WEIHNACHTSSPUK

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1 Rezension
-Hinter dem Rathaus befindet sich ein bewaldeter Park, der gegen Ende November anfängt, sich in eine dünne blaue Wolke zu hüllen, und normalerweise schwebt er in diesem Dunst bis Mitte Februar.-
Der Laubkehrer
Zyklus/Band -
Autor Tilman Kleinau (Hrsg.)
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 1997
Verlag dtv
ISBN 3-423-20847-3
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 247
Probekapitel -
Worum's geht:
Tilmann Kleinau hat in dieser Anthologie 32 schottische Märchen und Sagen und Erzählungen bekannter Autoren versammelt und sie in acht verschiedene Rubriken zusammengefaßt: I Weihnachtsmuffel; II Unheimliche Nächte; III Fest der Liebe; IV Winterliches von Feen und Brownies; V Whisky - einst und jetzt; VI Äpfelchen und Apfelsinchen; VII Prosit Neujahr; VIII Wundernächte. Mehr zum Inhalt einzelner Geschichten findet Ihr in der Buchbesprechung.

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Strenggenommen ist der Titel des Buches Weihnachtsspuk nicht ganz passend. Viele Spukgeschichten spielen einfach nur im Winter, ohne einen direkten Bezug zum Weihnachtsfest zu haben, manche Geschichten erzählen zwar vom "Zauber der Weihnacht", die guten Geister, die dort wirken, sind aber freundliche Menschen und keine übernatürlichen Wesen, und dann gibt es noch Eine Geschichte aus Ross-shire von William Roy Mackenzie, in der sich ein Whiskyschmuggler vehement gegen einen Zollbeamten zur Wehr setzt und ihn verletzt. Nun spielt diese Geschichte zwar zur Weihnachtszeit, aber unter einer "weihnachtlichen Geschichte" stellt man sich doch etwas anderes vor.
Eine andere Geschichte, die nicht zum Titel Weihnachtsspuk passen will, ist Veilchen und Erdbeeren im Schnee von Shena Mackay. Sie erzählt von einem Alkoholiker, der Weihnachten in einer psychiatrischen Klinik zwischen Süchtigen, Traumatisierten und geistig Verwirrten verbringen muß und Besuch von seinen Kindern erhält - eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, die zu Herzen geht.
Doch es gibt viele andere Geschichten, die unheimlich und gruselig sind und in denen es nicht mit rechten Dingen zugeht. Robert Louis Stevenson erzählt in Markheim von einem heimtückischen Mord. Als der Mörder am Ort des Verbrechens von einem seltsamen Besucher überrascht wird, der ihn vor dem früher als üblich heimkehrenden Hausmädchen warnt, glaubt Markheim, daß ihm der Teufel gegenübersteht, der ihm auch prompt einen Pakt anbietet. Doch wie es sich am Ende herausstellt, verfolgt der unheimliche Besucher ganz andere Absichten…
Schau nicht zurück von Belle MacDonald ist eine gruselige Adaption der biblischen Geschichte von Lots Weib, in der alles vorhanden ist, was zu einer zünftigen Spukgeschichte gehört: eine einsam gelegene Burg, die hell erleuchtet ist, von ferne hört man Musik und Gelächter. Eine Jagdgesellschaft amüsiert sich beim Tanz, die Tafel biegt sich vor lauter herrlichen Köstlichkeiten, mit denen die Gäste bewirtet werden. Es ist der Glückstag der alten Bettlerin, die dort Einlaß gefunden hat, denn der Koch füllt ihren Korb reichlich mit den für die Herrschaften zubereiteten Delikatessen. Wenn nur die jugendliche Festgesellschaft sich nicht so seltsam benehmen würde…
Viele werden sich daran erinnern können, daß sie als kleines Kind irgendwann einmal in ihrem Bettchen aufgewacht sind und voller Verzweiflung festgestellt haben, daß die Mama nicht da ist. Wie groß war die Freude und die Erleichterung, wenn sie, als sie das Weinen hörte, aus einem anderen Zimmer angelaufen kam. Von einer ähnlichen Erfahrung erzählt Margaret Oliphant in ihrer unheimlichen und bewegenden Geschichte Die offene Tür. Im 19. Jahrhundert kehrt eine Familie aus Indien nach Schottland zurück. Der Sohn Roland ist etwas kränklich und weil ihnen die anderen Kinder weggestorben sind, sorgen sich die Eltern um diesen Sohn besonders. In der Nähe ihres Hauses liegt die Ruine des früheren Herrschaftshauses, die nur noch aus bruchstückhaften Gebäuderesten besteht, unter anderem ist noch ein Giebel mit Mauerwerk und einem offenen Eingang erhalten, der völlig frei da steht - eine offene Tür mitten im Gelände, ein ziemlich skurriler Anblick.
Einige Zeit nach dem Einzug erkrankt Roland schwer, die Eltern fürchten um sein Leben. Er will zunächst nicht sagen, was ihm fehlt, doch dann rückt er mit der Sprache heraus: Jedesmal, wenn er im Park an der alten Ruine vorbeikommt, hört er einen gotterbärmlichen Schrei. Niemand ist zu sehen, aber Roland hört ein leises Weinen und ein jämmerliches Rufen: "Mutter, laß mich rein! Mutter, laß mich rein!" Roland ist von dem Gedanken besessen, dem unsichtbaren Wesen, das so verzweifelt nach seiner Mutter schreit, zu helfen. Aber ruft da wirklich ein Gespenst, das Hilfe benötigt? Oder ist es Roland, dem dringend geholfen werden muß?
Das Weihnachtsfest des Försters ist eine besonders warmherzige Geschichte, in der man den Zauber der Weihnacht verspürt, weil keine überirdischen Wesen helfend eingreifen, sondern weil ein freundlicher Großgrundbesitzer eine gute Tat vollbringt, die zur Folge hat, daß ein alter Förster felsenfest an den Nikolaus glaubt.
Bei dieser Gelegenheit soll noch lobend erwähnt werden, daß in keiner der Geschichten der Weihnachtsmann auftaucht, der ja weniger für eine stimmungsvolle Weihnachtszeit, sondern mehr für Kommerzialisierung und Konsumrausch steht. In diesen Geschichten bringt der Heilige Nikolaus an Weihnachten die Geschenke und sorgt für die rechte weihnachtliche Stimmung, jedenfalls so lange sie nicht von bösartigen Wesen aus der anderen Welt gestört wird, z.B. wenn Kobolde eine Frau entführen wollen, wie in der kurzen Sage von der Insel Shetland In einer Winternacht.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
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Story
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Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Geistergeschichten

Fazit: Ob gruselig, unheimlich, pfiffig, besinnlich oder anrührend - jede einzelne der in dieser Anthologie zusammengestellten Geschichten, auch die hier aus Platzmangel nicht erwähnten, lohnen gelesen zu werden und zwar nicht nur zur Winterzeit.


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