Worum's geht:
Im alten Ägypten werden Han, Akan und Nefar im Hause des Ra zu Magiern
ausgebildet. Rasch erkennen sie, daß sie die Welt beherrschen können,
wenn sie ihre magischen Kräfte gemeinsam einsetzen. Nachdem die drei
im Haus des Ra eine Katastrophe ausgelöst haben, gelingt es ihnen
tatsächlich, die Macht in Ägypten an sich zu reißen, doch
gleichzeitig beendet ein Verrat ihre Freundschaft. Von diesem Zeitpunkt
an geht Han jahrhundertelang seinen eigenen Weg, an dessen Ende ein aufsehenerregendes
Verbrechen steht.
|
|
|
|
Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Obwohl -oder vielleicht gerade weil- die Autorin eine Vielschreiberin
ist, die schon mehr als fünfzig Bücher veröffentlicht hat,
wirkt Das magische Herz als hätte sie sich beim Verfassen
dieses Romans genau an das Handbuch für den hoffnungsvollen Fantasyautor
gehalten:
1. Zu Beginn mache man den Leser neugierig, indem man ein möglichst
grausames Verbrechen schildert. 2. Danach lasse man einen mysteriösen
Fremden auftreten, der von sich behauptet, er lebe schon seit ewigen Zeiten
und der seine Geschichte einem Normalsterblichen des 20./21. Jahrhunderts
erzählt. Am besten geeignet ist die Konstellation "Vampir/Journalist",
sollte Ihnen jemand diese Idee unverschämterweise gestohlen haben,
bevor Sie mit dem Schreiben ihres Romans angefangen haben, behelfen Sie
sich mit einem ägyptischen Magier und einer Psychotherapeutin. 3.
Um zu verhindern, daß der Leser sich langweilt, schildern Sie in
regelmäßigen Abständen ein schreckliches Ereignis, das
eines der folgenden Szenarien beinhaltet: Ein verheerendes Feuer, einen
Mord, bei dem unbedingt Blut spritzen muß oder jemand verspeist
ein lebenswichtiges Organ eines anderen. Gegebenenfalls kann man diese
Vorgänge beliebig miteinander kombinieren.
Auf gewisse Weise funktioniert dieses Konzept sogar. Die Geschichte ist
einigermaßen spannend, Han, Akan und Nefar sind so gestaltet, daß
der Leser ihr Schicksal mit Interesse verfolgt und es gibt einige gut
geschriebene Szenen, z.B. die, in der die drei entdecken, daß sie
fliegen können. Die Freude, die sie dabei empfinden, springt direkt
auf den Leser über.
Andererseits merkt man dem Roman zu sehr an, daß er schnell dahingeschriebenes
Unterhaltungs-Fast-Food ist. Donna Boyd hat sich wenig Mühe mit der
Schilderung des Umfeldes gegeben. Die Orte, an denen die Handlung spielt,
sind, wenn überhaupt, nur durch wenige Worte charakterisiert. Ägypten
erkennt man hauptsächlich daran, daß die Begriffe "Pharao",
"Wüste" und "Ra" vorkommen. Diese marginale Charakterisierung
ist nicht dazu geeignet, vor dem geistigen Auge des Lesers die reiche
Kultur des alten Ägyptens entstehen zu lassen. Ganz unglaubwürdig
wird die Geschichte, wenn der mysteriöse Fremde erzählt, daß
sie an elektronische, mit Solarstrom betriebene Verkehrsmittel
(dachten). Auch wenn er dies in der Gegenwart erzählt und wenn
die drei die mächtigsten Magier des alten Ägyptens waren, dann
wäre es weitaus stimmiger, wenn sie daran gedacht hätten Wagen
zu bauen, die durch die Kraft der Sonne angetrieben würden.
Boyds Wortwahl ist unpassend und zu häufig anachronistisch. Erstaunt
ist der Leser auch, wenn Han, Akan und Nefar mitten in Ägypten darüber
nachdenken, in ein anderes Land zu reisen und zwar nach Afrika
(!!!).
Der zweite Teil des Buches trägt die Überschrift Zeitalter
der Entdeckungen Venedig 1586. Zeit und Ort sind hier völlig
willkürlich gewählt und austauschbar. Die Episode könnte
genauso 1498 in Madrid oder 1743 in Paris spielen.
Ein wenig mehr Mühe hätte sich die Autorin schon machen dürfen,
so ist der Roman zwar durchaus lesbar und unterhaltsam, wirkt aber lieblos
dahingeschludert.
(rezensiert von: Top
Dollar)
|
|
|