Worum's geht:
Der Feuervogel ist ein prächtiges Wesen voller magischer Kräfte.
Mit einem Schrei, der so schrecklich ist, daß kein menschliches
Ohr ihn erträgt, kommt er vom Meer geflogen und bricht in den Frieden
und die jährliche Ratsversammlung von Ro Haus ein. Alles, was diesem
furchtbaren Schrei in die Quere kommt, seien es nun Gegenstände,
Tiere oder Menschen, verwandelt sich in Gold und Edelsteine. Als aber
der Mond über den Mauern von Ro Haus aufgeht, verwandelt sich dieser
seltsame Vogel in einen jungen Mann, auf dem ein dunkler Fluch lastet.
Fast zur selben Zeit stört noch jemand den Frieden von Ro Haus: Ein
fremder Magier, der die Gestalt eines weißen Drachen annehmen und
die Zeit anhalten kann. Er benötigt einen Schlüssel, der in
Ro Haus versteckt gehalten wird und will ihn unbedingt an sich bringen
Er entführt Meguet, die Wächterin des Jungen Schwans, in seine
Heimat - die Wüste Luxour im Land Saphier, wo unsichtbare Drachen
ihre Schatten auf die Ruinen von uralten Palästen und Festungen werfen.
Diese Drachen, von denen nur wenige Menschen in Saphier in der Lage sind
sie wahrzunehmen, weshalb viele nicht an sie glauben, beherrschen das
Land und Draken Saphier behauptet von sich, von einem dieser Drachen abzustammen.
Als er von dem Schlüssel erfährt, versucht er mit allen Mitteln
ihn in seine Gewalt zu bringen, denn dieser Schlüssel kann die Pfade
der Zeit zu den Drachen öffnen
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Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Man könnte den Roman Der Prinz und der Feuervogel durchaus
unabhängig vom ersten Teil des Cygnet-Zyklus Die Zauberin
und der Schwan lesen. Die beiden Bände hängen nur relativ
lose miteinander zusammen, und man dürfte kaum Verständnisschwierigkeiten
haben, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat.
Man begegnet (hat man den ersten Teil tatsächlich gelesen
)
bekannten Figuren, wie der Wächterin Meguet, der Zauberin Nyx und
der temperamentvollen Herrscherin Lauro Ro wieder, aber nur ab und zu
wird auf Umstände und Ereignisse aus dem ersten Band Bezug genommen:
Corleu, Meguets Verwandter und Hauptfigur des ersten Bandes, spielt hier
beispielsweise kaum mehr eine Rolle. Er hat nur noch am Ende des 9. Kapitels
ein relativ kurzes Gastspiel, und findet ansonsten noch ein oder zwei
Mal knappe Erwähnung. Für den Lesegenuß und das Verständnis
ist es jedoch besser, die chronologische Reihenfolge einzuhalten
Der zweite Teil trägt im englischen Original den Titel The Cygnet
an the Firebird. Die wortgetreue deutsche Übersetzung "Der
Junge Schwan und der Feuervogel" fand man wohl als Titel nicht augenfällig
genug, um ihn so wiederzugeben. Die Geschichte wäre damit allerdings
wesentlich besser umrissen worden, denn der verwendete deutsche Titel
ist so einfach falsch, bzw. er lässt auf den ersten Blick etwas anderes
vermuten als letztendlich den Tatsachen entspricht. Die kurze Inhaltsangabe
auf der Rückseite des Buches ist ebenfalls verdreht und bringt Patricia
McKillips poetischen Roman erheblich durcheinander. Genau genommen stimmt
eigentlich gar nichts von dem, was da zusammenfassend auf der Buchrückseite
vom Verlag geschrieben wurde, und man hat, wie auch beim ersten Teil,
das Gefühl, dass dieser Band wohl eher für den Bahnhofsverkauf
konzipiert wurde. Diese Ausgabe dürfte auch kaum von einem Lektor
mit großem Aufwand nachbearbeitet worden sein, denn es häufen
auch hier die zum Teil gravierenden Rechtschreibfehler. Darüber hinaus
wurde qualitativ schlechtes Papier verwendet und auch das nicht eben gelungene
Cover vervollständigen den Eindruck einer lieblosen Produktion.
So wenig das Äußere dieses Taschenbüchleins zum Schmökern
und Lesen einläd, so schade wäre es, ließe man es sich
entgehen:
Die Handlung des zweiten Teils spielt in einem Land, das von seinen Gegebenheiten
ein wenig an den vorderen Orient erinnert, und seine magische Natur, die
sich vollständig von jener in Ro Holding unterscheidet, ist das zentrale
Thema dieses Buches:
Es ist ein Roman voller Exotik, und dem Zauber, den eine Kultur auf einen
fremden Besucher ausüben kann: Meguet gerät unfreiwillig in
das Land Saphier und in die Wüste Luxour, in der immer wieder von
einigen Menschen Schatten von Drachen beobachtet werden. Die geisterhafte
Anwesenheit dieser legendären Geschöpfe macht die Luxour zu
einem Ort voller traumgleicher, geheimnisvoller Magie: Die heißen
Winde sind voller Zauber und die Felsentürme, die überall in
der Wüste verstreut liegen, nehmen vor dem Auge des Betrachters,
der in der Lage ist wirklich zu sehen, die Gestalt von eingestürzten
Palästen oder Ruinen von wehrhaften Mauern an.
Patricia McKillip beschreibt das Wesen der Drachen auf eine neue und eigentümliche
Weise. Ihre Drachen sind keine "greifbaren" Geschöpfe,
wie sie sonst in den Märchen, Sagen und Legenden der Welt vorkommen.
Man ahnt hier lange Zeit nur ihre Präsenz: man glaubt zum Beispiel
"aus dem Augenwinkel" hier mal eine Flügelspitze zu entdecken
oder dort mal ein Auge oder eine Klaue aufblitzen zu sehen. Sie tauchen
in den Träumen einiger weniger auf und hinterlassen geheimnisvolle
Botschaften. Bei manchen ist es eine unbestimmte Sehnsucht - bei anderen
eine namenlose Furcht. Bei McKillip sind sie sehr mächtige magische
Wesen, die nicht eindeutig gut oder böse sind, und die sich nicht
für die armseligen menschlichen Begierden und Leidenschaften interessieren
oder gar benutzen lassen.
Auch das mystisch-mythische Moment der menschlichen Protagonisten bleibt
in diesem Teil des Romans erhalten, so dass man die typisch menschlichen
Regungen nach wie vor fast vergebens sucht. Die Zauberin Nyx bleibt schwer
greifbar, obwohl sie sich dieses Mal verliebt und dadurch ein wenig menschlicher
erscheint. Meguet hat sehr mit der "magisch-wachsamen" Seite
ihres Wesens zu kämpfen, und dies rückt ihre menschlichen Aspekte
nahezu vollständig in den Hintergrund. Die Magier des Landes Saphier,
von denen man kaum mehr als die Namen erfährt, aber auch Hauptfiguren,
wie der Magier Rad Ilex, der Vater des verzauberten Prinzen oder sogar
der Prinz selbst bleiben unnahbar und deren Beweggründe für
ihre Handlungsweise sind genauso selten wirklich zu verstehen, wie das
bei den meisten Figuren des ersten Teils der Fall war.
Patricia McKillip versteht es ihre Romane so zu schreiben, als erzähle
sie einen Traum: Ihre menschlichen Figuren sind meist halb feenhafter
Natur mit Fähigkeiten, die weit jenseits unseres alltäglichen
Erfahrungshorizontes liegen und ihre Drachen sind keine unförmigen,
häßlichen und grünbeschuppten Ungeheuer. Ihre Drachen
sitzen nicht Jungfrauen verspeisend, Feuer spuckend und Angst und Schrecken
verbreitend groß und plump auf irgendwelchen unermesslichen Schätzen,
sondern sie schafft es mit ihrem magisch-poetischen Stil sogar solche
riesigen und beeindruckenden Wesen wie die Drachen in gleichsam nebelhafte
Magie zu verwandeln
(rezensiert von: Katerchen)
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