Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Die schönsten Engelsgeschichten ist der ideale Begleiter durch die
Weihnachtszeit. Johann Peter Hebel erzählt die Weihnachtsgeschichte
für Kinder nach, viele bekannte Weihnachtslieder sind mit Noten abgedruckt,
wie z.B. Gloria in excelsis Deo, Vom Himmel hoch, o Englein, kommt!,
Ihr Kinderlein kommet oder Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen.
Auch die Geschichten, die nicht explizit im Advent spielen sind oft besinnlich,
ein wenig traurig oder wehmütig, aber es gibt auch Fröhliches,
über das der Leser schmunzeln kann. Viele bekannte Autoren sind in
dieser Anthologie zu finden: Ludwig Thoma, Eduard Mörike, James Krüss,
Rainer Maria Rilke, Hermann Löns, Peter Rosegger, Dostojewski, Joachim
Ringelnatz, Heine, Novalis, Goethe und viele andere.
So schön die Geschichten und Gedichte dieser Autoren auch sind, so
hat diese Auswahl doch einen Haken. Obwohl der Verlag dieses Buch für
Kinder ab 8 Jahren für geeignet hält, sollte man es keinem Achtjährigen
in die Hand drücken, damit er es alleine liest.
Die Redaktion von Bibliotheka Phantastika freut sich zwar immer, wenn
Kinder schon früh mit guter Literatur bekannt gemacht werden, aber
in dieser Anthologie gibt es einiges, was ein Achtjähriger noch nicht
verstehen kann und deshalb ist zu befürchten, daß er das Buch
aus der Hand legt und er sich später nur schwer für die guten
alten deutschen Schriftsteller begeistern läßt. Anna Taube
ist sich selbst darüber im Klaren, wie anspruchsvoll ihre Auswahl
teilweise geraten ist. In ihrem Vorwort sagt sie den Kindern: Wenn
du das Gedicht von Rainer Maria Rilke Verkündigung eines Engels'
liest, wirst du merken: Hier wurde einem Engel eine Stimme gegeben - die
Worte, die er sagt, wirst du verstehen, aber das, was er sagt? Das scheint
sich dem Verstand beinahe zu entziehen. Versuche es mal. Es ist zu
vermuten, daß selbst der gutwilligste Achtjährige an Strophen
wie diesen scheitert: Du bist nicht näher an Gott als wir;/ wir
sind ihm alle weit./ Aber wunderbar sind dir/ die Hände benedeit./
So reifen sie bei keiner Frau,/ so schimmernd aus dem Saum:/ Ich bin der
Tag, ich bin der Tau,/ du aber bist der Baum.
Und falls doch ein helles achtjähriges Kerlchen bei dieser Lektüre
sein Herz an Rilke verliert, wird er vermutlich endgültig vor Novalis
Gedicht In bangen Stunden kapitulieren: Wenn in bangen, trüben
Stunden/ Unser Herz beinah verzagt,/ Wenn von Krankheit überwunden/
Angst in unserm Innern nagt./ Wir der Treugeliebten denken,/ Wie sie Gram
und Kummer drückt,/ Wolken unsern Blick beschränken,/ Die kein
Hoffnungsstrahl durchblickt. // Oh! Dann neigt sich Gott herüber,/
Seine Liebe kommt uns nah,/ Sehnen wir uns dann hinüber,/ Steht sein
Engel vor uns da,/ Bringt den Kelch des frischen Lebens,/ Lispelt Muth
und Trost uns zu,/ Und wir beten nicht vergebens/ Auch für die Geliebten
Ruh.
Das sind ohne Zweifel wunderbare Gedichte, aber wohl kaum für Achtjährige
geeignet, auf die noch Lichtenbergs Aphorismen warten und andere, diesmal
mehr regional bedingte Verständnisschwierigkeiten. Alle jungen Leser,
die nördlich der Mainlinie geboren sind, dürften schwer ins
Grübeln darüber kommen, was Ein Münchner im Himmel
wohl gegen das Frohlocken hat.
Auweh! Dös wird schö fad - mei Liaba, da moan i ollawei,
da bin i neitretn'n! FROHLOCKEN!!! A-a-a-a-eahm schaug o: frohlock'n müassat
i da herobn
i hab gemoant, i kumm in Himmi? Viel Glück,
kleiner Schleswig-Holsteiner beim Übersetzen dieses Idioms.
Es gibt viele wunderschöne, kindgerechte Engelsgeschichten in diesem
Buch, aber zum Selbstlesen sollte man es Kindern frühestens ab 11
Jahren überlassen. Für jüngere Kinder sollten Eltern die
Auswahl treffen und ihnen, die für sie geeigneten Geschichten vorlesen,
am besten in der Adventszeit abends vorm Einschlafen, dazu ist diese Anthologie
ideal geeignet.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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