Worum's geht:
Etwas erwacht in der Kanalisation als Vorbereitungen getroffen
werden, die Ummauerte Stadt von Kowloon in Hongkong abzureißen.
Eine Mordserie beginnt. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Doch
als die Freundin des Superintendenten Michael Scott, der in diesem Fall
ermittelt, bestialisch ermordet wird, verfolgt die Polizei die richtige
Spur.
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Warum's so gut
ist:
Temutma ist ein solide geschriebener phantastischer Kriminalroman.
Die Sprache ist geradlinig und dem Genre angemessen. Abgesehen von ploppenden
Blitzbirnen und der Tatsache, daß die Autoren gelegentlich übertriebene
bildhafte Ausdrücke verwenden, wie z.B. gewindelt in Zerfall,
gibt es keine sprachlichen Verirrungen.
Inhaltlich ist der Roman allerdings nicht so gut, wie er hätte sein
können. Der Leser steht keineswegs vor einem Rätsel, wer der
Serienmörder ist, der Hongkong unsicher macht, denn die Autoren verraten
es ihm auf den ersten Seiten. Wenn der Reiz eines Kriminalromans für
Sie also darin liegt, daß Sie sich mit den Ermittlern auf die Suche
nach dem Täter machen, dann ist dies für Sie das falsche Buch.
Auch über die Natur des Mörders ist sich der Leser viel schneller
im klaren als die Polizei. Tippen Sie auf eine satanische Sekte im Stile
Charles Mansons, wenn Sie hören, daß Leichen ohne einen Tropfen
Blut aufgefunden wurden? Wohl kaum. Die Hongkonger Polizei und die Journalisten,
die eine Story wittern, vermuten genau dies.
Etwas mehr Lokalkolorit hätte dem Roman ebenfalls gut getan. Der
Leser erhält zwar einen Eindruck von der Ummauerten Stadt, aber trotzdem
ist das Ambiente nicht detailliert genug geschildert, genauso gut könnte
die Geschichte in einer amerikanischen Metropole spielen. Die Autoren
streifen Themen wie chinesische Philosophie oder Geschichte, aber all
dies wird nicht genug ausgearbeitet, es fehlt an Tiefe.
Wer an dieser Art von Romanen die Darstellung der Faszination des Bösen
schätzt, kommt ebenfalls nicht auf seine Kosten. Zwar wird mehrmals
betont, daß in der Kanalisation das Böse lauert, aber durch
die Schilderung der Autoren wirkt die Bestie eher wie ein Kind, das wütend
ist, weil man es aus seinem Schlaf gerissen hat und dem es schwerfällt,
sich in der Zeit zurechtzufinden, in der es aufgewacht ist. Es muß
eben essen und es will spielen und das hat in diesem Fall verheerende
Folgen.
Und wer schließlich einen nervenzerfetzenden Horrorroman erwartet,
wird auch enttäuscht sein. Zwar gibt es einige brutale Szenen, in
denen Blut spritzt, Leiber aufgerissen und Magazine leergeschossen werden,
aber diese Szenen sind nicht gruseliger oder unappetitlicher als in realistischen
Kriminalromanen, in denen sich feindliche Gangsterbanden niedermetzeln.
Und dies schreibt ein Rezensent, der zu der schreckhafteren Sorte von
Lesern gehört.
Temutma ist aber durchaus nicht so schlecht, wie Sie jetzt vielleicht
vermuten. Wenn man Kriminalgeschichten mit phantastischen Elementen mag,
dann kann man sich mit diesem Roman einige Stunden gut unterhalten, dazu
trägt auch die Ironie bei, die gelegentlich aufblitzt. Es ist aber
schade, daß die Autoren das Potential dieser Geschichte nicht völlig
ausgeschöpft haben.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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