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DIE ENTFÜHRTE PRINZESSIN |
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Wertung:
4 1/2 von 5 1 Rezension |
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-Es
war einmal ein Königreich, das hieß Snögglinduralthorma
oder so ähnlich, genau weiß das heute keiner mehr. Es wurde schon
damals überall bloß "das Nordland" genannt, weil es
hoch, hoch im Norden lag - dahinter wohnten eigentlich nur noch Eisbären
und Robben - und weil niemand den offiziellen Namen richtig aussprechen
konnte.- Schnee und Eis |
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Worum's geht:
In der vom Verband der fahrenden Sänger herausgegebenen Liste heiratsfähiger Königs- und Fürstentöchter entdeckt der siebzehnjährige Prinz Diego von Baskarien die Beschreibung Prinzessin Lisvanas vom Nordland. Der fahrende Sänger Pennegrillo preist Lisvana in den höchsten Tönen: Ein Paradiesvogel, gefangen im Eis, ein Kleinod, nur eines wahren Königs und Helden würdig, korallenrote Lippen, Goldhaar, durchsichtiger Hals, schneeweiße Hände, unvergleichlicher Liebreiz, nie gesehene Anmut Prinz Diego ist hin und weg. Zwar erinnert er sich vage daran, in einer vorherigen Ausgabe der Liste gelesen zu haben, daß die Prinzessin nur mit einer popeligen Mitgift ausgestattet ist, aber das stört ihn nicht im geringsten, denn Diegos Familie schwimmt in Geld. Lisvana ist die Liebe seines Lebens, das weiß er, und so macht er sich mit seinem Vater auf ins Nordland, um die holde Prinzessin heimzuführen. Unglücklicherweise kommt es zwischen Prinz Diego und Ritter Bredur, einem andern Verehrer der Prinzessin zu einem undiplomatischen Zwischenfall und König Rothafur verweigert infolgedessen Diego die Hand der Prinzessin. Prinz Diego sieht nur noch einen Ausweg: Er muß Lisvana entführen. |
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Bibliotheka
Phantastika verleiht![]() Ist es nicht wunderbar, eine Märchenprinzessin zu sein? Man wächst in einem prächtigen Schloß heran, umgeben von herrlichen Gärten, in denen die edelsten Rosen blühen. Die königlichen Eltern lesen ihrem geliebten Töchterchen jeden Wunsch von den Augen ab, man lebt in Glück und Reichtum und kann sich unter den zahlreichen Bewerbern den stattlichsten und schönsten Prinzen als Ehemann erwählen. Es sei denn, man heißt Prinzessin Lisvana und stammt aus Snögglinduralthorma. Zwar liebt König Rothafur seine Tochter und er gönnt ihr allen Reichtum der Welt, aber leider ist sein Königreich eher arm an Bodenschätzen und das unwirtliche Klima verhindert, daß die Natur sich von ihrer besten Seite zeigen kann. Trotzdem halten die Nordländer ihr Königreich für das schönste der Welt. Leider teilt der Rest der Welt diese Ansicht nicht und deshalb findet sich zunächst auch kein geeigneter Kandidat, als König Rothafur Lisvana aufgrund ihres hohen Alters von siebzehn Jahren endlich verheiraten möchte. Die Prinzessin kann so schön sein, wie sie will, ein paar Silberlöffel zweiter Wahl, zwanzig schlechte Pferde und ein Streifen faulig riechendes Moorgebiet ist den potentiellen Freiern einfach zu wenig. Karen Duve bietet ihren Lesern eine höchst unterhaltsame Mischung aus Märchen und Heldensage, die durch Ironie und Sprachwitz besticht. Die entführte Prinzessin basiert auf der Kudrun-Sage, auch dort findet man den fahrenden Sänger, der den Hof mit seiner Kunst unterhält, es gibt ein Nordland, zwei rivalisierende Männer, die um die Hand der schönen Königstochter werben und natürlich die liebreizende Prinzessin höchstselbst- Kudrun. Wer als Kind die Heldensagen verschlungen und mit der armen Prinzessin gelitten hat, als sie im kalten Winter von ihrer bösen "Fast-Schwiegermutter" dazu gezwungen wurde, im eisigen Wasser die Wäsche zu waschen und wer Kudrun bewunderte, weil sie diese niedere Arbeit mit so viel edlem Stolz und schlichter Würde verrichtete, der wird sich wundern, denn Karen Duve entlarvt Kudruns alter ego Lisvana als eigensinnige Zicke, die sich keineswegs edel verhält, sondern höchstens albern und bockig. Überflüssig zu sagen, daß Duves Version die weitaus amüsantere ist. Karen Duve spielt fröhlich mit Motiven aus bekannten Geschichten: Prinz Diego und Ritter Bredur machen eine Reise, die Sindbads würdig wäre, Lisvana verliert ihren Schuh wie Aschenputtel, ein Zwerg ist so reich wie König Drosselbart, ein zweiter, äußerst unheimlicher Entführer spricht mit mindestens genauso vielen "ö" wie der See-Elefant. Sie hat sich aber nicht nur von fiktiven Geschichten, sondern auch auf makabre Weise von der Historie inspirieren lassen. Der Leser erfährt, daß die Jungfer Cäcilie von Glauberach aus der Heiratsliste gestrichen worden ist, weil sie ihrer Leidenschaft fürs Tabakrauchen zum Opfer gefallen ist. Sie wurde von ihrer Mutter dabei ertappt, wie sie rauchte, versuchte die Pfeife in den Stoffbahnen ihres Rockes verschwinden zu lassen und ging dabei in Flammen auf. Dieses tragische Schicksal ereilte in Wirklichkeit 1867 die Tochter von Erzherzog Albrecht und Hildegard von Bayern, Mathilde, die mit achtzehn Jahren starb, weil sie eine brennende Zigarette aus Angst vor Strafe hinter ihrem Rücken verstecken wollte. Dabei fing der leicht entflammbare Tüll sofort Feuer und Mathilde verbrannte. Der Roman bietet aber auch weniger tragische Anspielungen auf die Realität. So darf sich jeder von der Autorin verstanden fühlen, der unter einer lieblosen Mutter leidet, die sich lieber um ihren Garten kümmert (oder um ihre Corgies ;-) ) als um ihr Kind. Leider ist das Ende ein wenig zu konventionell geraten. Wer so virtuos und amüsant wie Karen Duve mit den Genres Märchen, Heldensage und romantische Liebesgeschichte spielt, der hätte die Prinzessin ruhig mit dem Drachen verheiraten dürfen, der natürlich auch in diesem Roman vorkommt, anstatt mit Ihr habt jetzt nicht wirklich geglaubt, daß ich den Schluß verrate, oder? (rezensiert von: Top Dollar) |
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Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch... |
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Fazit: Auf dem Fundament altbekannter Geschichten errichtetes modernes Märchen, voller Sprachwitz und Ironie. |
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