadurch es fällt leicht, sich in das Buch hinein zu versetzen. Im Zusammenspiel mit den phantastischen, surrealen Begebenheiten ensteht so eine einzigartige Stimmung. Die Geschichten sind meist straff und verlieren sich, trotz einiger vermeintlicher Abschweifungen, nicht. Gerade diese Abschweifungen und scheinbaren Unwichtigkeiten tragen dazu bei, die Stadt Cathay und die Charaktere zum Leben zu erwecken und nicht distanziert, sondern unmittelbar erscheinen zu lassen.
Ausgerechnet die beiden längeren Stories Cosmogenesis und Der Gasmann verzetteln sich allerdings nach vielversprechenden Anfängen leider gegen Ende und werden dadurch unüberschaubar, jedoch nicht weniger atmosphärisch.
Der fiktive geschichtliche Zusammenhang der Geschichten wird leider nicht konsequent nachvollziehbar verfolgt. Man muß sich stets vor Augen halten, das Cathays Fluch mit der nicht geduldeten Rassenvermischung und der Zeugung eines Kindes, "das den Göttern versprochen war" begonnen hat. Es wird auch nicht klar, dass einige der Protagonisten Bethanys Kinder sein sollen (Bethany).
Trotzdem funktionieren die Geschichten gut. Jörg Kleudgen hat sich stilistisch überaus gut entwickelt. Die überarbeiteten Geschichten lesen sich flüssiger und weniger holprig als seine älteren Veröffentlichungen. Die Stories sind intensiv, atmosphärisch, abwechslungsreich und eigenständig. Es werden teils klassische phantastische Themen zitiert (Medusa, Jack the Ripper, Irrenhaus), diese jedoch in einen neuen, innovativen Zusammenhang gestellt.
Enthalten sind auch einige "Quickies", die nicht zwingenderweise in Cathay spielen, trotzdem gut passen und einige Momentaufnahmen der Stadt ohne größeren Zusammenhang darstellen.
Abgerundet wird das Buch durch ein erklärendes Nachwort von Uwe Vöhl (Das Volk der Nacht), ebenfalls Autor und persönlicher Freund von Jörg Kleudgen (siehe Hallig Spuk).
Das Konzept eines gemeinsamen Handlungsortes als thematische Klammer ist äußerst dankbar. Der geneigte Leser ist neugierig, andere Gegenden zu entdecken, zu wissen was zu anderen Zeiten in der Stadt passiert(e). Ferner wird der Eindruck eines größeren Ganzen vermittelt, obwohl die Geschichten auch alleine und unabhängig voneinander (be)stehen können. Ich denke hier z.B. an Jeffrey Thomas' Punktown und Frank Millers Sin City.
Leider kenne ich die Cosmogenesis-Originalausgabe der Goblin-Press nicht. Das Nachwort klärt darüber auf, dass einige Geschichten aufgrund anderer Handlungsorte aus der ursprünglichen Sammlung ausgenommen wurden. Ich kann aufgrund mir bekannter Goblin-Press-Veröffentlichungen sagen, dass anscheinend umgekehrt Geschichten (in überarbeiteter Form) in den Cathay-Zyklus eingegliedert wurden. Der Handlungsort aus Die Hölle war zuvor nicht genannt; das Kloster/die Irrenanstalt wurde kurzerhand an den Rand Cathays verlagert. Ebenfalls aufgenommen wurde wohl Des Sammlers letzte Tage, die auch hier noch ortsunabhängig ist.
Das Buch ist in einer Auflage von 999 Exemplaren im BLITZ-Verlag in der (qualitativ bisher allgemein hochwertigen) Reihe Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek erschienen und nur über Direktbezug über www.blitz-verlag.de lieferbar.
Das Äußere und Innere ist, wie bei allen Büchern der Reihe, sehr gut gelungen.
Zu erwähnen ist noch das empfehlenswerte Album Cosmogenesis von Jörg Kleudgens Band "The House of Usher". Hier finden sich einige titelgleiche Stücke zu den Geschichten in Cosmogenesis, so dass das Album die perfekte Ergänzung zum Buch darstellt.
(rezensiert von: Greyshirt)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Imagon

Fazit: Das perfekte Buch für einen verregneten Abend abseits der ausgetretenen Phantastik-Pfade.


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