Worum's geht:
Mainz zur Zeit Johannes Gutenbergs: Im Dunkel der Winternacht schleift
eine abgerissene Gestalt eine schwere Truhe durch den Schnee. Um dem Deckel
der Truhe winden sich Schlangen aus schwarzem Metall, die Köpfe mit
den spitzen Zähnen zu einem raffinierten Schloß verschlungen.
Fast sehen sie lebendig aus
Jahrhunderte später streift ein Junge gelangweilt durch die Bibliothek
des ehrwürdigen St. Jerome's College in Oxford. Er zieht ein Buch
aus dem Regal, und plötzlich ist ihm, als hätte ihn etwas in
den Finger gestochen. Auf dem Einband des Buches steht, verblichen und
kaum noch lesbar Endymion Spring. Die Seiten sind leer, doch plötzlich
zeigen sich im Papier feine pulsierende Äderchen, fast wie bei einem
lebenden Wesen. Dann erscheinen Wörter, Sätze - es ist, als
schriebe sich das Buch selbst. Blake, der Junge, ist auf ein uraltes Geheimnis
gestoßen. Und dennoch hat sein großes Abenteuer gerade erst
begonnen
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Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Das Buch der Bücher - jeder stellt sich darunter etwas anderes
vor und es gibt so manche Bücher, die so genannt werden. Spontan
fällt mir dazu die Unendliche Geschichte von Michael Ende
ein. Dort heißt es in einem Absatz: Das, genau das war es, wovon
er schon oft geträumt und was er sich, seit er von dieser Leidenschaft
befallen war, gewünscht hatte: Eine Geschichte, die niemals zu Ende
ging!
In dem Debütroman von Matthew Skelton spielt ebenfalls ein solches
Buch eine wichtige Rolle. Nur handelt es sich diesmal nicht um eine Geschichte,
die niemals zu Ende geht, sondern um ein Buch von seltsamer Beschaffenheit,
das das gesamte Wissen der Welt enthält. Dieses Buch besitzt allerdings
eine merkwürdige Form von Eigenleben und gibt seinen wertvollen Wissensschatz
nur auserwählten Personen preis. Der zwölfjährige Blake
scheint eine solch auserwählte Person zu sein
Skelton hat mit Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches
ein durchaus spannendes und anspruchsvolles Jugendbuch vorgelegt, das
auch mit einer gehörigen Portion historischem Hintergrund aufwarten
kann. Auf zwei Zeitebenen, schön voneinander durch eigene Titelblätter
getrennt, in zwei Handlungssträngen, wird einem Krimi gleich erzählt
wie das Buch der Bücher entstand und wie es von Mainz nach Oxford
gelangte.
Der im Mainz des Jahres 1453 angesiedelte erste Handlungsstrang erzählt
die Geschichte des stummen Jungen Endymion, der als Lehrling bei Johannes
Gutenberg untergekommen ist, bei ihm das Handwerk der Buchdruckerkunst
erlernt und das geheimnisvolle Buch nach Oxford bringt.
Der im Oxford unserer Tage spielende zweite Strang berichtet von Blake,
der Endymion Spring in den Regalen der altehrwürdigen Bibliothek
der Universität entdeckt und vor dem gierigen Zugriff skrupelloser
Gelehrter schützen muß.
Wie im Allgemeinen bei Jugendbüchern üblich ist die sprachliche
Gestaltung eher einfach und dem jugendlichen Leser angepasst. Die Sätze
sind nicht zu lang, Begriffe und Ausdrücke aus der untersten Schublade
werden vermieden und auf komplizierte Schachtelkonstruktionen wird ebenfalls
verzichtet. Die Charaktere der Figuren sind nicht besonders tief sondern
eher stereotyp angelegt, so dass die Figuren genaugenommen bestimmte menschliche
Eigenschaften verkörpern. "Gut" und "Böse"
werden klar definiert, was vor allem bei den Nebenpersonen deutlich wird.
Blakes Schwester Duck beispielsweise hat die Rolle des Schlaubergers inne
und auch die anderen Figuren lassen sich mehr oder weniger auf eine oder
zwei Eigenschaften festnageln. Aus diesem Grund mag das Buch vor allem
für den erwachsenen Leser keine besondere Herausforderung darstellen,
und doch wäre es schade, würde man aus dieser oberflächlichen
Beurteilung heraus auf die Lektüre verzichten bzw. das Buch ungelesen
an seine halbwüchsigen Kinder weitergeben. Endymion Spring - die
Macht des geheimen Buches ist ein Jugendroman mit einer wunderbar
umgesetzten schönen Idee, in den der Autor viel Zeit und Mühe
investiert hat. In dem Katz-und-Maus-Spiel rund um das wertvolle Buch
finden sich kleine Ausflüge in die Anfänge der Kunst des Buchdrucks
und in die Geschichte der Universität Oxford. Dies und die kleinen
geschickt eingestreuten Hinweise aus dem Faust sind wahre intellektuelle
Leckerbissen für pfiffige junge Leser, aber auch für den Erwachsenen.
Wenn man diese gelegten Spuren aufnimmt, stöbert man vielleicht in
der nächstgelegenen Bibliothek nach dem Wappen Johannes Gutenbergs
oder nach Endymion Spring selbst
und man hat dann vielleicht
ein bisschen das Gefühl, das Buch aus der Haut des geheimnisvollen
Blätterdrachen hätte einen auserwählt und sich ein Stückchen
weit für einen geöffnet
(rezensiert von: Katerchen)
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